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Lucio Cecchinello: «Risiko-Projekt mit Jack Miller»

Von Ernest Marson
Jack Miller ist als erster Fahrer von der Moto3-WM direkt in die MotoGP aufgestiegen. LCR-Honda-Teamchef Lucio Cecchinello spricht von einem waghalsigen Projekt. Miller muss jetzt nachsitzen, bis er schneller fährt.

Der letztjährige Moto3-Vizeweltmeister Jack Miller wird vor dem grossen Katar-Test (14. bis 16. März) nächsten Montag von Spanien nach San Marino reisen, um dort an einem speziellen Briefing teilzunehmen. Was CWM-LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello im SPEEDWEEK.com-Interview bereits letzte Woche anklingen liess, wurde jetzt auch von Crew-Chief Cristian Gabbarini bestätigt.

Dank dieser Nachhilfestunden soll dem Australier dargelegt werden, welchen Fahrstil er sich für die Open-Honda RC213V-RS zurechtlegen muss, um bessere Resultate zu erreichen.

Beim zweiten Sepang-Test war Miller nur auf Platz 22 gelandet, als fünftbester Open-Pilot hinter Barbera, Bradl, Hayden und Abraham.

Cecchinello erwartet aber von ihm den Gewinn der Open-Class und einen Top-Ten-Gesamtrang am Saisonende.

Miller und Gabbarini werden im Teamhauptquartier in San Marino alle bisherigen Daten im Detail analysieren und sie mit anderen Honda-Piloten wie Marc Márquez und Cal Crutchlow vergleichen. So soll die Lernphase des MotoGP-Neulings beschleunigt werden, der im Winter von der 55 PS starken KTM (250 ccm) auf die 260 PS starke Honda (1000 ccm) umgestiegen ist.

Miller und Gabbarini werden auch Fotos aus Sepang besprechen und Video-Aufnahmen von den zwei Sepang-Tests zu Rate ziehen.

«Jack ist sehr motiviert, er ist wissbegierig und lernhungrig, er will gute Rennen zeigen», sagt CWM LCR-Honda-Teamchef Lucio Cecchinello. «Bisher fährt er die Maschine noch wie eine Moto3, das müssen wir zugeben. Seine Linie sind noch immer nicht perfekt, er öffnet das Gas ausserdem ein bisschen zu früh, wenn er noch zu viel Schräglage fährt. Ausserdem rutscht er mit seinem Körper auf dem Motorrad nicht genug herum, wie es die anderen Fahrer machen. All diese Dinge beeinträchtigen seine Performance. Er hat das Gefühl, das Motorrad rutsche zu viel, deshalb kann er nicht schneller fahren. Jetzt haben wir dieses Treffen organisiert, um in entspannter Atmosphäre alles zu besprechen. Wir schauen uns an, wie Marcs Körperposition in den Kurven auf dem Motorrad aussieht, auch jener von Cal werden wir Beachtung schenken. Dazu schauen wir alle Videos der Dorna an, damit Jack versteht, was er tun muss, um mit der MotoGP-Maschine schneller zu werden.»

Zu Erinnerung: Miller hat in Sepang inzwischen drei komplette Tests (zweimal drei Tage, einmal 3,5 Tage) abgespult und trotz der schwachen Rundenzeiten bereits vier Stürze hingelegt.

«Wir müssen diese Sitzung machen, weil wir bei den Tests nie genug Zeit für ein ausführliches Debriefing haben», ergänzte Cecchinello. «Wir lassen Jack also nachsitzen. Wir geben ihm Unterricht. Diese Schulungen werden fortgeführt, bis Jack so erfolgreich ist, wie wir uns das vorstellen. Das heisst, bis er der beste Open-Fahrer ist. Wir werden dafür möglichst viel Zeit aufwenden, aber seine körperliche Vorbereitung darf darunter nicht leiden. Barcelona ist nur eine Flugstunde von San Marino entfernt. Jack kann also bei uns alles in einem Tag erledigen.»

Cecchinello weiter: «Es war ein Risiko, Jack ohne Moto2-Erfahrung in die MotoGP zu holen, aber wir haben das mit HRC besprochen und sind das Risiko eingegangen. Wir waren uns bewusst, dass wir uns da auf ein waghalsiges Projekt einlassen, das mit einer Menge Fragezeichen versehen ist. Aber ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir eine gute Basis haben.»

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