Edgar Mielke: Bei Eurosport zweimal abgeblitzt
Katar-GP 2012: Edgar Mielke interviewt Sandro Cortese
Sechs Jahre lang war Edgar Mielke die MotoGP-Stimme des TV-Senders Sport1, die Meinungen über die Qualität seiner Kommentare sind geteilt. Jetzt sind die Rechte für vier Jahre zu Eurosport gewandert, Mielke wurde beim neuen Konzept nicht berücksichtigt.
Ron Ringguth, Dirk Raudies, Alex Hofmann und Lenz Leberkern sind die Protagonisten bei Eurosport, mit Ausnahme von Hofmann wurden sie von den Fans nicht gerade begeistert empfangen.
Mielke gilt als Urgestein im deutschen MotoGP-TV-Sport. Er begann seine GP-Laufbahn als Radioreporter bei Radio Bremen. «Mein erster Grand Prix als Berichterstatter war 1991 in Jerez, als Helmut Bradl seinen ersten GP-Sieg gefeiert hat», erzählt Mielke.
Er wird 2015 keine Tätigkeit im Fernsehen ausüben, aber er wird bei den Europa-Rennen trotzdem im Fahrerlager zu sehen sein, um die Gäste des Intact-Teams zu betreuen und zu unterhalten.
SPEEDWEEK.com hat Edgar Mielke bei der Präsentation des Dynavolt Intact GP-Teams am Freitag in Memmingen getroffen und ihm ein paar Fragen gestellt.
Edgar, wann hast du letztes Jahr bei Sport1 mitbekommen, dass die TV-Rechte nach sechs Jahren wohl an einen anderen Sender gehen werden?
Gefühlt habe ich es eigentlich ab Anfang der Saison. Die endgültige Klarheit hatten wir dann am Wochenende vom Grand Prix im MotorLand Aragón, also Ende September. Dass es Eurosport wird, war lange nicht klar, es war auch ServusTV im Gespräch. Auch SKY, was so zu hören war. Dass PRO7 wirklich interessiert war, kann ich mir nicht vorstellen. Am Schluss waren nur noch ServusTV und Eurosport im Rennen, Eurosport ist es schliesslich geworden.
Ich habe den Eindruck, Dorna-Manager Manel Arroyo hat diesen Deal ziemlich auf direktem Weg mit den Discovery-Leuten vereinbart, die Eurosport gekauft haben.
Wie ist die Kommunikation zwischen Sport1 und euch Kommentatoren verlaufen? Seid ihr immer über den neuesten Stand informiert gewesen?
Sie war immer fair und immer korrekt, zu jedem Zeitpunkt. Sport1 hat fünf Jahre mit grossem Aufwand übertragen, 2014 wurde der Aufwand reduziert, weil man schon damit rechnete, die Rechte zu verlieren. Wir sind dann im Vorjahr allen Übersee-Rennen ferngeblieben, um Kosten zu sparen.
Trotzdem hat Sport 1 im Rahmen der Möglichkeiten bis zum Schluss alles probiert, um die MotoGP-Rechte beim Sender zu halten.
Das hätten bei Sport1 auch alle Leute, die nichts mit dem MotoGP-Team zu tun haben, sehr, sehr gerne gesehen, weil es nach anfänglichen Vorbehalten von einigen Fussball-Experten allmählich doch ein anerkanntes und geschätztes Recht im Hause Sport1 war. Letztendlich haben es alle bedauert, als die Rechte verloren gingen. Es hätten bei Sport1 alle sehr gern weitergemacht, wenn es finanzierbar gewesen wäre.
Die Fans haben jahrelang aus verständlichen Gründen über Sport1 gewettert, weil die Moto3- und Moto2-Rennen oft nicht live überragen wurden. Jetzt bedauern viele den Wechsel zu Eurosport, weil nur mehr neun von 18 Rennen im Free-TV gezeigt werden.
Ja, ich bezweifle ebenfalls, dass der Trend zum Pay-TV das richtige Konzept ist. Die Quoten werden stark sinken, fürchte ich.
Klar, das hat sich schon in Grossbritannien, Spanien und Italien gezeigt. Aber jährliche Gebühren von 3,5 Millionen Euro für die deutschen Live-Rechte lassen sich halt im Free-TV nicht mehr erwirtschaften. Das hat ja Sport1 deutlich erkennen müssen.
Ja, man muss ja auch berücksichtigen, dass es mit den Rechten allein nicht getan ist. Sport1 hat in fünf von sechs Jahren einen erheblichen Aufwand getrieben, mit Ü-Wagen, Produktionsteam bei den meisten Rennen, mit drei Live-Kameras und so weiter.
Da werden für Technik, Personalkosten und Reisespesen sicher noch einmal 2 Millionen Euro im Jahr aufgewendet worden sein?
Das kann ich nicht genau einschätzen, aber ein Betrag in dieser Höhe könnte es schon gewesen sein. Für die Constantin Media ist das am Schluss zu teuer geworden. Deshalb kam es zu den Sparmassnahmen für die Saison 2014.
Du giltst unter den Fans als recht umstritten. Warst du deshalb trotz deiner Fachkenntnis bei der neuen Eurosport-Mannschaft nie ein ernsthafter Kandidat für die MotoGP-Übertragungen? Du warst bei Eurosport nie erste Wahl?
Das kann ich nicht beurteilen, ob ich erste Wahl war oder nicht.
Fakt ist, dass ich im Herbst einmal in München war und mit Ingolf Cartsburg, dem Verantwortlichen für die Kommentatoren, in Sachen Kommentar für Eurosport verhandelt habe. Da war ich eigentlich bis zum Schluss mit im Rennen. Die eigentliche Absage für den Bereich Kommentar habe ich erst am 4. Januar bekommen, also relativ spät. Weil man auch relativ lange überlegt hat: Was haben wir für ein Budget? Wie machen wir das im Detail?
Du hast danach mit Eurosport noch über eine andere Aufgabe im MotoGP-Sport verhandelt?
Ja, ich wurde Ende Februar nach Paris eingeladen und habe dort mit Eurosport Gespräche geführt zum Thema «Leiter der Produktion». Ich denke, da braucht man jemand mit MotoGP-Erfahrung, es muss auch die Zusammenarbeit mit den Eurosport-Teams in Frankreich und Holland bei gemeinsamen Produktionen koordiniert werden.
Das waren korrekte und faire Gespräche, sowohl mit den Kollegen in Paris als auch mit den Kollegen in München. Man hat sich aber dann für einen Mitarbeiter aus dem Haus Eurosport in Paris entschieden.
Das ist halt so in diesem Geschäft. Das ist völlig normal.