Marco Melandri: «Ich nehme es von Tag zu Tag»
Während der Regen unaufhörlich niederprasselte, stellte sich Aprilia-MotoGP-Werksfahrer Marco Melandri nach 17.30 Uhr am zweiten Testtag in Valencia den Fragen der Journalisten.
«Wartet ihr auf mich», erkundigte er sich grinsend, als er aus der Tür hinter der Box trat. «Ich dachte, ihr unterhält euch über eure eigenen Geschichten. Ich wollte nicht stören...»
Es war genau hier in Valencia, vor vier Jahren, als sich Marco Melandri 2010 mit Platz 13 vom MotoGP-Paddock verabschiedete.
Er hat seine besten Jahre im Gresini-Honda-Team erlebt, dort hat er WM-Rennen gewonnen, dort ist er 2005 Vizeweltmeister geworden. 2009 lenkte er die ehemalige Werks-Kawasaki, die damals Hayate hiess, 2010 kehrte er als Teamkollege von Marco Simoncelli ins San-Carlo-Honda-Gresini-Team zurück, er verabschiedete sich vor vier Jahren mit Platz 13 aus der MotoGP-WM.
Dann bestritt er die Superbike-WM für Yamaha, BMW und Aprilia.
Jetzt kehrt «Macio» mit 33 Jahren in die Königsklasse zurück, etwas widerwillig, er hätte gerne die Superbike-WM gewonnen; 250-ccm-Weltmeister war er schon, im Jahre 2002 auf einer Werks-Aprilia.
Jetzt ist Melandri wieder bei Gresini gelandet. Und wenn er 2015 im ersten Rennen 13. wird, wird er wahrscheinlich zufrieden sein.
«Ich bin an mühselige Jahre gewöhnt», gab Melandri im Gespräch mit SPEEDWEEK.com zu. «Und die nächste Saison wird nicht zu den einfachen gehören. Wir müssen uns auf unsere eigene Aufgabe konzentrieren, auf die Arbeit in unserer Box, wir dürfen nicht daran denken, dass wir von Anfang an gegen Honda und Yamaha fighten können.»
Der heutige Testtag in Valencia wurde vom Regen beeinträchtigt. «Wir sind wieder einen Motor mit herkömmlichen Ventilfedern gefahren», stellte Melandri fest, der am ersten Tag nur fünf Runden drehte. «Leider war der Dienstag ein verlorener Tag. Und ich fürchte, dass die Piste auch am Mittwochvormittag nass bleiben wird, weil in der Nacht hier die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist. Der Plan war, heute den Motor mit den normalen Ventilen zu testen, dann am Mittwoch die neuen Triebwerke mit der Pneumatik. Und wir wollten herausfinden, wie sich das Motorrad mit den Bridgestone-Reifen benimmt. Ich stiess im Nassen beim Reinfahren in die Kurven auf ähnliche Schwierigkeiten wie gestern im Trockenen. Die Bridgestone-Reifen verlangen einen ganz anderen Fahrstil als die Pirelli, die ich jetzt jahrelang bei den Superbikes gefahren bin. Und wenn ich mich zurückerinnere, wie die Bridgestone funktioniert haben, als ich hier wegging, dann muss ich sagen, der Hinterreifen ist besser geworden, er wärmt sich rascher auf. Der Vorderreifen verlangt eine andere Fahrweise beim Bremsen, mehr in Schräglage beim Reinfahren in die Kurven. Unser Motor scheint bei niedrigen Drehzahlen konkurrenzfähig zu sein. Und die Kraftentfaltung ist sehr linear.»
Melandri erwartet von den ersten MotoGP-Tests von Aprilia nicht allzu viel. «Wir wollen ein paar Daten heimbringen für die Winterarbeit und das Motorrad für die Sepang-Tests im Februar vorbereiten. Was mich betrifft, ich will hier zuerst einmal eine passende Sitzposition finden. Wir sind nicht hier, um nur Teil der Show zu sein, sondern wir wollen in absehbarer Zeit konkurrenzfähig sein. Trotzdem setze ich mir vorläufig keine konkreten Ziele. Momentan nehme ich es von Tag zu Tag.»
Die Testzeiten im Regen, Dienstag, 11. November, 17 Uhr
1. Danilo Petrucci, (Ducati), 1:42,431
2. Nicky Hayden (Honda), 1:43,598
3. Valentino Rossi (Yamaha), 1:43,813
4. Scott Redding (Honda), 1:43,985
5. Yonny Hernandez (Ducati), 1:44,432.
6. Alvaro Bautista (Aprilia), 1:44,551.
7. Marco Melandri (Aprilia), 1:44,873
8. Marc Márquez (Honda), 1:45,715
9. Loris Baz (Yamaha), 1:46,143
10. Eugene Laverty (Honda), 1:46,871.