MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Stefan Bradl über die Hitze: «Die Sohlen brennen»

Von Günther Wiesinger
Fast 35 Grad Hitze, extreme Luftfeuchtigkeit – die Bedingungen beim Malaysia-GP spotten jeder Beschreibung. Stefan Bradl gibt Einblicke in die Hölle auf Rädern.

Stefan Bradl litt heute genau so wie seine MotoGP-Kollegen unter der enormen Hitze auf dem Sepang International Circuit. Die Asphalttemperatur stieg auf unfassbare 60 Grad.

Die Mechaniker, Teammitglieder und Berichterstatter stöhnten schon bei der normalen Arbeit, die sich grossteils im Schatten abspielt, an den Boxen oder zumindest teilweise im gekühlten Media Centre.

Wie ist das auf einer 260 PS starken 1000-ccm-MotoGP-Maschine auszuhalten – bei Tempo 327? Und bei einer Drehzahl von 18.000/min, umzingelt von glühend heissem Metall?

Wir haben uns diese Strapazen von Stefan Bradl erläutern lassen, der im MotoGP-Qualifying mit seiner LCR-Honda RC213V auf Platz 4 knatterte.

«Das Problem ist teilweise, dass nach fünf oder sechs Runden die Fusssohlen und die Füsse so heiss werden», schilderte der WM-Neunte. «weil der Motor die ganze Hitze abstrahlt, dann geht das rauf, dann merkst du richtig, dass es auf den Knien zu brennen beginnt. Nach 10 oder 15 Runden spürst du deine Füsse unten nimmer, weil es so heiss ist.»

Und wie hält man so diese 20 Rennrunden durch?

«Ich habe schon damals in der Moto2 Probleme gekriegt, da habe ich mir fast teilweise die Sohlen verbrannt. Inzwischen trage ich andere Socken, die hitzeresistenter sind. Seither geht es. Aber es brennt wie die Sau», erzählt Bradl.

Dazu hat Stefan Bradl wie fast alle anderen einen Camelbak als Trinkblase hinten im Nacken des Dainese-Leders verstaut.
Er fasst allerdings nur einen halben Liter Flüssigkeit. Ein Tropfen auf dem heissen Stein. Buchstäblich.

«Ehrlich gesagt, der Camelbak wird sehr schnell leer», gibt Bradl zu. «Man muss sich dazu zwingen, die Schlucke klein zu halten und sich das Trinken ein bisschen einzuteilen. Ich fange nach drei Runden zu trinken an. Aber ich nehme immer nur auf der Gegengeraden einen Schluck. Aber irgendwann vergisst du dieses Vorhaben... Dann nippst du da mal schnell oder dort mal schnell. Manchmal ist der Camelbak nach zwölf Runden leer, manchmal reicht es bis zum Schluss. Es ist nicht immer gleich.»

Und wie sieht es mit dem Schwitzen aus?

«Nass ist kein Ausdruck mehr», hält Bradl fest. «Du schwimmst im Leder vor Feuchtigkeit, du schwimmst in den Stiefeln, du schwimmst überall. Nach acht Runden rinnt der Schweiss von der Stirn runter über die Nase, er brennt in den Augen. Dann gehst du bei 320 km/h am Ende der Geraden aus der Verkleidung raus, es spritzen dir die Schweisstropfen innen aufs Visier hin, das stört dich bei der Sicht. Du reisst also ein Abreissvisier weg, in Wirklichkeit ist das Problem aber innen. Man hat schon ein bisschen seine Probleme bei dieser Hitze... Ich merke teilweise dann auch, dass auf den Schläfen extremer Druck drauf ist.»

Und wie viele Liter Flüssigkeit nimmt Stefan Bradl an so einen Tag zu sich? «Heute habe ich um 15 Uhr schon mindestens drei Liter getrunken gehabt. Bis zum Abend werden es sicher fünf Liter. Ach, das wird gar nicht langen...»

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