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TV-Kommentator Edgar Mielke: «Ich suche Arbeit»

Von Günther Wiesinger
Valencia-GP 2014: Edgar Mielke bei seinem letzten Auftritt für Sport1

Valencia-GP 2014: Edgar Mielke bei seinem letzten Auftritt für Sport1

«Jeder ist ersetzbar», sagt TV-Kommentator Edgar Mielke, der seit 1991 über den Motorrad-GP-Sport berichtet und in der Eurosport-Crew keinen Platz gefunden hat.

Nach sechs Jahren bei Sport1 ist es vorbei. Eurosport hat die MotoGP-Live-Rechte für Deutschland für vier Jahre gekauft und setzt die Kommentatoren Ron Ringguth, Dirk Raudies, Alex Hofmann und Lenz Leberkern ein. Für Edgar Mielke war in dieser Crew kein Platz.

Die Meinungen über Edgar Mielke sind unter den TV-Konsumenten gespalten. Er hat sich unter den TV-Zuschauern viele Feinde gemacht,; momentan sucht Mielke eine neue Aufgabe im TV-Bereich.

Seine ersten Berichte als GP-Reporter machte «Eddie» 1991 für Radio Bremen beim Jerez-GP. «Mein damaliger Sportchef Walter Jasper brauchte einen Interviewer, denn es war jemand ausgefallen. Er sah mein Motorrad auf dem Parkplatz von Radio Bremen und fragte, ob ich Zeit für den Jerez-GP hätte. Er wusste natürlich überhaupt nicht, dass ich MotoGP-Fan bin. Und zack – da stand ich in Jerez im Fahrerlager. Ausgerechnet an dem Wochenende, an dem Helmut Bradl seinen ersten GP-Sieg eingefahren hat. Übrigens habe ich damals noch mit einem Kasettenrecorder gearbeitet. Das ist das Allerlustigste.»

Bald nachdem Ralf Waldmann 1994 im Team von Dieter Stappert die 250-ccm-Werks-HB-Honda von Bradl übernommen hatte, verlagerte Mielke allmählich seine Tätigkeit vom Radio zum Fernsehen. «Ich habe da? anfangs mit Helmut G. Müller zusammengearbeitet, den ich vom Hörfunk kannte», schildert Mielke. «1994 beim Waldmann-Sieg in Mugello war ich auf jeden Fall im Einsatz. Das war Waldis erster Sieg in der 250er. Das war noch Radio, ich bin damals unter dem Podest gestanden. 1995 und 1996 begann ich dann Helmut G. Müller bei der ARD zu helfen. Das waren im Vergleich zu heute goldene Zeiten.»

2003 und 2004 kommentierte Edgar Mielke das GP-Geschehen für RTL. «Im ersten Jahr hab es eine Auswahl von einzelnen Rennen, 2004 die komplette Saison», erinnert sich Edgar Mielke.

2008 übernahm Sport1 die TV-Rechte. «Dazwischen gab es aber noch den MDR. Das darf man nicht vergessen. Es gab damals seitens des MDR sehr lobenswerte Bemühungen. Heute wird von den Sendern sehr viel Geld für König Fussball ausgegeben, dafür wandern die MotoGP-Übertragungen teilweise ins Pay-TV. Wir hatten beim Mitteldeutschen Rundfunk eine kleine Crew, aber durch den Sachsenring-GP war es naheliegend, dass der MDR eingestiegen ist. Wir haben alle Rennen übertragen. Bis auf die Übersee-Rennen waren wir immer an den Rennstrecken dabei.»

Edgar Mielke führt keine Statistik und weiss nicht, von wie vielen Motorrad-GP er bisher berichtet hat. «Bei Sport1 bin ich in den sechs Jahren nur einmal für das MotoGP-Rennen in Australien gesundheitsbedingt ausgefallen, ansonsten habe ich in den sechs Jahren alle Rennen übertragen. Wenn man Hörfunk und Fernsehen zusammenlegt, werde ich auf 200 oder 300 Rennen kommen», meint der TV-Mann.

SPEEDWEEK.com hat Edgar Mielke bei der Präsentation des Dynavolt Intact GP-Teams am Freitag in Memmingen getroffen und sich mit ihm über Vergangenheit und Zukunft unterhalten.

Edgar, du warst bei Sport1 nur als Freelancer für MotoGP beschäftigt. Das heisst, du bis dort jetzt aus dem Geschäft?

Ja, richtig. Also ganz glatt gesagt: Ich suche im Moment Arbeit. Der Kommentatoren-Markt ist hart. So ist unser Geschäft. Aber ich bin froh und dankbar, dass ich mit ein paar Kunden und Partnern, mit denen ich zusammengearbeitet habe, mich auch 2015 beschäftigen wollen. Zum Beispiel Intact-Chef Stefan Keckeisen, für ihn werde ich – Stand jetzt – die Gäste bei den europäischen WM-Rennen betreuen. Das macht mir übrigens viel Spass, weil man dabei immer wieder Leute trifft, die gar nicht wissen, was MotoGP, Moto2 und Moto3 ist. Ich werde also zumindest bei den Europa-Rennen im Fahrerlager auftauchen.

