LCR-Honda: Beim Silverstone-GP ohne Sponsor CWM?
Der Grieche Anthony Constantinou (34) war mit seiner Firma CWM.FX in diesem Jahr Hauptsponsor des LCR-Honda-Teams von Lucio Cecchinello mit den Fahrern Cal Crutchlow und Jack Miller in die Saison gestartet.
Aber in der ersten März-Woche wurden 13 CWM.FX-Mitarbeiter im Heron Tower in London verhaftet, seither ist die Online-Trading-Plattform ausser Betrieb, das dubiose Geschäft wurde stillgelegt; CWM hatte den Anlegern 5 Prozent Ertrag im Monat versprochen.
Jetzt ermitteln die britischen Behörden wegen des Verdachts auf Betrug, Geldwäsche und Vorspiegelung falscher Tatsachen. ?Am 14. September soll ein Gerichtsverfahren ?stattfinden. Zu allem Überdruss steht CWM-Firmenchef Anthony Constantinou (er betreibt in seinem Büro an der vornehmen Bishopsgate 52 verschiedene Firmen und tritt überall als CEO auf!) jetzt auch im Verdacht, sechs Mitarbeiterinnen am Arbeitsplatz sexuell belästigt zu haben. Dabei hatte er erst Ende September 2014 in Griechenland geheiratet.
Constantinou kam am 28./29. März 2015 zum Katar-GP und sass dort an der Boxenmauer, als sei nichts geschehen. Seitdem bleibt er auf Wunsch von LCR dem GP-Geschehen fern.
Doch Lucio Cecchinello traf sich nach dem Assen-GP vor knapp zwei Wochen in London mit dem CWM-Chef. Es fehlen nämlich noch rund 2 Millionen der 6,5 vereinbarten Sponsor-Millionen auf dem LCR-Konto.
Seit dem Texas-GP wirbt LCR für die Firma CWM.REWARDS.com, da CWM.FX keine Geschäftstätigkeit mehr ausüben darf.
CWM.REWARDS soll eine Kreditkartenfirma sein, von der allerdings offenbar nur eine Website existiert. Jedenfalls wurden die ausständigen zwei Millionen nie überwiesen. Auch der für 255.000 Euro ersteigerte Helm mit allen Unterschriften der MotoGP-Fahrer (Erlös zugunsten der Krebshilfe) wurde von Constantinou nie bezahlt.
Der Grieche stellte aber gegenüber Cecchinello vor zwei Wochen in Aussicht, den fehlenden Betrag für 2015 noch zu überweisen und sogar das Sponsoring für 2016 und 2017 zu verlängern. Sehr glaubwürdig klingen diese Absichten angesichts der prekären Lage von CWM freilich nicht. Angesichts des drohenden Gerichtsverfahrens und der mysteriösen Firmenkonstruktionen scheint das eine nicht besonders wahrscheinliche Variante zu sein.
Trotzdem wird bei LCR momentan die Frage diskutiert, ob die CWM-Logos nach dem Brünn-GP nicht abgedeckt werden sollten. Denn CWM hat nur 70 Prozent der vereinbarten Summe bezahlt, Brünn ist der 11. Grand Prix, es wären dann rund 70 Prozent der Saison absolviert, LCR hätte also knapp 70 Prozent der erforderlichen Werbeleistung vollbracht. «Das war einer der Gründe, warum ich nach dem Assen-GP ein Treffen mit CWM haben wollte», erklärte Lucio Cecchinello ein Gespräch mit SPEEDWEEK.com.
«Bisher haben wir von unserer Seite alle Vereinbarungen eingehalten. Trotz der Probleme, die Anthony Constantinou hat, war er für mich telefonisch immer erreichbar. Er war immer zu Meetings bereit, er hat sich uns gegenüber jederzeit positiv verhalten. Als ich zuletzt in London war, haben wir CWM erklärt, dass ihre Zuschüsse mit dem Brünn-GP aufgebraucht seien. Wir haben uns erkundigt, was CWM jetzt zu tun gedenkt. Als Antwort hat es geheissen, sie würden sich um eine schnellstmögliche Lösung ihrer Probleme bemühen. Das muss vor September geschehen, denn dann erlischt die Kaution. CWM strengt sich an, unser Abkommen bis zu diesem Termin zu fixieren und die ausstehende Restsumme für 2015 zu überweisen.» «Wenn bis zum Brünn-GP oder wenige Tage danach nichts dergleichen passiert, werden wir uns überlegen, die Zusammenarbeit zu beenden, bis sie in der Lage sind, uns zu bezahlen.»
Macht sich Cecchinello womöglich sogar Sorgen, dass sein Material in Silverstone von den britischen Behörden beschlagnahmt werden könnte, wenn er dort mit CWM-Logos auftritt?
Cecchinello: «Nein, überhaupt nicht. Wir haben die Situation mit unseren Rechtsanwälten bereits analysiert und die britischen Behörden kontaktiert. Man hat uns versichert, dass uns nichts passieren kann. Beim LCR-Verhältnis mit CWM handelt es sich um einen reinen Sponsorship-Vertrag. Wir wissen nichts über die CWM-Geschäfte, nur das, was wir den Medien entnehmen. Die britischen Behörden werfen uns nichts vor. Sie versichern uns, dass wir uns nichts zuschulden kommen liessen.»