Gigi Dall’Igna: «Muss Budget richtig verteilen»
Dank der Open-Vorteile und Renndirektor Gigi Dall’Igna bahnt sich Ducati nun wieder den Weg an die Spitze. Bei den Testfahrten in Malaysia debütierte die völlig neue GP15 auf der Strecke von Sepang.
Obwohl die Maschine mit reduzierter Drehzahl noch nicht am Maximum war, schafften es Andrea Iannone und Andrea Dovizioso auf die Plätze 4 und 9 der kombinierten Zeitenliste. SPEEDWEEK.com bat Designer Gigi Dall’Igna zum Gespräch.
Welche Erwartungen an das neue MotoGP-Projekt mit der GP15 sind realistisch?
Im letzten Jahr war es unser Ziel, nicht mehr als zehn Sekunden auf den Sieger zu verlieren. Das haben wir am Ende der Saison erreicht. In diesem Jahr wollen wir mindestens ein Rennen gewinnen. Das ist natürlich schwierig, denn dafür muss man vier der besten Fahrer der Welt und zwei der stärksten Marken schlagen. Es wird schwer, aber es ist ein vernünftiges Ziel.
Welche technischen Schwierigkeiten tauchten bei der Entwicklung der GP15 auf?
Die technischen Schwierigkeiten bei einer neuen Maschine sind vielfältig. Chassis, Motor und Elektronik müssen entwickelt werden. Einen Aspekt herauszupicken, ist schwierig. Wir hatten wahrscheinlich die meisten Probleme mit dem Chassis. Beim Motor und der Elektronik haben wir die richtige Richtung.
Hast du bei der Entwicklung ein begrenztes Budget? Wie stellst du fest, wo man investieren muss und wo man sparen kann?
Man legt das Geld in den Bereichen an, von denen man sich mehr Entwicklungsmöglichkeiten verspricht. Geld ist nie unbegrenzt. Es ist wichtig, das vorhandene Budget richtig zu verteilen. Man muss abschätzen, wovon man mehr profitiert. Wir Ingenieure müssen an die Zahlen denken und anhand dieser einen Plan erstellen.
Musstest du irgendetwas aufgeben, weil das Budget nicht reichte?
Nein, das musste ich nicht.
Nach welchen Kriterien werden die Ducati-Piloten ausgewählt?
Im Rennsport ist Kontinuität wichtig und zahlt sich meist aus. Von Null anzufangen, mit einem neuen Bike, das entwicklet werden muss, bedeutet Zeitverlust. Deshalb wollten wir unsere Fahrer behalten. Unsere derzeitigen Fahrer bringen uns wichtige Infomationen für die Entwicklung. Auch von ihrer Leistungsfähigkeit her liegen sie im Vergleich zu den Fahrern an der Spitze nicht zurück. Vor allem Dovizioso fuhr schon unterschiedliche Maschinen und kann die Entwicklung leiten. Das ist sehr effizient.
2016 werden sich die technischen Vorgaben in der MotoGP-Klasse drastisch verändern. Ist das aktuelle Projekt nur auf 2015 ausgelegt oder wurde es bereits im Hinblick auf 2016 geplant?
Man hat immer eine Strategie im Kopf. Sie muss zunächst auf kurze Dauer ausgelegt sein, denn sonst überlebt man nicht. Doch zur selben Zeit hat man auch ein Langzeit-Ziel. Man muss gut planen und ein Programm aufstellen. Was wir derzeit tun, ist für 2015 wichtig, aber es wird auch für die Zukunft nützlich sein.