Du bist ja auch Fussball-Experte. Im Fussball hat sich kein Betätigungsfeld für dich gefunden?

Ja, da läuft jetzt gerade die Saison. Da muss ich dann mal gucken... Im Fussball sind die Live-Rechte für die Bundesliga vor eineinhalb Jahren komplett an SKY gegangen. Also bin ich jetzt kein Einzelfall. Es ist im Kommentatorenbereich so, dass der Markt relativ knapp ist und sich die Rechte-Lage häufig ändert. Also kann es passieren, dass man in so eine Situation kommt und sich um eine neue Aufgabe umsehen muss.

Die Meinungen der TV-Zuschauer sind beim Thema Mielke seit vielen Jahren geteilt. Aber die Kritiker sind offenbar in der Mehrzahl? Dabei hast du ein beachtliches Fachwissen?

Die einen sagen so, die andern sagen so...

Wenn du die Vorwürfe in den Internetforen und die Postings auf SPEEDWEEK.com liest, wirfst du dir dann irgendetwas vor?

Ja, ich habe natürlich in der letzten Zeit viel darüber nachgedacht. So wie ich meinen Job bei Radio Bremen gelernt habe, ist Kritik überhaupt nicht schlimm. Konstruktive Kritik ist immer gut. Ich zitiere jetzt mal den Ron Ringguth, dem ich alles Gute wünsche, er hat neulich mal gesagt: «Man muss sich als Kommentator davon verabschieden, es jedem recht machen zu wollen.»
Das ist tatsächlich so in unserer Gesellschaft.
Man sieht es auch am Beispiel Marcel Reif, Grimme-Preisträger, unbestritten, guter Fussballfachmann, trotzdem muss er sich öffentlichen Anfeindungen aussetzen und mit Bier übergiessen lassen. Er muss mit den übelsten Beschimpfungen leben.
Da muss man mal die Kirche im Dorf lassen.
Ich habe mich nie über Kritik geärgert. Mich ärgern nur Sachen, die unter die Gürtellinie gehen, Morddrohungen zum Beispiel, die mein damals 16-jähriger Sohn im Internet gelesen hat. So etwas finde ich ein bisschen übertrieben.
Gleichzeitig bilde ich mir nicht ein, ich sei der Einzige, der MotoGP kommentieren kann. Das wäre Quatsch. Jeder ist ersetzbar.
Das Einzige, was ich mir wirklich vorwerfe: Dass ich es verpennt habe, mich mit den sozialen Medien zu beschäftigen, also mit Twitter, Facebook und so weiter. Das ist an mir vorbei gegangen.
Aber auf die Frage, ob ich von der Anlage her meinen Job grossartig anders machen würde, ?muss ich antworten: Nein. Weil ich glaube, ?dass ich mit Alex und der gesamten Sport1-Mannschaft eine echt gute Truppe gebildet habe. Ich war stolz auf diese Mannschaft. Es war die tollste MotoGP-Mannschaft. Wir haben mit wenig Mitteln viel erreicht, da haben auch Barbara Petzinger und unsere Filmemacher Stefan Bohlen und Moritz Blume und allen andern grossen Anteil daran.
Eines kann ich mit ein bisschen Stolz sagen: Ich habe für den Sport immer alles gegeben. Und für die deutschen Fahrer.

Den TV-Zuschauern fiel besonders in der Saison 2014 auf, dass Alex Hofmann oft eine unterschiedliche Meinungals du vertreten hat. Ihr habt euch dauernd widersprochen, das wirkte unangenehm.

Das stimmt, das kann schon mal entgleiten. Ich gucke mir jede Sendung hinterher noch einmal an. Aber ich habe das nicht so empfunden.
Aber es gehört zur Aufgabe eines Kommentators, sich mit solchen Dingen auseinanderzusetzen, die einem auffallen. Es ist mir dann auch manchmal zu viel gewesen, das stimmt schon... Aber ich glaube, es liegt auch ein bisschen in der Natur der Sache. Es sind viele, viele Stunden gewesen, die wir da im Laufe der Jahre in der TV-Kabine verbracht haben. Die Wochenenden waren lang, auch wenn Sport1 nicht alles übertragen hat.
Es hat sicherlich ein paar Fälle gegeben... Aber ich habe das nicht als dramatisch empfunden. Insgesamt war das eine grossartige Zusammenarbeit. Alex hat bei uns auch viel gelernt, das weiss er.
Klar, ich habe mit den deutschen Fahrern mitgefiebert. Aber nicht nur mit Stefan Bradl, sondern auch mit allen anderen, von Sandro Cortese über Marcel Schrötter bis zu Jonas Folger, Philipp Öttl und Florian Alt.
Ich lasse mir von den Fans im Internet ungern vorwerfen, dass ich zu viel über Bradl oder Cortese gesprochen habe. Die beiden sind Weltmeister geworden...

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