Fix: MotoGP-Finale nicht in Valencia

MotoGP: Die sinnlose Claiming-Rule wird abgeschafft

Von Günther Wiesinger
Seit zwei Jahren existiert in der MotoGP eine Claiming Rule, über die niemand genau Bescheid wusste. Jetzt kommen die Open-Teams.

Seit 2012 wird das MotoGP-Feld mit CRT-Maschinen aufgefüllt. Was bedeutet CRT, also Claiming-Rule-Teams? Und wurde je ein «Claim» gemacht?

Nein. Und nach dieser Saison verschwindet der misslungene und irreführende Begriff Claiming Rule Team wieder von der Bildfläche.

Schon vor einem Jahr wurde überlegt, die Bezeichnung CRT als «Constructor’s Racing Teams» zu brandmarken.

Jetzt wird die «claiming rule» für 2014 wieder aus dem Reglement entfernt. «Die MotoGP-Teams haben jetzt zwei Optionen», hält Race Director Mike Webb im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Es hängt davon ab, welche ECU-Software sie benützen. Die bisherigen CRT heissen künftig ‹Open›, dazu gibt es die Option ‹Factory›».

Das heisst: Wer die Einheits-ECU von Magneti Marelli verwendet (Hardware und Software), gilt als Open-Team, darf also 24 statt 20 Liter Sprit verheizen und zwölf Motoren. Wer nur die Hardware von Magneti benützt und die firmeneigene Software wie die vier Prototypen von Honda, Yamaha und Ducati, der gilt als Factory-Team. Nachteil: 20 Liter Sprit, fünf Motoren pro Fahrer und Saison.

In der MotoGP-Saison 2012 nahmen erstmals die sogenannten Claiming-Rule-Teams (CRT) teil. Die CRT-Maschinen sind Rennmotorräder mit 1000-ccm-Superbike-Rennmotoren von Aprilia, Honda, BMW oder Kawasaki, die Fahrwerke kommen von Herstellern wie FTR, Suter, PBM oder ART-Aprilia. Mit diesen Bikes wurde das auf zwölf Prototypen (je vier von Honda, Yamaha und Ducati) geschrumpfte Startfeld aufgepeppt.

Der Begriff «Claiming Rule» kommt aus Amerika und bedeutet, dass ein Fahrzeug «geclaimt», also beschlagnahmt oder gekauft werden kann. In der MotoGP-Klasse bedeutete das: Ein im Hersteller-Bündnis MSMA engagiertes Werk (zum Beispiel Honda, Yamaha oder Ducati) hat (noch bis zum Valencia-GP) das Recht, nach dem Rennen den Motor eines CR-Teams zu kaufen. Die Preise sind festgelegt: 20.000 Euro inklusive Getriebe/Kraftübertragung, 15.000 Euro ohne Getriebe/Kraftübertragung.

Und welchen Sinn hatte die Claiming Rule? Sie sollte gewährleisten, dass kein CRT-Hersteller einen Hightech-Motor baut und einsetzt, der in der Herstellung 200.000 Euro kostet und dann für 20.000 Euro geclaimt werden und dann von der Konkurrenz noch zerlegt und seziert werden kann...

Maximal durften pro MotoGP-Saison maximal vier Motoren eines CR-Teams geclaimt werden. Honda, Yamaha oder Ducati hätten vom selben CR-Rennstall nicht mehr als ein Triebwerk claimen dürfen.

Hätte ein Hersteller einen «Claim» vollführen wollen, hätte er die Race Direction nach dem Start schriftlich informieren müssen. Falls am selben Tag mehr als ein «Claim» gegen dasselbe Team eingebracht worden wäre, wäre der zuerst eingebrachte Antrag berücksichtigt worden. Alle andern wären nicht zum Zug gekommen.

«Weder 2012 noch 2013 hat es einen Claim gegeben», schilderte Race Director Mike Webb gegenüber SPEEDWEEK.com.

Bei einem Claim hätte die Race Direction den Technical Director angewiesen, den entsprechenden Motor nach dem Rennen sofort zu identifizieren. Das CR-Team müsste das Triebwerk innerhalb von zwei Stunden nach dieser Identifikation bei der Technischen Abnahme abliefern, wo es der Technical Director dem erfolgreichen Käufer übergibt. Dann würde die Teamvereinigung IRTA über den erfolgreichen Kauf (oder Claim) informiert. Die IRTA müsste sich dann um die korrekte Bezahlung samt Rechnungsstellung zwischen den beiden involvierten Teams kümmern.

Nicht jeder CR-Motor kann geclaimt werden

So mancher Claim wäre ohnedies mit Hindernissen gepflastert gewesen: Die Firma Suter Racing Technology least die BMW-S1000RR-Motoren bei BMW und vermietet sie weiter an das Team Iodaracing. Sie befinden sich also im Eigentum von BMW, sie könnten gar nicht verkauft werden.

Übrigens: Die CR-Teams dürfen 2013 zwölf statt fünf Motoren pro Rennsaison verbrauchen. Neu in der WM antretende Werke dürfen neun statt sechs Triebwerke verwenden. Als «neu» gelten jene MSMA-Hersteller, die seit 2007 nicht in der MotoGP vertreten waren. Suzuki (2011 noch dabei) muss also bei der Rückkehr 2015 mit fünf Motoren das Auslangen finden.

2014 werden einige Claiming-Rule-Maschinen (sorry: Open-Motorräder) wieder aus der WM verschwinden, weil Honda für vier Fahrer Production-Racer verkauft hat und Yamaha für die zwei Forward-Fahrer YZR-M1-Maschinen anbietet.

Die Teams, die für 2014 einen Production-Racer von Honda kaufen oder M1-Yamaha leasen, werden als Open-Teams eingestuft und dürfen deshalb pro Saison zwölf statt fünf Motoren verheizen sowie 24 statt 20 Liter (2014 wird der Tankinhalt für die Factory-Teams von 21 auf 20 Liter reduziert).

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