Stefan Bradl: Die Zukunft bei Forward hat begonnen
Stefan Bradl besprach gestern Abend in der Forward-Hospitality mit seinem neuen Crew-Chief Sergio Verbena den ersten Testtag auf der M1-Yamaha YZR in der Open-Class-Bestückung.
«Stefan, du bekommst zwei Motorräder für den Test», erläuterte Verbena. «Eines ist genau in dem Zustand, mit dem Aleix Espargaró den Valencia-GP absolviert hat, es hat ein Yamaha-Chassis des Jahrgangs 2013. Dazu haben wir ein zweites Motorrad aufgebaut, denn wir haben nach dem Rennen von Yamaha ein neues Chassis und eine neue Schwinge mit veränderter Steifigkeit bekommen. Wir beginnen mit dem Standard-Set-up von Yamaha.»
Beim neuen Chassis und der neuen Schwinge handelt es sich um jenes Material, das Tech3-Yamaha beim WM-Finale mit Pol Espargaró und Bradley Smith verwendet hat.
Stefan Bradl wurde darauf aufmerksam gemacht, dass er kein Seamless-Getriebe haben werde und die Einheits-Elektronik der Open-Class von Magneti Marelli wohl nicht mit der ECU von HRC zu vergleichen sei.
«Aber wir haben zum Beispiel mit der Motorbremse nie ein Problem gehabt, das hat auch mit der ausgezeichneten Yamaha-Kupplung zu tun», erklärte Verbena. «Auch die Traction-Control und die Wheelie-Control haben uns nie Kopfzerbrechen gemacht.»
Angenehm für Bradl: Sein Data-Recording-Techniker ist der Bayer Manfred «Tex» Geissler, ausserdem hat er mit dem deutschen 2D-Chef Dirk Debus einen der besten Elektroniker des Paddocks in der Forward-Box.
Und auch Sergio Verbena ist für Bradl kein Unbekannter, die beiden waren gleichzeitig bei KTM in der 125er-Klasse beschäftigt.
«Ich habe 2013 für Locatelli als Data-Recording-Techniker gearbeitet, 2004 für Stoner, 2005 für Simón», schilderte Verbena. «Dann war ich drei Jahre bei Pramac-Ducati, nachher habe ich 2009 Tom Sykes bei Yamaha in der Superbike-WM betreut, Teamkollege Ben Spies ist damals Weltmeister geworden. Seither bin ich bei Forward, zuerst in der Moto2, dann in der MotoGP.»
«Ich fühle mich bei Forward von Minute zu Minute wohler, das Klima ist familiär, dass zwei Deutsche hier arbeiten, ist auch angenehm», stellte Stefan Bradl fest, bevor er Montagfrüh die Teamkleidung ausfasste und seinen LCR-Honda-Roller gegen den Forward-Roller von Aleix Espargaró tauschte.
Und Bradl weiss: Dem fehlenden Seamless-Getriebe und der nicht ganz so hoch entwickelten Einheits-ECU stehen andere schwerwiegende Vorteile gegenüber: 24 statt 20 Liter wie bei der Factory-Honda von LCR, die um eine Stufe weicheren Hinterreifen, zwölf statt fünf Motoren, Motorenentwicklung nicht eingefroren, weniger Testbeschränkungen.
Die Vorzüge des Seamless-Getriebes halten sich auf manchen Pisten in Grenzen, meint Data-Recording-Professor Dirk Debus. «Das macht manchmal nur ein halbes Zehntel pro Runde aus», sagt der Elektroniker.
Als Bradl heute gegen 10.30 Uhr in der Forward-Box erschien, hiessen ihn dort die Teambesitzer Giovanni Cuzari und Marco Curioni herzlich willkommen, auch Yamaha-Rennchef Masahiko Nakajima begrüsste den WM-Neunten herzlich.
Der neue Teamroller von Lambretta mit der Nummer 6 stand hinter der Box schon bereit. «Da muss ich mir im Winter bei Yamaha Deutschland einen spritzigeren Scooter besorgen», nahm sich der Yamaha-Neuling vor.