Sepang-Test: Márquez dominiert, Yamaha schwindelt
Die Rundenzeiten vom ersten Sepang-Test letzte Woche waren höchst aufschlussreich. Die Stärkeverhältnisse wurden klar aufgezeigt; Honda dominierte mit Marc Márquez, noch dazu auf einer Strecke, die bisher als Yamaha-Piste galt.
Rossi hat in Sepang mit der YZR-M1-Yamaha 2004, 2006, 2008 und 2010 gewonnen.
Und Marc Márquez hat nicht nur mit seiner Fabelbestzeit von 1:59,533 min für Aufsehen gesorgt und damit die bisherige Traumrunde von Casey Stoner von 2012 ausgelöscht.
Weltmeister Marc Márquez hat auch bei seiner Rennsimulation am Donnerstag die Messlatte sehr hoch gelegt. Er blieb über die 20 Runden-Distanz 28 bis 29 Sekunden unter der GP-Siegerzeit von Dani Pedrosa 2013.
Mag sein, dass die Piste mehr Grip hatte, weil es in Kuala Lumpur seit 8. Januar nicht geregnet hat.
Aber angesichts dieser Darbietung des Repsol-Honda-Werkspiloten können sich die Gegner bereits warm anziehen.
Lorenzo darf noch hoffen. Aber Pedrosa, Rossi, Bradl, Bautista und Co. werden sich vielleicht damit abfinden müssen, dass sie 2014 bestenfalls um Platz 2 kämpfen werden. Denn für sie liegt Márquez momentan ausser Reichweite.
Das hat viele Gründe.
Der Weltmeister ist ein Jahrhunderttalent. Er galt schon in der 125er-Klasse als Zauberlehrling.
Seine Magie, sein Gefühl fürs Limit, seine Fahrzeugbeherrschung, sein Gespür für die schnellste Linie und sein gnadenloser Killerinstinkt haben den MotoGP-Sport in eine neue Dimension geführt. Dazu fährt er im besten Team des Paddocks für den grössten Hersteller, das Honda-Chassis passt am besten zu den Einheitsreifen von Bridgestone, Márquez hat als jüngster MotoGP-Weltmeister bereits Geschichte geschrieben, er hat bisher mehr als 52 Prozent seiner WM-Rennen auf dem Podest beendet, er hat 2013 ein Dutzend Rekorde gebrochen, er hat mit knapp 21 Jahren bereits 55 GP-Podestplätze erzielt, er war in seinem Rookie-Jahr bei 16 von 18 Rennen auf dem Podest, er hat sechs MotoGP-Siege und neun Pole-Positions erbeutet.
Sein Selbstbewusstsein ist unerschütterlich geworden. Ihm gelingt momentan alles.
Marc Márquez kann jetzt die Risikobereitschaft etwas zurückschrauben, sein Selbsterhaltungstrieb wird irgendwann Gestalt annehmen. Er weiss, dass man 338-km/h-Stürze wie in Mugello nicht zehnmal im Leben ohne ersthafte Schrammen übersteht.
Márquez kann das bisher grenzenlose Risiko jetzt mit der Erfahrung einer MotoGP-Saison etwas wettmachen.
Der Champion schwebt auf Wolke 7, er hat das Glück des Tüchtigen, er hat in vier Jahren drei WM-Titel gewonnen. Die Nr. 93 (Marcs Geburtsjahr) hat mit der Honda RC213V das beste Motorrad im Feld. Aber er macht als Fahrer den Unterschied aus – Stefan Bradl war als zweitbester Honda-Fahrer 0,579 sec langsamer.
Unbestritten ist aber auch: Der Begriff «Pech» ist für Marc Márquez zum Fremdwort geworden.
Paco Sanchez, Manager von Márquez' langjährigem Gegenspieler Pol Espargaró, kann ein Lied davon singen. «Über das Können von Márquez gibt es keine Diskussion», sagt der Rechtsanwalt. «Aber 2010 in Estoril hatte Marc Glück, als sein kaputtes Motorrad für den Re-Start noch rechtzeitig fertig wurde. Er hatte Glück, dass von seinen Stürzen im Herbst 2011 keine Schäden zurückblieben. Er hatte auch in der Moto2-WM 2012 mehrmals Glück. Und 2013 bei den Stürzen im Mugello-Training und im Silverstone-Warm-up ebenfalls.»
