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Exklusiv: Michelin liefert 2016 die Einheitsreifen

Von Günther Wiesinger
Wer eins und eins zusammenzählen kann, kann sich ausrechnen: Michelin wird 2016 statt Bridgestone die MotoGP-Einheitsreifen liefern.

Die Exklusiv-Meldung, dass 2016 der französischen Reifenkonzern Michelin neuer Einheitsreifen-Lieferant für die MotoGP-Weltmeisterschaft wird, bekommt von Stunde zu Stunde mehr Nährwert.

Die Dorna macht zwar eine Ausschreibung, so dass sich zwischen 1. und 22. Mai 2014 auch Dunlop und Pirelli bewerben können.
Aber für Dunlop ist die Frist wesentlich zu kurz für so eine weitreichende Entscheidung, zumal die Briten mit Moto3 und Moto2 als Einheitsreifen-Lieferant völlig ausgelastet sind.

Die Herstellung von 15.000 MotoGP-Reifen bei Kosten von rund 20 Millionen Euro im Jahr – das übersteigt die Kapazitäten von Dunlop, wie GP-Manager Clinton Howe im Interview mit SPEEDWEEK.com durchblicken liess.

Und Pirelli als MotoGP-Reifenpartner wird sich die Dorna nicht antun, weil sich die WM-Promoter keiner Monopolstellung der Italiener aussetzen wollen, die schon in der Formel 1 und in der Superbike- und Supersport-WM die Einheitsreifen bereitstellen.

Man könnte auch von einem abgekarteten Spiel sprechen...

Eines steht auch fest: Dorna, FIM, IRTA und MSMA, also auch der Weltverband, die Teamvereinigung und das Herstellerbündnis, werden auch 2016 nur Einheitsreifen zulassen, ein Reifenkrieg zwischen mehreren Herstellern bleibt bei allen Beteiligten unerwünscht.

Die Gründe liegen auf der Hand: Dann würde Bridgestone wieder mitmachen und von dem Knowhow der letzten sechs Jahre profitieren und alle anderen Reifenhersteller übertrumpfen.
Und unter solchen Voraussetzungen würde sich ohnedies kein Werksteam und kein Spitzen-Kundenteams wie LCR-Honda, Gresini-Honda, Tech3-Yamaha oder Pramac-Ducati auf andere Reifen als auf Bridgestone einlassen.

Michelin steht bereits vor der Tür

«Das ist der Auszug der Gladiatoren», stellte Bridgestone-Chefkoordinator Thomas Scholz am Donnerstagabend beim Verlassen des Jerez-Fahrerlagers mit Galgenhumor fest.

Dass Brigdestone sein MotoGP-Reifen-Knowhow nach dem Rückzug an einen Mitbewerber verkauft, schliesst Scholz kategorisch aus. «So etwas wird nie passieren», betont er.

Bei Michelin laufen die Vorbereitungen für 2016 bereits auf Hochtouren, die Bewerbung bei der Dorna wird fristgerecht bis zum 22. Mai eingereicht.

Wir würden uns nicht einmal wundern, wenn Michelin die Rückkehr bereits beim Le-Mans-GP (17./18. Mai) offiziell ankündigen würde.

Das wäre vorstellbar, wenn Dunlop keine Offerte abgibt und Pirelli ebenfalls verzichtet. Bridgestone hat den Rückzug per Ende 2015 gestern offiziell verkündet.

Inzwischen ist auch durchgesickert, warum sich Bridgestone nach sieben Jahren verabschieden wird. Dorna, Teams, Werke und Fahrer forderten nachdrücklich eine grössere Auswahl vor GP-Weekend statt der bisherigen neun Vorderreifen und elf Hinterreifen, was die Kosten enorm nach oben gedrückt hätte.

Übrigens: Bridgestone hat in der Phase des Reifenkriegs gegen Michelin die WM 2007 mit Stoner auf Ducati gewonnen und 2008 mit Rossi auf Yamaha.

Michelin, wo jetzt wieder der erfolgreiche Stratege Nicolas Goubert am Ruder ist, hat in der Königsklasse von 1976 (auf Suzuki) bis 2007 dominiert. Nur Kenny Roberts (auf Goodyear 1978, 1979 und 1980) sowie Wayne Rainey (1991 auf Dunlop und Yamaha) pfuschten den Franzosen ins Handwerk.

Das heisst: Von 1976 bis Ende 2006 hat Michelin in der Königsklasse nicht weniger als 27 von 31 Weltmeistertiteln gewonnen.

Der letzte Sieg von Michelin in der Königsklasse gelang Dani Pedrosa am 8. Juni 2008 auf der Repsol-Honda in Barcelona. 2009 gab es erstmals die Einheitsreifen.

2008 hatte Valentino Rossi bei Yamaha durchgesetzt, dass Rookie Jorge Lorenzo die überlegen Bridgestone nicht bekommt, der Spanier musste Michelin fahren.

Er schaffte als Rookie bei den ersten drei Rennen die Pole-Position, gewann das dritte Rennen in Estoril und übernahm dort die WM-Führung.

Aber nachher folgten schmerzhafte Highsider in Shanghai und Barcelona, danach dominierten die Bridgestone-Asse Stoner und Rossi auf Ducati und Yamaha.

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