MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

20 Liter pro Rennen: Kein Problem für die Werke?

Von Günther Wiesinger
Als der Tankinhalt bei den Factory-Teams für 2014 von 21 auf 20 Liter reduziert wurde, war ein Aufschrei zu hören. Er ist verstummt. Sogar die besten Open-Teams fahren mit 21 statt 24 Liter!

Der Tankinhalt für die MotoGP-Prototypen ist in den letzten Jahren zuerst von 24 auf 22, dann auf 21 Liter und für 2014 sogar auf 20 Liter reduziert worden.

Vor allem Honda wollte im Rennsport Technologien erproben und unter Beweis stellen, die den Kunden eines Tages auch im Strassenverkehr zu geringerem Treibstoffverbrauch bei hoher Leistung verhelfen.

Da Valentino Rossi letztes Jahr bei 21 Litern in Silverstone in der Auslaufrunde ohne Sprit liegengeblieben war, wurden für die Saison 2014 einige Szenarien befürchtet, wo die Fahrer mit dem Sprit haushalten müssen.

Und tatsächlich beklagten zum Beispiel die Yamaha-Fahrer bei den ersten Sepang-Tests im Februar ein unsauberes Ansprechverhalten der mager laufenden neuen YZR-M1-Werksmotoren.

Aber Stefan Bradl fiel schon beim ersten Sepang-Test auf: «Bei uns im Team hat die ganze Zeit nie jemand über Spritprobleme gesprochen.»

Aber es ist unter den MotoGP-Teams kein Geheimnis, dass die Motoren in Doha, Las Termas, Jerez, Brünn, Silverstone und Valencia am durstigsten sind.

Es gibt auch andere Pisten, auf denen es mit 20 Litern knapp werden kann. «Es hängt dann von den Temperaturen und von der Luftfeuchtigkeit an, ob wir die Power im Rennen kastrieren müssen», teilte uns ein MotoGP-Techniker mit.

Honda-Motoren sind sparsam

Es scheint sich aber zu bewahrheiten, dass die Honda-Motoren die sparsamsten sind und HRC vielleicht auch über das fortschrittlichste elektronische System zu Überwachung des Spritvorrats verfügt.

Doch in Argentinien wurde Marc Márquez von seiner Crew um Santi Hernandez empfohlen, im Rennen möglichst viel Windschatten zu fahren. Deshalb blieb er bis zur Halbzeit hinter Jorge Lorenzo.

Bei heiklen Rennen wie in Katar reduziert das Steuergerät an den Maschinen, ob der Spritvorrat bis zu karieren Flagge reicht, im Zweifelsfalls wird die Motorleistung elektronisch leicht gedrosselt.

«Der Verbrauch wird aus allen vorhandenen Daten des Motors und des Fahrzeugs berechnet und auf die Renndistanz projiziert. Die Berechnung funktioniert ziemlich gut. Wir können immer eine gute Korrelation zum Realverbrauch herstellen», heisst es bei Ducati, wo der Spritverbrauch auch 2013 nie ein grosses Thema war. Denn die desmodromische Ventilsteuerung hilft beim Spritsparen.

Offenbar kommen die verschiedenen Fabrikate auf den unterschiedlichen Pisten auf unterschiedliche Spritverbräuche. Yamaha hatte zum Beispiel in Austin und Las Termas 2014 die grössten Spritprobleme. Auch die Fahrweise der Piloten spielt eine Rolle. Stefan Bradl verbraucht manchmal in den Rennen 0,1 bis 0,2 Liter mehr als die anderen Honda-Piloten.

Beim leichtgewichtigen Dani Pedrosa wurden zum Beispiel nach dem Katar-GP 2014 noch 1,5 Liter aus dem Tank gepumpt.

Übrigens: Honda hat für den Production-Racer RCV1000R gar keinen 24-Liter-Tank bauen lassen, obwohl er für die Open-Class erlaubt wäre. Die Japaner wussten: Wir kommen mit maximal 22 Liter aus.

Bei der Konkurrenz sieht es ähnlich aus: Bei Forward-Yamaha hat Aleix Espargaró in diesem Jahr in den Rennen noch nie mehr als 21 Liter verheizt.

Kein Wunder: Yamaha kam ja im Werksteam (Rossi, Lorenzo) und bei Tech3-Yamaha (Crutchlow, Smith) im Vorjahr auch mit diesem Tankinhalt über die Runden.

In Le Mans betrug die Renndistanz 117,18 km, in Valencia wird sie mehr als 120 km betragen. Das heisst: Die 260 PS starken 1000-cm-Vierzylinder-MotoGP-Motoren verheizen maximal 16,6 Liter auf 100 km.

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