Marc VDS: Titelgewinn in der Moto2, dazu MotoGP-Deal!
Tito Rabat siegte für Marc VDS und Kalex in Misano
Das belgische Marc VDS Racing Team betritt 2015 den Olymp des Motorradrennsports – es wird demnächst ein Drei-Jahres-Vertrag mit der Honda Racing Corporation für eine Factory-Honda unterschrieben.
Scott Redding ist als Fahrer vorgesehen, das Fahrzeug wird die erfolgreichste MotoGP-Rennmaschine der Gegenwart sein – eine Factory-RC213V-Honda, mit der 2014 schon zwölf von 13 WM-Rennen gewonnen wurden.
Der Marc VDS-Rennstall kommt aus der Autorennszene und 2010 beteiligte sich die Truppe erstmals an der neu eingeführten Moto2-WM. Die Piloten waren Scott Redding und Héctor Faubel, gefahren wurde auf Suter. «Es gab zwei Podestplätze», errinnert sich Teammanager Michael Bartholemy.
Von 2011 bis 2013 wurde drei Jahre lang auf die Paarung Redding/Kallio vertraut.
Und bereits 2011 fanden mit Mika Kallio (er hatte bei Pramac-Ducati MotoGP-Erfahrung gesammelt) erste Tests mit einem Suter-BMW-Prototyp statt, denn für 2012 wollte der Motorsport-begeisterte Teambesitzer und Bier-Milliardär Marc van der Straten (VDS) mit einem Claiming-Rule-Motorrad zu überschaubaren Kosten in die Königsklasse aufsteigen.
Doch dann kam es Streitigkeiten mit Suter, weil die Schweizer Firma 2011 den damaligen Moto2-Titelanwärter Marc Márquez für den Aragón-GP einen 2012-Prototyp zur Verfügung gestellt hatte, obwohl Marc VDS mit Redding und Kallio vertraglich das Vorrecht für die neuesten Entwicklungsteile zugesagt war.
Marc VDS hatte bis dahin als Testteam für die Suter-BMW agiert.
Der belgische Rennstall stieg aus Enttäuschung darüber für 2012 in der Moto2-Klasse von Suter auf Kalex um und kämpfte 2013 mit Scott Redding bis zu dessen Verletzung in Australien um den Moto2-Titelgewinn.
Nach dem Barcelona-GP 2013 lag der Brite 53 Punkte vor Pol Espargaró, der schliesslich den Titel einfuhr.
2013 trat Marc VDS auch erstmals in der Moto3-Klasse an, mit dem jungen Belgier Livio Loi, der jedoch im Sommer 2014 durch Jorge Navarro ersetzt wurde. Nach dieser Saison wird das Moto3-Team wieder zugesperrt.
Das Fernziel war die MotoGP-Klasse
Marc-VDS-Teammanager Michael Bartholemy liess die MotoGP-Pläne nach 2011 nie mehr aus den Augen. Scott Redding durfte bereits im Sommer 2012 in Mugello eine Werks-Ducati testen.
Für 2013 wurde mit Ducati verhandelt, es war von einem Marc-VDS-Junior-Team mit Redding die Rede. Für 2014 wurde dann der Einsatz einer Kalex-Yamaha überlegt, auch für 2015; für 2014 wurde auch die Bestellung einer Production-Honda RCV1000R für Redding nachgedacht. Aber diese Pakete reizten weder Teambesitzer Marc van der Straten noch Teammanager Bartholemy besonders.
Schliesslich wurde der Brite Scott Redding als Moto2-Vizeweltmeister für 2014 mit einem Zwei-Jahres-Vertrag zu Go&Fun-Gresini transferiert. Er fährt dort in diesem Jahr eine Open-Class-Honda und liegt in der WM an zwölfter Stelle.
Und weil Teambesitzer Gresini jetzt Sponsor Go&Fun verliert und kein anderes Team (auch nicht Drive M7 Aspar) die teure Factory-Spec-Honda für 2015 finanzieren konnte, kommt jetzt in letzter Minute noch ein Marc-VDS-Deal mit der Honda Racing Corporation zustande.
Der sieht so aus: Marc VDS übernimmt die Bestellung der Werks-Honda von Gresini und steigt mit Scott Redding in die MotoGP-WM auf.
Als neues Team muss Marc VDS allerdings auf die üblichen Dorna-Zuschüsse von 1 bis 1,2 Millionen pro Fahrer und Saison verzichten. Wenn mehr als 22 Fahrer antreten, muss Marc VDS Racing bei der Dorna vielleicht sogar die Bridgestone-Reifen bezahlen, die alle Teams momentan kostenlos erhalten.
«Wir brauchen für die MotoGP-WM rund 6 bis 6,2 Millionen Euro pro Saison», rechnet Bartholemy vor, der mit Gresini immer noch um die Freigabe von Scott Redding feilscht und unterdessen mit Tito Rabat und Mika Kallio in der Moto2-WM einen Sieg nach dem andern einfährt.
Der aktuelle Moto2-WM-Stand, fünf Rennen vor Schluss: 1. Rabat 258 Punkte. 2. Kallio 238. 3. Vinales 179. Rabat hat in dieser Saison schon sieben GP-Siege eingefahren (zuletzt drei in Serie), Kallio drei.
Nur drei Rennen wurden von Nicht-Marc-VDS-Piloten gewonnen: Vinales siegte in Texas, West in Assen, Aegerter in Sachsen.
«Die MotoGP-Klasse ist für uns auch wichtig, weil wir künftig unseren Moto2-Piloten eine Perspektive in der nächsthöheren Klasse anbieten können», sagte Michael Bartholemy gegenüber SPEEDWEEK.com.