Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Sieger Jorge Lorenzo: «Musste heute Taktik ändern»

Von Günther Wiesinger
Jorge Lorenzo musste eine alte Motorversion verwenden und tat deshalb alles, um das Tempo in der Spitzengruppe zu drosseln.

«Als ich hierher gekommen bin, habe ich gesagt, ich will hier im Rennen wieder davonstürmen... Vielleicht habe ich das auch nur erwähnt, um Marc über meine wahre Taktik im Unklaren zu lassen. Aber nach dem heutigen Warm-up ist uns jedenfalls klar geworden, dass wir unsere Strategie ändern müssen. Denn im Quali ist der Motor meines Nr.-1-Motorrads kaputt gegangen. Deshalb mussten wir auf diesen neuere Motorversion verzichten, die mir zu den Siegen in Australien und Japan verholfen haben. Ich musste einen Motor aus der ersten Saisonhälfte nehmen, der nicht so kraftvoll war.»

«Wir haben uns also nach dem Warm-up zu einer Besprechung in mein Motorhome beschlossen und uns auf eine andere Renntaktik geeinigt», schilderte der Mallorquiner. «Denn ich fühlte mich nach dem Warm-up nicht so stark wie üblich. Ich wusste, dass Dani hier unbedingt gewinnen will. Also habe ich vorgeschlagen, ich werde einfach alles tun, um die Gruppe vorne beisammen zu halten und um das Tempo in der Spitze einzudämmen... Aber Dani war sehr stark. Er hat mich dauernd überholt. Wenn ich vorbei ging, hat er mich in der nächsten Ecke wieder geschnappt. Aber das war eine riskante Geschichte, denn er hat einen anderen Fahrstil als ich. Ich fahre viel schneller in die Kurven rein... Wir haben uns deshalb mehrmals berührt. In der Schikane und in der zweiten Kurve, glaube ich. So genau weiss ich das nicht mehr. Wenn ich so konzentriert bin, fehlt mir manchmal die Erinnerung. Ich muss die Videoaufzeichnung anschauen...»

«Auch Marc hat mich einmal überholt. Aber er hatte heute ganz offenbar keine Lust auf einen Zweikampf», fiel Lorenzo auf. «Ich blickte mich nach hinten um und sah Valentino mit einem gehörigen Abstand. Da ist mir klar geworden, dass ich nicht viel ausrichten konnte. Ich habe einfach versucht, das Rennen zu gewinnen und zu beobachten, was mit Marc passieren würde. Ob er ins Ziel kommen oder einen Fehler machen würde.»

Lorenzo hat die letzten drei Rennen gewonnen und den Vorsprung von Márquez dadurch von 43 auf acht Punkte reduziert. Aber auch acht Saisonsiege reichten nicht für den dritten MotoGP-Titelgewinn nach 2010 und 2012.

«Wir haben die Yamaha im letzten Saisondrittel stark verbessert. Hätten wir gleich beim Saisonstart ein so konkurrenzfähiges Motorrad gehabt, wären gewiss noch mehr Siege möglich gewesen», ist Lorenzo überzeugt. «Aber die grössten Fehler sind mir passiert! In Assen am Donnerstag und auf dem Sachsenring am Samstag. Jedes Mal ist bei diesen zwei Stürzen das Schlüsselbein entzwei gegangen. In dieser Phase haben wir zu viele Punkte auf Marc verloren... Marc hat die Verletzungen von Dani und mir geschickt genützt und ab dem Deutschland-GP vier Rennen hintereinander gewonnen. Er selber hat auch zwei Fehler gemacht, in Mugello und Phillip Island. Ich habe trotzdem mehr Punkte verloren als Marc. Er ist ein verdienter Champion. Wir haben alles getan, um ihn unter Druck zu setzen und ihn nervös zu machen. Wir mussten hoffen, dass er hier beim Finale noch einen Fehler macht. Aber er ist ruhig geblieben. Es war unmöglich für uns.»

«Wir drei Fahrer vorne sind jetzt auf einem sehr hohen Niveau. Die anderen Piloten können nicht mit uns mithalten», weiss der 26-jährige Spanier. «Natürlich können sich die Dinge in Zukunft wieder ändern. Auch wenn ich momentan sehr stark bin, werde ich mich weiter bemühen, noch besser zu werden. Ich will für 2014 wieder einen Schritt nach vorne machen. Auch Yamaha wird sich beim Motorrad wieder etwas einfallen lassen. Ich will aber zuerst einmal diesen zweiten WM-Rang feiern. Obwohl wir nicht Weltmeister geworden sind, müssen wir uns mit unserer Leistung nicht verstecken. Danach werden wir uns ausruhen und nächstes Jahr mit frischer Energie zurückkehren.»

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