Stefan Bradl: «Ich werde nicht ums Leben fahren»
Phillip Island: Stefan Bradl in der LCR-Box
Der Medical Check von Stefan Bradl wurde heute in Phillip Island von 14 Uhr Ortszeit (5 Uhr in Europa) auf circa 17 Uhr verschoben. Das ermöglichte dem LCR-Honda-Piloten die Möglichkeit, auf dem Soziussitz eines Rollers noch eine Runde um den Circuit zu drehen.
«Die Piste ist neu asphaltiert worden, das will ich mir anschauen. Es gibt jetzt weniger Bodenwellen, das sollte mir morgen beim Fahren mit dem gebrochenen Knöchel entgegenkommen», meinte der Bayer.
«Es geht mir schlechter als am Mittwoch», erzählte Stefan, als er um 14 Uhr in der LCR-Box sass, während Mechaniker Joan die Armstütze der Krücken ein bisschen modifizierte. «Damit ich die Hände und Unterarme nicht von oben einfädeln muss, sondern sie einfach von vorne nach hinten reindrücken kann.»
«Ich bin am Mittwochnachmittag erstmals nur ein paar Schritte mit einer Krücke gegangen und habe den Fuss ein bisschen belastet», schilderte Bradl. «Dadurch hat sich der Bluterguss verhärtet. Die Schmerzen sind jetzt stärker als gestern. Vielleicht haben wir zu viel gemacht... Ich bin vorher einmal in den Rennstiefel geschlüpft. Er ist verdammt eng. Er wird jetzt weiter gemacht.»
Auch das Team hat sich etwas einfallen lassen: Rechts wurde eine vibrationsdämpfende Fussraste montiert.
Bradl weiss schon, was ihn beim Medical Check erwartet. Dr. Michele Macchiagodena wird seinen Gesundheitszustand und seine Einsatzfähigkeit heute nicht endgültig beurteilen. Es wird also nicht heissen: «FIT TO RACE» oder «UNFIT TO RACE».
Es wird heissen: «Fitness to be reviewed.»
Das bedeutet: Bradl soll am Freitag die beiden freien Trainings fahren. Danach wird er noch einmal untersucht. Bei dieser Gelegenheit wird anhand seiner Trainingszeiten, seiner Platzierung und der auftretenden Schmerzen entschieden, ob das Experiment am Samstag und Sonntag fortgesetzt wird. Fall es ein Okay für Samstag gibt, wird für Sonntag der ganze Medical Check wiederholt. Notfalls erst nach dem Warm-up.
«Vielleicht mache ich Freitagfrüh nur einen vorsichtigen Fahrversuch. Dann sehen wir, wie es funktioniert. Vielleicht ruhe ich mich dann ordentlich aus und fahre am Nachmittag ein paar Runden mehr. Für den Nachmittag lasse ich mir dann eine schmerzstillende Spritze geben. Aber nur einmal am Tag. Ich will nicht so viel giftiges Zeug in meinem Körper haben. Sonst spüre ich den Fuss beim Fahren gar nimmer. Und wenn sich herausstellt, dass ich trotzdem nur am 15. Platz rumfahren kann, werden wir die Rückkehr auf Japan verschieben. Ich bilde mir aber nicht ein, dass ich dort schmerzfrei fahren kann.»
Aber Stefan Bradl hat seinen Humor nicht verloren. «Für zwei, drei Punkte werde ich mich hier nicht aufopfern und ums Leben fahren. Ich will schon mehr Punkte holen...» Dann fügte er schmunzelnd hinzu: «Am liebsten 25.»