Eugene Laverty: «Musste diese Chance einfach nutzen»
Eugene Lavertys Trainingsprogramm hat sich diese Woche vor allem auf Drinnen beschränkt, denn seine Wahlheimat Monaco suchten heftige Regenschauer heim. 2012 war der Nordire ins Fürstentum umgezogen. Laverty steigt im kommenden Jahr aus der Superbike-Weltmeisterschaft in die MotoGP-WM um. Im MotoGP-Fahrerlager kennt er sich schon aus, denn er ist hier 2004 bei den 125ern und 2007 bis 2008 bei den 250ern gefahren. Er sprach mit «motogp.com» über die Open-Honda, die Nummer 50 und seine Ziele für 2015.
Eugene, du hast den Valencia-Test absolviert und trainierst jetzt zuhause in Monaco weiter. Wie geht es dir damit?
Es war gut. Natürlich gab es beim Test einige Frustration über das schlechte Wetter am zweiten Tag. Insgesamt aber hatte ich ein gutes Gefühl für das Motorrad und ich bin sitzen geblieben, darum sollte ich schon ein Lächeln im Gesicht haben. Es ist gut, alles schon etwas zu verstehen. Trotzdem konnte ich bisher die eigentliche 2015er-Open-Honda noch nicht fahren, aber das 2014er-Motorrad ist angenehm zu fahren. Ich mag die Sitzposition, die sich gleich richtig angefühlt hatte. Es war nie so, dass ich irgendwie komisch drauf gesessen hätte, sie ist nicht zu groß, nicht zu klein und hat eine gute Höhe.
In den letzten Jahren haben wir bei Fahrern wie Ben Spies und Cal Crutchlow ganz unterschiedliche Schicksale gesehen. Die hatten den gleichen Weg wie du eingeschlagen und kamen aus der Supersport-WM über die Superbike-WM in die MotoGP...
Darüber habe ich nie wirklich nachgedacht, denn ich weiß, dass Ben und Cal großartige Fahrer sind. Sie waren in der MotoGP-Klasse ziemlich von Anfang an schnell, auch wenn Ben einige wirklich unglückliche Verletzungen mitnahm. Am Ende ist es egal, was du fährst. Es gibt zwei Arten von Fahrern: gute und schlechte. Darauf läuft es doch hinaus. Man hat immer wieder gesagt, dass der richtige Fahrstil für die MotoGP der 250-ccm-Stil ist. Der könnte aber kaum mehr anders sein als der, den wir heute in der Moto2-Klasse sehen. Jungs wie Marc Márquez und Pol Espargaroó haben gezeigt, wie sich alles verändert hat, denn sie haben ihren eigenen Style in die Königsklasse gebracht. Es gibt keinen richtigen und keinen falschen Weg. Es gibt verschiedene Wege. Wir können vom Streckenrand aus einschätzen, wer die guten und wer die schlechten Fahrer sind, sei es in der MotoGP- oder der Superbike-WM.
Hattest du viele Angebote, um 2015 in der Superbike-WM zu bleiben?
Eigentlich wusste ich ab dem Moment, indem es die Möglichkeit mit Drive M7 Aspar auf der neuen Open-Honda in der MotoGP gab, dass ich das machen muss. Darauf hatte ich gewartet. Es ist ja hinlänglich bekannt, dass ich 2014 ein Angebot von Pramac Racing hatte, aber ich entschied, dass es für mich besser war, in der Superbike-WM zu bleiben. Dann kam diese Chance mit Honda, ich bin hoch motiviert und gespannt, wie wir uns diese Saison schlagen.
Du hast starke Zeiten mit Aprilia in der WSBK erlebt und hast 2013 mit ihnen fast den Titel gewonnen. Jetzt fährst du in der MotoGP-Klasse gegen sie...
Ich habe noch eine sehr gute Beziehung mit Aprilia. Die zwei Jahre dort waren zwei der besten meiner Karriere. Ich bin sehr froh, dass sie auch in die MotoGP-Klasse kommen, denn da sind ein paar meiner Freunde aus der Superbike dabei und vielleicht können wir im Fahrerlager ja mal einen Kaffee trinken. Die Superbike-WM war für mich sechs Jahre lang wie ein Zuhause – eine lange Zeit. Ich kenne dort viele Leute, aber in der MotoGP-WM bin ich auch sehr herzlich aufgenommen worden.
Wie kommst du mit deinem neuen Teamkollegen Nicky Hayden aus?
Ich habe Nicky erstmals getroffen, als ich 2007 250er gefahren bin. Ich war nur ein kleiner 250er-Fahrer, aber Nicky hat mir immer Zeit gegeben, mit mir gesprochen und sich immer als ein guter Typ gezeigt. Ich freue mich darauf, gegen ihn zu fahren und von ihm zu lernen.
Wie fühlst du dich vor dem nächsten Test im Februar?
Beim ersten Sepang-Test werde ich erstmals das 2015er-Motorrad fahren können. Dann wird es später im Monat gut sein, dass wir auf die gleiche Strecke zurückkommen, um weiter Fortschritte zu machen. Da ich die 2014er-Maschine in Valencia schon gefahren bin, habe ich schon ein gutes Gefühl für die Sitzposition und die Reifen.
Du fährst mit der Startnummer 50. Welche Geschichte steht da dahinter?
Die 50 war immer meine Nummer. In der SBK-WM musste ich zur 58 wechseln, denn Sylvain Guintoli fuhr schon mit der 50. Ich habe 2002 mit der 50 angefangen Rennen zu fahren, damals mit TSR in Großbritannien. Prinzipiell eigentlich, weil der Italiener Andrea Ballerini auch für TSR fuhr, allerdings im Grand Prix, in derselben Lackierung und mit derselben Nummer. Daher entschied ich, auch die 50 zu fahren. Ich war damals 15 und hatte dadurch das Gefühl, ein GP-Fahrer zu sein. Andrea ist noch immer im Fahrerlager unterwegs, er arbeitet in der Moto2-Klasse mit Sam Lowes. Er erinnert mich immer wieder daran, dass ich die 50 wegen ihm fahre. [lacht]
Welche Strecken musst du komplett neu lernen?
Der MotoGP-Kalender hat sich in den letzten Jahren ziemlich weiterentwickelt. Austin und Argentinien kenne ich zum Beispiel gar nicht. Andere bin ich in der Superbike-WM nicht gefahren, aber bei den 250ern – wie Motegi und ein paar andere. Aber ich habe jetzt viel Erfahrung und kann schneller lernen als früher. Mit 28 bin ich vielleicht ein bisschen älter als andere Rookies 2015, aber ich habe mehr Erfahrung und bin anpassungsfähiger. Ich musste mich schon ein paar Mal auf ganz unterschiedliche Bikes anpassen.
Der Fragen-Klassiker: Was ist dein Ziel in deiner ersten MotoGP-Saison?
Das ist im Moment ganz schwer zu beantworten, denn im Moment kenne ich die 2015er-Open-Honda noch nicht und bin sie noch nicht gefahren. Ich muss sicher kämpfen, um einige andere Rookies und meinen fest etablierten Teamkollegen Nicky Hayden zu schlagen. Gleichzeitig aber ist er jemand, von dem ich ganz sicher lernen muss.