Teil 2: Der Alltag von MotoGP-Star Aleix Espargaró
Die Fans erfahren durch unterschiedliche Medien genau, was die MotoGP-Stars an einem Rennwochenende durchleben. Doch wie viel ist über das Leben der Rennfahrer abseits des MotoGP-Paddocks bekannt? Wie sieht ihr Alltag aus?
Während Aleix Espargaró in Teil 1 über seine Morgenroutine und sein Training sprach, verrät er jetzt, wo er seine Freunde trifft, welche Filme er bevorzugt und welches Buch er gerade liest.
Wir kennen also bereits Aleix’ Fitnessprogramm zwischen den Rennwochenenden. Doch wie sieht es mit seinem sozialen Leben aus? «In Andorra zu leben, hat Vor- und Nachteile. Der Nachteil ist, dass ich meine Leute vermisse. Ich bin ein Mensch, der es liebt, von seinen Freunden umgeben zu sein. Sie leben in Barcelona und in Granollers, meiner Heimatstadt. Das ist der schlechte Teil am Leben in Andorra, aber gleichzeitig auch ein guter, denn man ist isoliert. Die soziale Isolation fördert die sportliche Disziplin. Man hat keine Ablenkung, nur den Trainingsplan.»
«So zu trainieren ist gut, aber ich sehe meine Freunde nicht. Deshalb fahre ich jede Woche nach Barcelona. Die Entfernung zwischen Andorra und Barcelona beträgt etwa 160 Kilometer. Ich fahre am Freitag los und verbringe den Samstag mit ihnen.» Aleix räumt ein, dass die Isolation sehr förderlich für seine Fitness ist. Er war noch nie so gut in Form wie jetzt. «Ich bin unglaublich fit. Durch eine strikte Diät habe ich Gewicht verloren. Das habe ich nur erreicht, weil ich nicht zum Abendessen ausging. Ich folgte einem strikten Plan.»
Kino und Bücher
Filme und Bücher ?nutzt Aleix, um den «Racing Modus» abzustellen. Er liebt das Kino und verschlingt massenweise Bücher. Die Filme sieht er sich zuhause an oder im Kino, wenn es der Film verdient, in einer besonderen Umgebung genossen zu werden. Und es stört ihn nicht, alleine ins Kino zu gehen. «Meine Frau schließt derzeit ihr Architektur-Studium an der Universität von Barcelona ab. Also kann sie nicht immer bei mir in Andorra bleiben. Daher gehe ich auch alleine ins Kino oder mit meinem Bruder Pol, der ebenfalls in Andorra lebt.»
Aleix bevorzugt Action-Filme. Clint Eastwoods «American Sniper» war einer seiner Lieblingsfilme in diesem Jahr. Sein absoluter Favorit war aber «Imitation Game» mit Benedict Cumberbatch.
Was die Bücher betrifft, bevorzugt Espargaró Biographien. «Ich liebe Bücher. Meist lese ich Biographien.» Zuletzt habe ich «A contracorriente» meines Freundes Albert Lopez gelesen. Nun lese ich die Biographie von Cristiano Ronaldos Manager.
Die Erwähnung von Albert Lopez macht Aleix nachdenklich. Der ehemalige BM-Granollers-Handballspieler Albert verstarb nur kurze Zeit vor unserem Interview. Er war erst 21 Jahre alt und hatte die letzten fünf Jahre damit verbracht, gegen den Krebs zu kämpfen. In dieser Zeit teilte er seine täglichen Herausforderungen in sozialen Netzwerken. Er hatte immer ein Lächeln auf den Lippen und rief seine Follower dazu auf, jeden Moment ihres Lebens zu genießen.
«Ich hatte ihn nach Jerez eingeladen. Er war drei Tage dort und super happy. Er fühlte sich großartig. Auf einer Rennstrecke war er noch nie zuvor, er hatte viel Spaß. Doch am darauffolgenden Dienstag hatte er starke Kopfschmerzen. Er ging ins Krankenhaus. Am Donnerstag wurde er beigesetzt.»
Lance Armstrong
Da wir ohnehin über Bücher sprachen, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, ihn zu fragen, ob er auch die Biographie von Lance Armstrong gelesen hat. Zu einem gewissen Zeitpunkt lag diese Biographie wohl auf den Nachttischen aller MotoGP-Fahrer. Er war eine Referenz für Sportler bis der Betrug des falschen Champions und die Manipulation seiner sportlichen Erfolge ans Licht kamen. So wurde der einstige Held zum größten Betrüger in der Geschichte des Sports.
«Ja, ich habe seine drei Bücher gelesen. Nun wissen wir, dass nicht immer alles Gold ist, was glänzt. Für mich ist es aber noch immer eine große Errungenschaft, den Krebs zu besiegen und in den Wettbewerb zurückzukehren. Auch wenn bewiesen wurde, dass er betrogen hat, ist er für mich noch immer jemand, den man bewundern kann. Seine Titel gewann er durch Betrug, doch den Rest hat er meiner Meinung nach richtig gemacht.»