Stefan Bradl: «Am Montag beginnt ein neues Kapitel»
«Ein bisschen komisches wird das kommende Wochenende schon», erklärte Stefan Bradl am Mittwochabend nach dem Eintreffen im Valencia-Paddock.
Denn für den LCR-Honda-Piloten geht nach drei Jahren eine Ära zu Ende, er wechselt zu Forward-Yamaha.
Er ging mit dem LCR-Team noch zum Abendessen, heute wird die Strategie für den ersten Trainingstag besprochen.
Stefan, du gibst am Wochenende deine Abschiedsvorstellung bei HRC und LCR. Ein mulmiges Gefühl?
Ja, ein bisschen komisch ist es schon, das habe ich schon vor dem Abflug gespürt. Es wird das letzte Rennen für LCR sein...
Und ich habe moch in diesen drei Jahren bei LCR mit allen Teammitgliedern, mit den Mechanikern und allen beteiligten Personen sehr gut verstanden. Es sind gewisse Freundschaften entstanden.
Im Grunde muss ich die Situation nüchtern betrachten und sagen, es wird jetzt ein neues Kapitel aufgeschlagen. Nach dem Rennen am Sonntag beginnt die Zukunft...
Ich muss schauen, dass ich in der Auslaufrunde die Momente auf der Honda noch geniessen kann, wenn's so weit kommt.
Du hast jetzt drei Jahre lang ein Motorrad gehabt, das als bestes Bike im Feld gilt und 2014 schon 13 von 17 Rennen gewonnen hat. Aber jetzt bist du trotzdem neugierig auf die Yamaha?
Ja, natürlich bin ich neugierig. Ich bin voll gespannt, denn ich weiss ja nicht, wie der erste Eindruck am Montag sein wird.
Das ist eine Situation, vor der man etwas Respekt hat, gleichzeitig freut man sich aber auf die neue Aufgabe. Es sind gemischte Gefühle, es herrscht Freude, aber auch Ungewisstheit.
In den letzten Jahren fiel auf, dass sich die MotoGP-Neueinsteiger bei Yamaha leichter taten als bei Honda. Man denke nur an Bradley Smith, Pol und Aleix Espargaró. Die Yamaha gilt als benutzerfreundlicher.
Die Rookies sind bei Yamaha oft konstant ins Ziel gekommen, das ist auf jeden Fall klar. Das deutet darauf hin, dass die Yamaha im Grenzbereich umgänglicher ist und mehr verzeiht.
Das ist eine Vermutung, die ich aber erst am Montag bestätigen kann, wenn ich drauf gehockt bin.
Die Honda ist sicher eines der besten Motorräder, aber sie ist sicher nicht leicht zu fahren.
Jetzt werden wir bald sehen, ob mein Fahrstil für die Yamaha besser taugt oder nicht. ich bin selber gespannt darauf.
Du hast dich zum Beispiel gewundert, wie rasch sich Pol Espargaró mit der Tech3-Yamaha angefreundet hat. Der Moto2-Weltmeister von 2013 ist starker WM-Sechster.
Ich habe schon bei seinem ersten MotoGP-Test vor einem Jahr in Valencia gesehen, dass Pol sehr hart mit dem Motorrad umgeht. Er hat einen ruppigen Fahrstil und ist sehr aggressiv unterwegs, was ich von den bisherigen Yamaha-Fahrern Rossi und Lorenzo nicht gekannt habe. Aber das funktioniert anscheinend auch.
Ich bin eigentlich auch ein Fahrer, der einen weichen, sanften Fahrstil hat, wie zum Beispiel Rossi und Lorenzo, aber mit dem alleine ist es auch nicht getan.
Forward und Yamaha würden gerne von Öhlins-Suspension auf Kayaba umsteigen. Was wirst du also am Montag fahren?
Ich gehe davon aus, dass wir 2015 mit Öhlins an den Start gehen. Ich habe gehört, dass die Kayaba-Komponenten eventuell getestet werden. Aber wie und wann, das muss noch besprochen werden. Ich weiss auch nicht genau, ob die Öhlins-Verträge so einen Vergleich erlauben. Das muss noch geklärt werden.
Ich bin grundsätzlich nicht gegen Kayaba, weil ich mit einem Test Yamaha einen Gefallen tun könnte. So ein Vergleich könnte durchaus interessant sein. Aber ich bin in meiner ganzen GP-Karriere auf Öhlins gefahren.
Generell bin ich der Meinung, dass Forward mit Öhlins weitermachen sollte. Daraus mache ich kein Geheimnis. Ich möchte bei der Suspension dieselben Voraussetzungen haben wie das Werksteam und das Tech3-Team.
Ausserdem haben wir die Zielsetzung, dass ich 2015 immer an den Leistungen und Rundenzeiten von Aleix Espargaró gemessen werde. Und wenn ich diese Ergebnisse erreichen will, brauche ich ähnliches oder gleichwertiges Material.