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Michelin-Chef Goubert: Fahrer mit Hinterreifen happy

Von Jordi Gutiérrez
Der Franzose Nicolas Goubert leitet als Technik-Direktor die Entwicklung der MotoGP-Reifen für 2016. Im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com spricht er über den Stand der Dinge.

Am heutigen Donnerstag absolviert Michelin in Sepang den ersten grossen MotoGP-Test mit allen aktuellen Spitzenfahrern, vorher wurde von Montag bis Mittwoch in Malaysia drei Tage lang mit Bridgestone getetest.

Wie beim ersten Test vor drei Wochen, an dem nur die Testfahrer Aoyama, Edwards, de Puniet, Pirro und Michael Laverty teilnahmen, kam es zu einigen Stürzen,. Es erwischte auch absolute Topstars wie Jorge Lorenzo und Andrea Dovizioso sowie Aleix Espargaró und Jack Miller.

Die Fahrer dürfen keine Kommentare zu den Michelin-Reifen abgeben, weil die Teams für 2015 Verträge mit Bridgestone haben. Doch hinter vorgehaltener Hand erzählen sie, dass besonders der Vorderreifen sehr gewöhnungsbedürftig sei und weniger Grip habe als die Bridgestone-Varianten.

SPEEDWEEK.com hat sich noch vor Ende des Testtages mit Nicolas Goubert unterhalten. Er war schon vor dem Ausstieg von Michelin Ende 2008 für die MotoGP-Reifen verantwortlich. Persönlich nahm er Ende 2006 Abschied vom MotoGP-Paddock, um sich dem Automobilsport (Rallye-WM) bei Michelin zu widmen; jetzt kehrt er als Technical Director von Michelin Motorsport wieder zurück.

Monsieur Goubert, das ist heute die erste richtige Standortbestimmung für Michelin?

Ja, heute sind erstmals die meisten aktuellen MotoGP-Fahrer mit unseren Reifen gefahren. Bisher haben sich die Testfahrten auf die fünf Testfahrer der Hersteller beschränkt, aber das ist natürlich nicht dasselbe. Der heutige Tag ist ein Meilenstein für uns.
Es ist wichtig, diese Fahrer schon jetzt zu Saisonbeginn auf unseren Reifen zu sehen. Schon die Testfahrer haben uns eine sehr klare Richtung aufgezeigt, in die wir gehen müssen, woran wir arbeiten müssen. Wir müssen jetzt herausfinden, was wir ändern müssen, um zu beginn der nächsten Saison auf dem richtigen Niveau zu sein.

Ihr seid schon im Herbst in Sepang gefahren und vor drei Jahren. Welche Reifen habt ihr für den heutigen Test mitgebracht?

Ja, ja, es ist nicht unser erster Test hier. Im Grunde haben wir jene Reifen angeliefert, die die Testfahrer beim Test Anfang Februar rausgesucht haben. Das sind vier verschiedene Vorderreifen und drei unterschiedliche Versionen von Hinterreifen.
Im Grunde sind es dieselben Reifen, die wir vorher im Herbst 2014 verwendet haben.
Für die Testfahrer haben wir aber bereits die nächste Entwicklungsstufe mitgebracht, denn es wird kontinuierlich weiterentwickelt.
Für die MotoGP-Stammfahrer ist es aber wichtig, dass wir ihnen die bestmöglichen Reifen anbieten konnten, über die wir bisher verfügen. Es geht jetzt um den Double-Check, ob das die richtige Richtung ist, wir wollten quasi eine zweite Meinung hören.
Jetzt hören wir uns an, ob wir Änderungen vornehmen müssen und wenn ja, welche gefragt sind.

Sind das ganz andere Mischungen als jene, welche die Fahrer von Bridgestone gewöhnt sind?

Ich habe keinen blassen Schimmer, welche Mischungen Bridgestone verwendet. Ich brauche diese Informationen auch gar nicht.
Die meisten Reifen, die wir hier verwenden, haben ähnliche Mischungen. Wir arbeiten vorläufig in erster Linie an unterschiedlichen Konstruktionen und Profilen. Die Mischungen sind Standard-Mischungen.
Wir haben für vorne noch keine harten und weichen Mischungen. Es geht bei uns noch nicht ums Feintuning. Das ist der erste richtige Test. Wir haben noch ein Jahr Zeit.

Die Fahrer machen nur sehr kurze Runs. Geht es noch nicht um Ausdauertests?

Wir haben auch ein paar Jungs, die zehn Runden ohne Stopp fahren. Aber jetzt ist noch nicht der Zeitpunkt, an dem wir Ausdauertests unternehmen müssen. Diesen Schritt machen wir langsam und später. Zuerst müssen wir sicherstellen, dass die Reifen robust genug sind. Momentan lassen wir die Testfahrer maximal zwölf Runden am Stück fahren. Das reicht.
Unsere Absicht ist nicht, jetzt die Beständigkeit der Reifen zu beobachten, wir wollen eher sehen, wie stark die Robustheit der Karkasse ist. Wir analysieren dann die Karkassen der Reifen, damit wir sehen, wie widerstandsfähig sie sind. Dann können wir beurteilen, ob diese Karkasse noch viele weitere Runden durchstehen würde oder ob wir sie modifizieren müssen.

Sepang stellt an die Reifen grosse Ansprüche, auch wegen der Hitze.

Ja, die Anforderungen hier sind gross.
Aber die Fahrer stehen hier auch vor anderen Herausforderungen. Sie haben schon drei komplette Tage abgespult... Sie haben bei diesen hohen Temperaturen schon viele Runden und viele Kilometer zurückgelegt. Das ist sehr anspruchsvoll für sie.
Für einen Reifenhersteller gibt es auch andere Strecken, die grosse Ansprüche stellen. Phillip Island, dazu Le Mans, wenn es dort ziemlich kalt ist... Jede Piste hat ihre eigene Besonderheit.

Können Sie uns verraten, wie die Fahrer die Reifen beurteilen?

Bisher sind die Fahrer mit den Hinterreifen sehr happy. Aber bei den Vorderreifen besteht noch Arbeitsbedarf. Wir haben uns vorne schon verbessert im Vergleich zu den Reifen, mit denen wir im September begonnen haben. Das hat sich heute bestätigt.
Denn alle Fahrer greifen zur neuesten Version, die wir mitgenommen haben. Wir haben aber auch die ersten Reifen mitgenommen und die Fahrer damit Vergleiche anstellen lassen. Mit den neuen Versionen haben wir positives Feedback bekommen. Wir haben jetzt einen Anhaltspunkt und gute Informationen, in welche Richtung wir uns verbessern müssen.

Können Sie uns auch zu den Stürzen etwas sagen?

Ja, wir hatten zwei Stürze in Turn 3 und einen in Turn 5, glaube ich. Im Grunde sind diese Stürze passiert, als die Fahrer das Gas aufgedreht haben. Die Fahrer erzählen uns, dass sie überrascht sind vom Grip des Hinterreifens. Sie sagen, sie können den Gasgriff sehr, sehr früh aufdrehen. Je mehr Runden die Fahrer drehen, desto früher versuchen sie das Gas aufzudrehen. Aber zu diesem Zeitpunkt musst du dann beim Vorderreifen vorsichtig sein.
Ich weiss nicht, ob es an der Balance der Bikes liegt oder am Set-up. Jedenfalls konnten einige Fahrer diese Situation nicht meistern, so sind die Stürze passiert.

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