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Jorge Lorenzo: «Diese Reifen sind zu gefährlich»

Von Günther Wiesinger
Die Open-Class-Affäre war auch nach dem dritten freien Training Gesprächsthema Nr. 1. Jorge Lorenzo fordert von Bridgestone bessere Reifen.

Jorge Lorenzo steht die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, als er nach dem dritten freien Training mit einer versprengter Schar von Journalisten spricht. Es ist bereits 23 Uhr Ortszeit.

Jorge, du steckst in einer schwierigen Situation – wie deine Werksfahrer-Kollegen. 7. Lorenzo. 8. Pedrosa. 9. Bradl. 10 Rossi. Eine ungewöhnliche Situation nach den ersten drei freien Trainings?

Ja, ja. wie ich schon vor zwei Monaten gesagt habe: Die Open Class-Fahrer haben zu viele Vorteile. Vielleicht war diese Änderung nötig, um eine bessere Show für die Zuschauer zu erzeugen. Aber in Zukunft muss die Meisterschaft wieder ausgeglichener sein. Das sollte das Ziel sein. Jetzt haben wir vier Open-Bikes auf den ersten vier Plätzen, oder?

Es sind drei. Bautista ist die Ausnahme.

Im Parc Fermé ist die Open Class jetzt die Top-Kategorie... Die Factory-Fahrer sidn dahinter.
Es wir am Samstag im Qualifying mühsam. Sie sind mit den weicheren Hinterreifen fünf oder sechs Zehntel gegenüber uns im Vorteil. Aber was mir am meisten Sorgen macht: Aleix und Iannone sind auch bei der Rennpace mit den harten Reifen, die wir auch haben, schneller als wir. Das macht uns Kopfzerbrechen. Das ist schwer zu verstehen.

Vielleicht weil sie vier Liter mehr Treibstoff haben?

Vielleicht lässt sich die Open-Yamaha mit mehr Sprit in den Kurven besser dirigieren. Ich weiss es nicht.

Musst du diese Saison abschreiben? Oder kann sich in den nächsten sechs Monaten etwas ändern?

Ich hoffe, dass sich bei den Reifen etwas ändert. Und zwar so bald wie möglich.
Denn das Bike ist konkurrenzfähig, es ist ähnlich wie im letzten Jahr, als ich die letzten drei Rennen gewonnen habe. In Australien war alles perfekt. Aber in Sepang und hier ist es mit diesen neuen Hinterreifen sehr, sehr schwierig.

Was wirst du in der Safety Commission besprechen? Muss Bridgestone diesen Hinterreifen wegschmeissen und einen besseren bringen?

Ich bin auf jeden Fall von meiner Performance mit diesen Reifen enttäuscht. Aber was mich am meisten stört, sind die schweren Highsider-Stürze von Pol und Bradley. Solche Crashes sind sehr gefährlich.
Mit diesem Reifen stehen wir viel schlechter da als im Vorjahr. Aber wir müssen auch die Sicherheit im Auge behalten. Ich musste heute viel riskieren, um Platz 7 rauszufahren, besonders beim Beschleunigen.
Ich habe noch nicht oft so viel riskiert wie heute. Wir Fahrer müssen alle gemeinsam mit Bridgestone zusammenarbeiten, um eine bessere Lösung zu finden.

Du hast hier schon fünf Rennen gewonnen. Jetzt bist du Siebter. Unglaublich?

Ja, unglaublich. Ich bin hier 2008 bereits als Rookie 1:53,917 min gefahren. Heute war ich fast 1,6 sec langsamer, dabei hat sich allein bei der Elektronik viel verbessert, dazu beim Chassis, und wir haben  1000 statt 800 ccm. Vor sechs Jahren hatte ich eine Rennpace von 1:55 niedrig. Heute bin ich mit viel Risiko 1:55,495 min gefahren. Irgendetwas stimmt hier nicht!
Die Werke investieren Millionen von Euros. Und jetzt werden wir von einem Privatteam besiegt, das viel weniger investiert. Das ist seltsam. Und es ist schwer zu verstehen, für uns und auch fürs Publikum.
Ich will aber die Leistung von Aleix nicht schmälern. Denn es fahren viele Piloten im Open-Format, und er ist dauernd der Schnellste. Er ist in sehr guter Form. Aber wie gesagt: Die Open-Fahrer geniessen zu viele Vorteile.

Wird Bridgestone etwas ändern? Oder musst du mit dieser Situation leben?

Ich hoffe nicht. Ich hoffe nicht. Ich will einen Reifen, der zu Honda passt, zu Yamaha, zu Ducati und zu Suzuki. Damit jeder happy ist und sicher fahren kann, mit einem guten Gefühl. Das wäre die ideale Situation. Valentino und ich werden mit allen anderen Factory-Piloten sprechen.
Wir müssen diese Situation ändern. Bridgestone kann nicht so weitermachen.
Valentino teilt meine Gefühle und meine Ansichten, Pedrosa und Bradl auch.
Honda braucht nicht so viel Kurvenspeed wie wir, deshalb sind die Auswirkungen nicht so übel wie bei Yamaha. Aber zufrieden ist von den Factory-Piloten keiner.

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