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Überraschung: Stefan Bradl mit Brembo statt Nissin!

Von Günther Wiesinger
Jetzt ist es Tatsache: Strefan Bradl fährt bereits heute in Assen mit Bremsanlagen von Brembo.

Kaum jemand hat etwas bemerkt: Stefan Bradl, der bei seinen bisherigen 24 MotoGP-Rennen japanische Nissin-Bremsen verwendete, hat am Montag nach dem Catalunya-GP erstmals Vergleichsfahrten mit einer Bremsanlage von Brembo gemacht. Das war mit Nissin so vereinbart worden. Der Bayer probierte das Brembo-System nachher auch auf dem MotorLand Aragón aus und testete dort auch die 2014-Werksmaschine mit Brembo-Bremsen.

Inzwischen hat sich LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello mit Nissin-Manager Oota geeinigt. Heute im ersten Training zur Dutch-TT in Assen wird Bradl bereits mit einer Brembo-Bremsanlage ausrücken. Cecchinello: «Öhlins erprobte am 2014-Prototyp von Honda in Aragón neue Vordergabeln. Und da es im Interesse unseres Teams ist, das beste und aktuellste Material von Öhlins zu erhalten, haben wir uns entschlossen, vorübergehend denselben Bremsenlieferanten zu verwenden wie HRC. So können HRC und Öhlins mehr Daten sammeln. Und wir können Öhlins bei der Entwicklung der Federelemente helfen.»

Stefan Bradl war 2013 in den Rennen von Doha und Jerez übers Vorderrad gestürzt und hatte besonders in Jerez kein Vertrauen zum Vorderreifen gefunden. Bradl klagte über ein nicht zufriedenstellendes «release feeling» der Vorderbremse, über ein merkwürdiges Gefühl beim Loslassen der Vorderbremse.

Nach einer gemeinsamen Analyse mit den HRC-Ingenieuren wurde die seit Motegi 2012 verwendete Sechs-Kolben-Bremsanlage von Nissin für den Le Mans-GP abgebaut und durch das letztjährige (inzwischen verbesserte) Vier-Kolben-Bremssystem ersetzt. Bradl gelang dann in Mugello ein vierter und in Barcelona ein fünfter Rang.

HRC braucht Daten vom 2014-Bike

Aber Bradl soll in den nächsten Monaten die 2014-Honda noch mehrmals testen, sie war bereits in Aragón mit einer Brembo-Anlage ausgerüstet und wird es auch bei den nächsten Tests sein. Im Vorjahr montierte die LCR-Crew jeweils eine Nissin-Anlage, wenn Stefan Bradl den Prototyp für 2013 ausprobierte.

«HRC und Öhlins will möglichst viele Daten von uns, deshalb ist es sinnvoller, wenn wir nicht nur bei den Öhlins-Federelementen das gleiche Material wie das Honda-Werksteam haben, sondern auch beim Bremsenfabrikat», stellte Teambesitzer Lucio Cecchinello im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest.

LCR war erst für die Saison 2011 mit Toni Elias auf Nissin umgestiegen, weil der Spanier von guten Erfahrungen mit Nissin in seiner Gresini-Honda-MotoGP-Zeit berichtete. Ausserdem zeigte damals Marco Simoncelli mit Nissin auf der Gresini-Honda eindrucksvolle Leistungen.

Honda legt Wert darauf, dass Nissin in der MotoGP-WM bei einzelnen Teams zum Zug kommt: Honda ist zu 45 Prozent an diesem Unternehmen beteiligt. Übrigens: Alvaro Bautista vertraut bei Gresini weiter auf Nissin.

Stefan Bradl: «Rollphase ist kürzer»

«Ich hatte mit der Brembo-Anlage beim Loslassen der Vorderbremse ein besseres Gefühl», erklärte Stefan Bradl, «und mehr Feedback vom Vorderreifen. Ich kann länger in die Kurven reinbremsen, ohne in Gefahr zu sein. Die Zeitspanne zwischen dem Loslassen der Bremse und dem neuerlichen Gasgeben verkürzt sich mit der Brembo. Die Rollphase wird kürzer.»

Cecchinello hat sich von Nissin bisher nur vorübergehend getrennt. Die Aufkleber sind weiter auf dem Motorrad und auf der Teambekleidung zu sehen. Denn Nissin produziert verschiedene Teile für die Fahrzeugindustrie und will die Marke weiter promoten. Ausserdem werden bei LCR die Bremskolben hinten weiter von Nissin verwendet, dazu der hintere Hauptbremszylinder und der Hauptzylinder für die Kupplung.

Bald wieder Tests mit Nissin?

Wurde auch vereinbart, dass Stefan Bradl zu einem späteren Zeitpunkt wieder Weiterentwicklungen von Nissin zu Vergleichszwecken ausprobieren wird? «Ja, das ist der Plan», erklärte LCR-Teambesitzer Lucio Cecchinello.

Bradl verfügt jetzt über die gleichen Bremsen wie die Werksfahrer von Honda, Yamaha und Ducati.

«Ich bin dankbar», zeigte sich Cecchinello erleichtert, «dass wir zu dieser Lösung gefunden haben. Für HRC und Öhlins ist das Datensammeln mit dem 2014-Bike einfacher, wenn wir den identischen Bremsen-Lieferanten haben.»

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