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Ben Spies: «Es ist egal, warum der Sturz passierte»

Von Matthias Dubach
Ben Spies: Nach dem Crash am Samstagmorgen blieb nur die Zuschauerrolle

Ben Spies: Nach dem Crash am Samstagmorgen blieb nur die Zuschauerrolle

Das Comeback des vom Pech verfolgten Amerikaners dauerte in Indianapolis nur gerade eineinhalb Tage. Was der Ducati-Pilot vor der Abreise nach Texas sagte.

Es ist ein schon fast bemitleidenswertes Bild, das sich SPEEDWEEK.com beim Besuch im stattlichen Motorhome bot, das Ben Spies für sein Comeback in der MotoGP-WM nach Indianapolis bringen liess. Der Amerikaner lag mit nacktem Oberkörper in einem Sessel, trotz der ziemlichen Hitze im Luxus-Wohnmobil hatte sich Spies mit einer schweren Decke bis zur Brust zugedeckt. Sichtbar waren die beiden grossen Problemzonen des Ducati-Piloten, auf der rechten Schulter prangt von der Operation der Verletzung, die ihn monatelang ausser Gefecht gesetzt hatte, eine lange Narbe.

Aktuell verursachte aber die linke, von Tattoos geschmückte Schulter das Elend. «Ich konnte kaum schlafen und habe mich ziemlich mies gefühlt, aber das ist wohl normal. Die Schulter ist noch immer gleich, wir müssen warten und schauen, was die Ärzte sagen. Erst dann wissen wir genau, wie es aussieht und wie lange ich ausfallen werde», brummte Spies, der sich nach einem Highsider im Training am Samstagmorgen die Schulter auskugelte, es wird eine Verletzung an der Stelle zwischen Schlüsselbein und Schulter vermutet. Der grosse Pechvogel der letzten zwei Jahre wird sich diese Woche in seiner texanischen Heimat untersuchen lassen, um Gewissheit zu bekommen.

«Ich bin angepisst im Moment, das ist klar. Die Schmerzen sind heftig, und ich bin verärgert, dass ich nicht hier beim Heim-GP fahren kann und es verpasst habe, bei diesen drei Rennen in Serie wieder in Schwung zu kommen», sagte der 29-Jährige am Sonntagmorgen. Da ihm wenig anderes übrigbleibt, flüchtete er sich in Zweckoptimismus. Es ist nicht eine so schwere Verletzung wie letztes Mal. Nicht mal annähernd. Die Schmerzen sind vielleicht ähnlich, aber die Erholungszeit wird nicht so lange dauern. Es ist nicht so schlimm, aber auch nicht so unbedeutend, dass ich in zwei Wochen zurückkommen könnte. Ich weiss nicht, ob es drei, vier oder sechs Wochen werden. Aber sicher nicht vier Monate. aber jetzt muss ich den Termin bei den Ärzten abwarten.»

Keine Traktionskontrolle im ersten Gang

Spies flog von seiner Pramac-Ducati ab, als er aus einer engen Linkskurve in Richtung des schnellen Knicks, der ins Infield führt, heraus beschleunigen wollte. Die Traktionskontrolle griff nicht ein – weil das Getriebe im ersten Gang steckte. Der Amerikaner erzählte: «Ich habe mir den Crash einige Male angesehen. Die Schulter habe ich mir wohl ausgekugelt, als ich auf dem Bike gelandet bin. Es war sicher hauptsächlich mein Fehler, mit der Traktionskontrolle hatte das wenig zu tun. Wenn du im ersten Gang bist, funktioniert sie nicht. Den ersten Gang brauchst du sonst nur in der Boxengasse, aber hier bist du in der engen Passage zur Kurve 4 hin im ersten Gang unterwegs. Würde ich schon die ganze Saison fahren, wäre das wohl in meinem Kopf gewesen, es war sicher mein Fehler. Es hilft mir in meiner Situation nicht, gross an der Ursache herum zu studieren, das ist Racing und es kann passieren. Natürlich sollte der Fehler bei dieser geringen Geschwindigkeit nicht passieren, aber es ist passiert. Es ist egal, wie es dazu gekommen ist. Das Resultat ist so, wie es ist. Am Ende des Tages tut es mir mehr leid für die Fans und alle, die hinter mir stehen und für Ducati im Allgemeinen.»

Eine solche Unfallursache ist nicht neu, vor zwei Jahren flog Jorge Lorenzo in Laguna Seca im Training heftig ab, weil er ebenfalls nicht realisierte, dass er sich noch im ersten Gang befand und die Traktionskontrolle ausser Dienst war. Spies war damals bei Yamaha Teamkollege des Spaniers gewesen. «Es war kein Crash, weil ich über das Limit pushte. Einfach nur ein dummer, blöder Fehler, wie es mal Jorge in Laguna passierte, der mir eine Verletzung eingebracht hat. Aber so ist es nun einfach.»

Dabei war der Texaner beim Comeback ermutigend ins Wochenende gestartet. «Ich denke, wir haben einen guten Job gemacht, ich habe mich gefreut über Platz 12, ich war nicht mal eine Sekunde hinter Nicky und Dovi, die das Bike jede Woche fahren und viel getestet haben. Wir haben das Setting in zwei Stunden auf dem Motorrad hingekriegt und kamen bereits so nahe. Ich war sehr glücklich mit dem Team, aber leider passierte der Crash», klagte der Glücklose, der in der Horizontalen liegend Lichtjahre weg von seinen grossen Erfolgen in der Superbike-WM oder seinem GP-Sieg in Assen 2011 schien. In Indy sind Spies wieder ein paar neue Steine in den Weg zurück gerollt worden.

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