Ben Spies: «Kein Tag ohne Schmerzen»
Seit dem Grand Prix von Malaysia im letzten Jahr kämpft Pramac-Ducati-Pilot Ben Spies mit Schmerzen und Kraftlosigkeit in der rechten Schulter, die er sich in Sepang verletzte. Die Schonhaltung aufgrund der verletzten Schulter verursachte nach den ersten zwei Saisonrennen 2013 zusätzlich Probleme mit dem Brustmuskel. Ein Comeback-Versuch in Mugello scheiterte. In Indianapolis stürzte Spies erneut und verletzte sich an der linken Schulter. Nun zog der Amerikaner die Konsequenzen.
Ducati und Ben Spies gaben am Samstag bekannt, dass der amerikanische Superbike-Weltmeister von 2009 im nächsten Jahr keine Rennen bestreiten wird. Der Zwei-Jahres-Vertrag mit dem Team Ignite Pramac Ducati wurde einvernehmlich aufgelöst. Auch ein Superbike-Deal für 2014, der zeitweise im Raum stand, scheiterte an Spies‘ Gesundheitszustand.
2009 hatte «Elbowz» als Rookie mit elf Pole-Positions und 13 Laufsiegen die Superbike-WM aus den Angeln gehoben. Zuvor hatte der 29-jährige Texaner drei Mal in der amerikanischen AMA-Superbike-Klasse mit Suzuki triumphiert. In der MotoGP-WM blieben die ganz großen Erfolge jedoch aus.
Rücktritt nach 21 Jahren im Motorradsport
Nun musste Ben Spies nach 21 Jahren seinen Rückzug aus dem Motorradsport verkünden. «Ich verstehe jetzt, wie es sich anfühlt, wenn ein Profisportler an diesem Punkt angekommen ist und weiß, dass es die richtige Entscheidung ist. Ich befinde mich gerade an jenem Punkt.»
«Der Crash in Indy war übel», erklärte Spies gegenüber «Cycle World». «Doch diese Verletzung war nicht mit jener an der rechten Schulter aus dem Oktober 2012 vergleichbar. Ich habe mich neun Monate lang stetigem Rehabilitationstraining unterzogen, doch meine Schulter war nicht mehr wie vorher. Ich habe seitdem keinen Tag ohne Schmerzen und Einschränkungen verbracht.»
Spies weiß, wie hart sein Rücktritt Anhänger und Unterstützer trifft. «Es ist schwieriger für meine Fans und die Menschen, die mich während meiner gesamten Karriere unterstützt haben. Ich wollte bereits lange für Ducati fahren. Als Filippo Preziosi noch bei Ducati war, hat er sich sehr für mich eingesetzt. Auch Claudio Domenicali und Alessandro Cicognani haben mich unterstützt. Das macht es noch härter, denn es fühlt sich an, als würde ich diese Menschen im Stich lassen. Am Ende des Tages muss man jedoch das Richtige tun.»
Comeback derzeit ausgeschlossen
Die Gerüchte um Spies‘ Rückkehr in die Superbike-WM trafen zu. «Ich stand mit Ducati-Superbike-Manager Ernesto Marinelli in Kontakt und Ducati machte mir ein gutes Angebot. Sie taten alles, was in ihrer Macht stand und ich freute mich auf meine Rückkehr in die Superbike-WM. Es ist hart, dass ich diesen Schritt nun doch nicht machen kann.»
Ein Comeback schließt Spies derzeit aus. «Wenn ich zurückkäme und Rennen fahren würde, dann aus den falschen Gründen. Ich weiß, dass ich nicht auf demselben Level wäre und ich wollte nie ein Fahrer sein, der nur seine Runden dreht. Das passt nicht zu mir.»
In der näheren Zukunft will sich Spies ins Privatleben zurückziehen und sich mehr auf sein Rad-Team «Elbowz Racing» konzentrieren. «Das Team macht sich großartig und wird jedes Jahr besser. Nun werde ich viel mehr Freizeit haben, um mit den Fahrern und Sponsoren in Kontakt zu sein. Doch ich will auch im Motorradsport tätig bleiben. Ich werde nicht bei jedem Rennen anwesend sein, aber ich will mich maßgeblich beteiligen», verspricht der Amerikaner.
Der wehmütige Blick zurück
Im Rückblick auf seine Karriere erklärte Spies: «Ich fuhr meine ersten Rennen mit acht Jahren und mit 12 oder 13 reiste ich bereits viel. Es war ein Vollzeitjob. Mein Ziel war es, für das Fahren bezahlt zu werden. Alles andere betrachte ich als Bonus. Ich durfte für ein Werksteam fahren und ich gewann drei AMA-Titel und die Superbike-Krone. Ich habe zwar nie einen MotoGP-Titel erzielt, aber ich triumphierte im Rennen von Assen und das ist die geschichtsträchtigste Strecke des Kalenders. Ich war unter den Top-5 der Weltmeisterschaft und für einige Zeit der beste Amerikaner. Wir haben einige wichtige Erfolge gefeiert. Tom Houseworth und ich arbeiteten für mehr als zehn Jahre zusammen und wir haben eine sehr enge Verbindung.»
«Drei AMA-Superbike-Titel zu gewinnen ist für mich wirklich herausragend. Obwohl Mat Mladin und ich uns nicht besonders leiden konnten, habe ich für ihn als Fahrer viel Respekt. Das waren wahrscheinlich die härtesten und spaßigsten drei Jahre meines Lebens. Ich habe ihn gepusht und er mich», erinnert sich Spies.
«Ich weiß nicht, wie mich die Menschen und andere Rennfahrer einschätzen, aber ich habe das Gefühl, dass ich einen Beitrag zum Motorradsport geleistet habe. Und der Sport gab mir viel zurück. Ich war nie der talentierteste Fahrer auf der Strecke. Ich war nahe genug dran, aber ich musste mir den Arsch abarbeiten, um herauszufinden, wie man siegt. Ich habe einfach alles gegeben», weiß der Superbike-Weltmeister von 2009.