Claiming-Rule-Teams: Warum der Name trügt
In der MotoGP-Saison 2012 nahmen erstmals die sogenannten Claiming-Rule-Teams (CRT) teil. Die CRT-Maschinen sind Rennmotorräder mit 1000-ccm-Superbike-Rennmotoren von Aprilia, Honda, BMW oder Kawasaki, die Fahrwerke kommen von Herstellern wie FTR, Suter oder ART-Aprilia. Mit diesen Bikes wurde das auf zwölf Prototypen (je vier von Honda, Yamaha und Ducati) geschrumpfte Startfeld aufgepeppt.
Der Begriff «Claiming Rule» kommt aus Amerika und bedeutet, dass ein Fahrzeug «geclaimt», also beschlagnahmt oder gekauft werden kann. In der MotoGP-Klasse bedeutet das: Ein im Hersteller-Bündnis MSMA engagiertes Werk (zum Beispiel Honda, Yamaha oder Ducati) hat das Recht, nach dem Rennen den Motor eines CR-Teams zu kaufen. Die Preise sind festgelegt: 20'000 Euro inklusive Getriebe/Kraftübertragung, 15'000 Euro ohne Getriebe/Kraftübertragung.
Maximal dürfen pro Saison maximal vier Motoren eines CR-Teams geclaimt werden. Honda, Yamaha oder Ducati dürfen vom selben CR-Rennstall nicht mehr als ein Triebwerk claimen.
Wenn ein Hersteller einen «Claim» vollführen will, muss er die Race-Direction nach dem Start schriftlich informieren. Falls am selben Tag mehr als ein «Claim» gegen dasselbe Team eingebracht wird, wird der zuerst eingebrachte Antrag berücksichtigt. Alle andern kommen nicht zum Zug.
«In der letzten Saison hat es nie einen Claim gegeben», schilderte Race-Director Mike Webb gegenüber SPEEDWEEK.com. Auch in den bisherigen fünf Grands Prix 2013 kam es nicht dazu.
Wenn das angepeilte Team nicht schon vier Claims in einer Saison überstanden hat, wird die Race-Direction den Technical Director anweisen, den entsprechenden Motor nach dem Rennen sofort zu identifizieren. Das CR-Team muss das Triebwerk innerhalb von zwei Stunden nach dieser Identifikation bei der Technischen Abnahme abliefern, wo es der Technical Director dem erfolgreichen Käufer übergibt. Dann wird die Teamvereinigung IRTA über den erfolgreichen Kauf (oder Claim) informiert. Dann wird sich die IRTA um die korrekte Bezahlung samt Rechnungsstellung zwischen den beiden involvierten Teams kümmern.
Nicht jeder CR-Motor kann geclaimt werden
So mancher Claim wäre ohnedies mit Hindernissen gepflastert: Die Firma Suter Racing Technology least die BMW-S1000RR-Motoren bei BMW und vermietet sie dann weiter an das Team Iodaracing. Sie befinden sich also im Eigentum von BMW, sie könnten gar nicht verkauft werden.
Übrigens: Die CR-Teams profitieren von einigen Vorteilen gegenüber den Prototypen-Teams. Sie dürfen im Rennen 24 statt 21 Liter verbrauchen und zwölf statt fünf Motoren pro Rennsaison. Neu in der WM antretende Werke dürfen neun statt sechs Triebwerke verwenden. Als «neu» gelten jene MSMA-Hersteller, die seit 2007 nicht in der MotoGP vertreten waren. Suzuki (2011 noch dabei) muss also bei der Rückkehr 2014 mit fünf Motoren das Auslangen finden.
2014 werden einige Claiming-Rule-Maschinen wieder aus der WM verschwinden, weil Honda Production-Racer verkauft (für 1 bis 1,2 Mio Euro) und Yamaha für maximal vier Fahrer YZR-M1-Motoren anbieten wird.
Was bisher nicht wirklich bekannt war: Die Teams, die für 2014 einen Production-Racer von Honda kaufen, werden als CR-Teams gelten und dürfen deshalb pro Saison zwölf statt fünf Motoren verheizen sowie 24 statt 20 Liter (2014 wird der Tankinhalt um einen weiteren Liter reduziert).
Da also bisher kein Claim stattgefunden hat, macht auch der Begriff Claiming Rule-Team wenig Sinn. Schon gar nicht für die Saison 2014. «Deshalb könnte CRT künftig für Constructor’s Racing Team stehen», lautet ein Vorschlag von Mike Webb.