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Dani Pedrosa und Alberto Puig: Das letzte Honda-Jahr

Von Günther Wiesinger
Auch wenn es niemand ausspricht: Dani Pedrosa und sein Manager Alberto Puig starten 2014 in ihre letzte Saison bei Repsol-Honda.

Auch wenn Repsol-Honda-Teamprinzipal Livio Suppo die diesjährigen Leistungen von Dani Pedrosa nach dem Valencia-GP mit salbungsvollen Worten würdigte, es ist eine unverrückbare Tatsache: Dani Pedrosa wird das Honda-Werksteam Ende 2014 verlassen.

Er wird dann entweder aufhören – oder zu Ducati oder Suzuki wechseln. Denn bei Yamaha herrscht Full-House. Und auch wenn Valentino Rossi dann aufhören sollte, rückt wohl Pol Espargaró ins Werksteam nach.

Repsol-Honda setzt alle Karten auf Marc Márquez.
Er wurde vor einem Jahr ohne MotoGP-Eignungstest mit einem kugelsicheren Zwei-Jahres-Vertrag, ohne Option und ohne Ausstiegsklausel von Seiten von HRC, ausgestattet.

Und jetzt diktiert in diesem Rennstall sehr deutlich Márquez’ persönlicher Manager Emilio Alzamora, was zu geschehen hat.
So hat Alzamora beispielsweise durchgesetzt, dass Marcs letztjährige Moto2-Techniker Jordi Castella, Javier Ortiz, Gerold Bucher und Carlos Linian die Überreste von Stoners Boxencrew ersetzen und sich mit ihrem langjährigen Crew-Chief Santi Hernandez wiedervereinigen.

Die zwei Druckmittel von Alzamora

Alzamora übt aus zwei Richtungen Druck aus. Und HRC führt deshalb die Wünsche von Alzamora willfährig aus.

Denn erstens hat er mit Marc Márquez den grössten MotoGP-Trumpf für die nächsten Jahre in den Händen, den Honda auf keinen Fall verlieren will. Zweitens hat Alzamora für 2014 sogar die Moto3-Titelchancen für seine Asse Alex Rins (WM-Zweiter) und Alex Márquez (WM-Vierter) geopfert, indem er von der unschlagbaren Werks-KTM für 2014 auf die schwer einschätzbare neue Werks-Honda umsteigt.

Alzamora agiert in Spanien seit Jahren offen als klarer Widersacher von Alberto Puig. Das beginnt bei der Nachwuchsförderung und gipfelt jetzt im Konkurrenzkampf bei Repsol-Honda zwischen Márquez und Pedrosa.

Wie zerrüttet das Verhältnis zwischen den beiden Repsol-Honda-Gruppierungen ist, zeigte sich beim Australien-GP. Alberto Puig, Mike Leitner und Pedrosa waren vor dem Rennen genau darüber im Bild, dass jeder Fahrer eine schwarze Flagge bekommen würde, der nicht nach zehn Runden das Motorrad wechselte und frische Reifen holte.
Allerdings: Sie teilten dieses Wissen nicht mit den HRC-Granden Nakamoto und Suppo und Márquez-Crew-Chief Hernandez.

Genau so verblüffend: Cristian Gabbarini, zehn Jahre lang Crew-Chief von Stoner und 2013 bei Márquez von HRC als Technischer Berater zugewiesen, teilte sein Wissen auch nicht mit Hernandez. Er wäre nämlich gerne an dessen Stelle Race Engineer von Márquez geworden.

Diese Schweigsamkeit von Puig und Co. (und das Unvermögen der Márquez-HRC-Truppe, sich dieses Wissen selbst zu beschaffen) hätten Márquez fast den Titel gekostet. Er büsste mit einem Schlag 25 Punkte auf Lorenzo ein.

Aber nicht die wahren Schuldigen bei HRC werden zur Rechnung gezogen, sondern Puig.

Offenbar will ihn Alzamora nicht mehr in der Repsol-Honda-Box sehen. Also wurde er weggelobt. Zum «Shell Asian Talent Cup». Dass er den betreuen wird, wusste man allerdings schon beim Assen-GP Ende Juni.

Ausserdem: So ein eingefleischter Honda-Mann ist Puig ohnedies nicht. Er kümmert sich auch um die technische Abwicklung des Red Bull Rookies-Cups und wirkt dort bei der Fahrerauswahl mit. Der Rookies-Cup wird mit KTM gefahren.

Puig hat den Machtkampf verloren

Puig hat also HRC-intern den Machtkampf gegen Alzamora verloren. Das sah im Januar 2013 noch ganz anders aus. Damals wunderte ich mich bei der Teamvorstellung in Madrid, warum Puig Teamkleidung trug, Alzamora nicht. «Er ist nur persönlicher Manager von Márquez», lautete die Erklärung von Livio Suppo.

Alberto Puig (er gewann 1995 den 500er-GP in Jerez) ist nicht der Typ, der klein beigibt. Auch wenn er von HRC Boxenverbot erhält, wird er im Pedrosa-Team die Fäden ziehen und bei möglichst allen Tests und Rennen zugegen sein. Niemand von HRC kann ihm einen Platz an der Boxenmauer oder auf der Startaufstellung verwehren. Das ist das Hoheitsgebiet von IRTA und Dorna.

Pedrosa, Puig und Leitner werden alles daran setzen, um den HRC-Chefs die gute Laune zu verderben. Am liebsten durch einen Titelgewinn des 28-jährigen Haudegens.

Auch wenn es die HRC-Leute nur hinter vorgehaltener Hand flüstern: Sie hoffen auf ein Scheitern von Pedrosa. Denn zwei Streithähne (wie 2010 Rossi und Lorenzo) sind in einem Werkszteam dauerhaft nicht wünschenswert.

Deshalb wünschen sich die HRC-Chefs eine deutliche Steigerung von Stefan Bradl. Der hat jetzt schon einen HRC-Vertrag für 2014 unterschrieben und wäre der logische Pedrosa Nachfolger im Repsol-Team, wenn dort für 2015 ein Platz frei wird.

Doch der 24-jährige Bayer muss Podestplätze liefern und den Abstand zu Pedrosa und Rossi verkürzen. Sonst werden ihm Fahrer wie Takaaki Nakagami oder Cal Crutchlow vorgezogen. Der Brite hat für Ende 2014 eine Ausstiegsklausel im Vertrag.

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