Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Stefan Bradl «Ich höre auf. Es hat keinen Sinn»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl im ersten freien Training auf Phillip Island

Stefan Bradl im ersten freien Training auf Phillip Island

Stefan Bradl drehte im ersten freien Training elf Runden, verlor 4 sec und landete auf Platz 20. Dann entschied er sich zum Einpacken.

Stefan Bradl konnte sich nicht so richtig ausmalen, wie schlimm und schmerzhaft sich das Fahren mit der Honda RC213V sechs Tage nach der Operation des rechten Knöchels gestalten würde.

Er fuhr zuerst einmal vier Runden und lag als 16. mit 1:38,70 min auf Platz 16.

Dann rutschte er auf Platz 18 zurück, obwohl er sich auf 1:34,259 min verbessert hatte.

Nachher wurde es von den Zeiten her zäh. 1:34,185 min (Platz 21), danach 1:33,596 min und 1:33,165 min. So reduzierte er den Rückstand auf die Bestzeit zuerst auf 4,2 Sekunden, dann auf 3,8 Sekunden, am Schluss waren es wieder 3,998 Sekunden.

Bradl spulte insgesamt elf Runden ab, Jorge Lorenzo und Marc Márquez schafften in diesen 45 Minuten deren 20.

Danach fand in Stefan Bradls LCR-Umkleidekammer in einem Container hinter den Boxen Kriegsrat statt. Oder zumindest eine Standortbestimmung.

Kriegsrat im Container

«Ich weiss jetzt schon, wie es mit den Fortschritten in den nächsten Trainings aussehen würde», grübelte Stefan. «Ich würde vielleicht da und dort in einer Kurve zwei oder drei Zehntelsekunden finden, insgesamt vielleicht eine Sekunde. Dann bin ich vielleicht 15. – und fighte am Sonntag im Rennen gegen eine Gruppe von CRT-Piloten. Ich kann aber das Bike in den Rechtskurven nicht sehr gut unter Kontrolle halten. Ich wurde mehrmals rausgetragen... Was hat das für einen Sinn? So viel Risiko für einen einzigen WM-Punkt? Ich fühle mich alles andere als wohl auf dem Motorrad. Das ist extrem schade. Denn diese Piste ist herrlich, besonders jetzt mit dem neuen Belag. Auch das Motorrad fühlt sich hier erstklassig an. Das habe ich gespürt, trotz des Rückstands.»

LCR-Teamchef Lucio Cecchinello gab zu bedenken, ob man nicht den nächsten Medical Check in einer Stunde (13 Uhr Ortszeit) abwarten sollte. Und dann erst zu entscheiden, ob man endgültig einpacken sollte oder nicht.

«Was bringt das?» Bradl wirkte entschlossen. «Wir haben den australischen Rennarzt schon am Donnerstag an der Nase rumgeführt. Es ist besser, wir setzten jetzt am Nachmittag die Therapie fort, kümmern uns um die Schwellung und um die Beweglichkeit und schauen, dass wir am nächsten Freitag in Motegi weniger Schmerzen haben und bestmöglich dastehen.»

«Ich habe fürs erste Training mit fünf Sekunden Rückstand gerechnet», gab Lucio Cecchinello zu. «Jetzt sind es vier. Vielleicht hätte man den Rückstand bis Samstag auf drei Sekunden reduzieren können... Aber Stefan, die Entscheidung liegt bei dir. Normal fährt man nach so einer Verletzung nach 20 Tagen wieder, sagen die Ärzte. Bei dir sind seit der OP erst sechs vergangen.»

«Wenn du nicht mehr fährst, Stefan, dann sehen wir das nicht als Aufgabe oder Niederlage. Wir geben nie auf. Sondern wir treffen einfach die bestmögliche Entscheidung», warf Crew-Chief Beefy Bourguignon ein. «Du hast nur zwei Füsse, Stefan.»

Der belgische Race Engineer gab noch etwas zu bedenken: «Hier auf Phillip Island werden die CR-Bikes ziemlich konkurrenzfähig sein. Wenn die Fahrer einen angeschlagenen Gegner wie Stefan auf einem Prototyp vor sich sehen, wird er für alle die grosse Zielscheibe sein. Ausserdem hatten wir für die letzten vier Rennen das Ziel, Stefan 2013 noch einmal auf das Podest zu bringen. Das ist jetzt aussichtslos. Er könnte hier vielleicht vier, zwei oder einen Punkt holen. Das bringt uns aber nicht weiter.»

Das Schlusswort von Stefan Bradl: «Ich sehe keinen Sinn, jetzt noch einmal aufs Motorrad zu steigen. Es tut mir leid. Es macht auch keinen Sinn, bis Samstagfrüh zu warten und dann noch einmal zu fahren. Dadurch wird nichts besser. Es ändert sich nichts. Ich kann mich bei den Richtungswechseln und beim Umlegen viel zu wenig auf den Fussrasten abstützen, ich muss fast alles mit dem Oberkörper machen... Wenn ich Kopf und Kragen riskiere, kann ich vielleicht am Samstag auf Platz 12 oder 15 vorfahren. Aber die anderen steigern sich auch. Es braucht sich auch keiner einzubilden, dass ich nächsten Freitag in Motegi schmerzfrei und problemlos fahren kann. Aber wir werden es dann wieder probieren.»

Bradl hat durch den Nuller in Sepang Platz 6 um einen Punkt an Alvaro Bautista verloren. Auf den WM-Achten Andrea Dovizioso hat er noch 15 Punkte Vorsprung. Diesen siebten Platz sollte er in Motegi und Valencia erfolgreich verteidigen können.

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