Tech3-Chef Poncharal: «Ich will die weichen Reifen»
Das französische Tech3-Yamaha-Team brachte Bradley Smith und Pol Espargaró und bei den ersten Sepang-Tests (4. bis 6. Februar) auf die Plätze 8 und 9.
Teambesitzer Herve Poncharal erwartet eine vielversprechende Saison. Der Angang von Cal Crutchlow scheint leichter zu verkraften zu sein als erwartet.
Hervé, du hast im Januar einmal zu mir gesagt, dein Neujahrwunsch ans Yamaha sei das Seamless-Getriebe gewesen. Dieser Wunsch ist aber nicht erfüllt worden? Enttäuscht?
Nein, ich bin nicht enttäuscht. Ich weiss, dass bei Yamaha die gesamte Rennabteilung bemüht, uns mit der neuen Kraftübertragung ohne Zugunterbrechung auszurüsten. Aber sie können nicht alles gleichzeitig machen. Sie müssen einem gewissen Plan folgen. Wir haben dieses Getriebe vorläufig nicht.
Aber ich bin ziemlich zuversichtlich, dass wir es bekommen werden. Über den Zeitpunkt kann ich allerdings nichts verraten. Weil ihn keiner weiss.
Wird Yamaha in diesem Punkt von den Werkspiloten Lorenzo und Rossi eingebremst, die auf gewisse technische Vorteile beharren?
Nein, nein, nein. Unser Verhältnis ist ziemlich gut. Jorge und Valentino sind sehr neugierig, was bei uns passiert, wir tauschen Informationen aus.
Forward Racing hat das grosse Los gezogen und mit Aleix Espargaró beim ersten Sepang-Test in der Open-Class die viertbeste Zeit geschafft. Er hat ein 2013-Bike von Yamaha?
Ich weiss das nicht genau. Aber ihr Material ist dem unseren sehr ähnlich. Im Moment verwenden sie nur Yamaha-Material. Motor, Schwinge, Chassis. FTR ist noch nicht fertig mit den neuen Teilen.
Aleix Espargaró fährt im Open-Format, Tech3 im Factory-Status. Ein Nachteil?
Alle reden jetzt über die Open Class. Das ist gut so. Aber bei Aleix kommen die Topzeiten fast zu 100 Prozent vom weicheren Hinterreifen. Ausserdem können sie 4 Liter mehr Sprit verwenden, also müssen sie die Motoren nicht abmagern. Aleix redet ja mit Pol, seinem Bruder. Also wissen wir gut Bescheid.
Aleix sagt, dieser weiche Hinterreifen ist quasi ein Quali-Reifen.
Du betreibst ein aufwändiges Semi-Werksteam und wirst von einem armen Open-Team besiegt, weil es weichere Reifen hat? Ist das sinnvoll?
Wir haben unseren Leader. Das ist Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta. Er hat immer klar gemacht, dass er in der MotoGP-WM die Einheits-Elektronik einführen will.
Die weicheren Hinterreifen wurden für die Claiming-Rule-Teams gemacht, um sie näher an die Werksteams heranzubringen. Jetzt ist Carmelo happy. Er sagt: ‹Du willst diesen Hinterreifen? Dann geh in die Open Class.›
Ich will nichts dazu sagen. Natürlich würden wir liebend gerne diese weichen Hinterreifen haben...
Anderseits wird die Open-Kategorie dadurch noch attraktiver.
Momentan kratzen sich viele Leute am Kopf und fragen sich: Was soll ich tun?
Aber Bridgestone hat noch nicht zu 100 Prozent entschieden, ob sie den Prototypen in der Open Class die weicheren Reifen geben. Vielleicht halten sie bei den verkappten Werksmaschinen die Renndistanz nicht durch. Und einen Qualifyer will Bridgestone nicht.
Wenn dieser weiche Reifen nur als Qualifyer verwendet wird, wäre das nicht unbedingt sinnvoll. Denn eine gute Startposition ist sehr wichtig – für den Sponsor und für die Chancen im Rennen. Wenn du deswegen aus der ersten oder zweiten Reihe starten kannst, ist das ein grosser Bonus.
Und Aleix sagte uns, die Lebensdauer ist sogar bei der M1-Yamaha bei diesem Reifen nicht so übel.
Vielleicht werden sich Lorenzo, Márquez, Pedrosa und Rossi bei Carmelo wegen dieses Reifennachteils beschweren?
Für Carmelo ist die Zukunft der Weltmeisterschaft wichtiger als alles andere. Ich will darüber nicht spekulieren. Wir werden sehen. Das muss Carmelo mit den Fahrern diskutieren und beurteilen.