Valentino Rossi: Phillip Island 2004 gegen Gibernau
Valentino Rossi
Valentino Rossi erinnert sich mit sichtlichem Genuss an den Philip Island-GP 2004. Damals trickste er in der 220 km/h schnellen Zielkurve den Spanier Sete Gibernau auf der Telefónica-Honda aus – und gewann gleich im ersten Jahr für Yamaha die Weltmeisterschaft.
Zwölf Jahre hatte Yamaha nach dem letzten Wayne-Rainey-Titelgewinn auf diesen Triumph warten müssen. Ganze Heerscharen von Kandidaten wie Biaggi, Checa, Abe, Roberts Jr., Gibernau, Bayle, Jacque, Nakano und Barros waren gescheitert.
Rossi erinnert sich gut an dieses denkwürdige Rennen in Australien – vor genau zehn Jahren. «Es war die grösste Leistung in meiner Karriere», blendet der neunfache Weltmeister und 107-malige GP-Sieger zurück. «Es war grossartig, es war der Abschluss einer makellosen Saison, ausserdem konnte ich den Titelgewinn hier mit einem Sieg krönen, noch dazu nach einem heftigen Kampf gegen meinen Widersache Sete Gibernau. Die Entscheidung fiel in der letzten Kurve. Alles war perfekt.»
Rossi ging damals in der Zielkurve viel Risiko ein. «Ich war sehr zornig, denn in der Woche zuvor hatte ich bereits 40 Punkte Vorsprung, aber dann haben sie mir das Rennen in Katar gestohlen... Ich hätte damals alles getan, um Gibernau zu überholen», schilderte Rossi – und lachte dabei herzlich.
Was war geschehen?
Rossis Yamaha-Crew mit Jeremy Burgess an der Spitze hatte damals am Samstagabend auf der neuen und verdreckten Piste in Losail bei Doha den Startplatz gesäubert, denn Rossi sollte nicht auf der Ideallinie starten, sondern auf der dreckigen Spur nahe der Boxenmauer. Die Mannschaft machte Burnouts mit einem Roller, auch mit einem Besen wurde er Asphalt ordentlich geschrubbt.
Das widerspricht aber dem Reglement. Honda und Gibernau legten beim Katar-GP 2004 bei der Race-Direction Protest ein; Rossi wurde zur Strafe auf den letzten Startplatz verbannt – und stürzte danach bei seiner famosen, schnörkellosen Aufholjagd.
Rossi widmete Gibernau von diesem Tag an keines Blickes mehr. Bei Pressekonferenzen kehrte er ihm den Rücken zu, selbst wenn er neben ihm sass.
Gibernau war von diesem Grand Prix weg ein gebrochener Mann. Er gewann kein Rennen mehr.