Honda hat das beste Paket
Honda hat mit dem neuen Reglement – 20 statt 21 Liter Sprit im Rennen – viel weniger Probleme als Yamaha. Honda kommt auch mit den fünf Motoren punkto Lebensdauer und Laufzeit viel besser aus, es würden sogar vier Triebwerke pro Saison reichen. Dass die Motorenentwicklung ab dem ersten Rennen erstmals während der Saison eingefroren ist, trifft eigentlich nur Yamaha und Ducati!
Jorge Lorenzo, der in geraden Jahren (2010 und 2012) gerne Weltmeister wird, hatte in Sepang wenig zu lachen. Den zweiten Tag beendete er auf Platz 7 – da lag er 0,689 sec hinter Márquez.
In der Gesamtwertung nach drei Tagen wurde Lorenzo von seinem Yamaha-Teamkollegen Valentino Rossi besiegt. Für den Spanier ein unerfreulicher Schandfleck.
Der Yamaha-Star räumte dazu auch ein, er sei nach den zwei Operationen vom Dezember (Schulter und Finger) konditionell noch weit von seiner Bestform entfernt. Er drehte kaum mehr als drei Runden am Stück.
Lorenzo entdeckte an der 2014-M1-Yamaha noch einige Baustellen, vor allem lässt wegen des abgemagerten Gemischs (20 statt 21 Liter) die Kraftentfaltung des Motors noch einiges zu wünschen übrig.
Das Yamaha-Werksteam versuchte sogar zu lügen und zu täuschen, als Jorge Lorenzo Donnerstagvormittag seine Rennsimulation nach fünf oder sechs von 20 Runden abbrach, weil der Hinterreifen dramatisch abbaute und die Rundenzeiten unerträglich langsam wurden.
Die Yamaha-Rennmanager bestritten, dass sich Lorenzo auf einem Long-run befunden habe.
An der Boxenmauer lehnte aber zu diesem Zeitpunkt eine Tafel mit dem Boxensignal «L 13». Das heisst: noch 13 laps, also noch 13 Runden.
Die Zeiten von Donnerstag, 6. Februar 2014
Pos | Fahrer | Motorrad | Zeit |
1. | Marc Márquez | Honda* | 1:59,533 |
2. | Valentino Rossi | Yamaha* | 1:59,727 |
3. | Jorge Lorenzo | Yamaha* | 1:59,866 |
4. | Aleix Espargaró | FTR-Yamaha | 1:59,998 |
5. | Stefan Bradl | Honda* | 2:00,112 |
6. | Dani Pedrosa | Honda* | 2:00,223 |
7. | Andrea Dovizioso | Ducati* | 2:00,370 |
8. | Pol Espargaró | Yamaha* | 2:00,655 |
9. | Andrea Iannone | Ducati* | 2:00,725 |
10. | Alvaro Bautista | Honda* | 2:00,788 |
11. | Bradley Smith | Yamaha* | 2:00,896 |
12. | Cal Crutchlow | Ducati* | 2:01,057 |
13. | Nicky Hayden | Honda | 2:01,514 |
14. | Colin Edwards | FTR-Yamaha | 2:01,731 |
15. | Michele Pirro | Ducati | 2:01,782 |
16. | Hiroshi Aoyama | Honda | 2:02,383 |
17. | Randy de Puniet | Suzuki* | 2:02,486 |
18. | Yonny Hernandez | Ducati | 2:02,556 |
19. | Kousuke Akiyoshi | Honda* | 2:02,619 |
20. | Katsuyuki Nakasuga | Yamaha* | 2:02,788 |
21. | Scott Redding | Honda | 2:02,833 |
22. | Michael Laverty | PBM-Aprilia | 2:03,187 |
23. | Héctor Barberá | Kawasaki | 2:03,204 |
24. | Broc Parkes | PBM-Aprilia | 2:03,402 |
25. | Mike di Meglio | Kawasaki | 2:04,516 |
26. | Nobuatsu Aoki | Suzuki* | 2:05,686 |
27. | Karel Abraham | Honda | 2:05,974 |