Nicky Hayden: «Ich hatte nie einen Plan B»
Nicky Hayden steht als Rennfahrer in der Tradition der alten amerikanischen Garde um Roberts, Rainey und Schwantz. Er liebt spektakuläre Slides und Maschinen mit viel Drehmoment. Sein Fahrstil ist unangepasst und durch seine Slides spektakulär. Mit seinem Abgang von der MotoGP-Bühne verliert die Königsklasse einen wahren Sportsmann. Die Superbike-Fans dürfen sich glücklich schätzen, dass sie ab 2016 das neue Abenteuer des «Kentucky Kid» hautnah miterleben können.
Der 34-jährige Amerikaner wird von seinen ehemaligen Teamkollegen wie Valentino Rossi oder Casey Stoner als sehr arbeitsam und diszipliniert beschrieben.
Hayden selbst will seine Arbeitsmoral jedoch nicht besser als jene anderer Fahrer beurteilen. «Ich schätze mich sehr glücklich und fühle mich gesegnet, dass ich Motorräder fahren darf und so lange in der MotoGP-Weltmeisterschaft antreten durfte. Dafür habe ich sehr hart gearbeitet und war immer hochmotiviert, aber das ist eben mein Job. Ich fühle mich nicht so, als würde ich härter als alle anderen arbeiten. Wenn ich eine großartige Möglichkeit habe, will ich eben das Beste daraus machen.»
Hattest du als Kind noch andere Berufswünsche als Rennfahrer? «Ich kann mir nicht vorstellen, einen anderen Job auszuüben. Sogar als Kind hatte ich keinen Plan B wie wieder zur Schule zu gehen, wenn es im Rennsport nicht klappt. Es drehte sich alles darum, ein GP-Pilot zu werden. Ich hatte keine anderen Wünsche. Kein Plan B», lachte er. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: «Ich weiß nicht, ob ich das anderen empfehlen würde, aber ich habe alles in die Waagschale geworfen.»
Hat dich die Weltmeisterschaft als Fahrer und Mensch verändert? «Sicher, man verändert sich als Fahrer, je mehr man lernt. Auch die Bikes und der dafür nötige Fahrstil ändern sich. Das war vor allem durch die Elektronik bedingt, auch der Wechsel von Michelin- zu Bridgestone-Reifen veränderte damals einiges. Auch als Person habe ich mich mit Sicherheit verändert, denn ich war 13 Jahre lang in dieser Klasse. Ich bin ein bisschen erwachsener geworden und habe sehr viel gelernt. Aber ich habe mich nicht grundsätzlich verändert, ich bin noch derselbe Typ wie früher.»
From OWB to MotoGP
Hayden wuchs im beschaulichen Owensboro im US-Bundesstaat Kentucky auf, doch mit der MotoGP-WM bereiste er die gesamte Welt. «Ich habe sehr hier viel erlebt, denn ich stamme ursprünglich aus einer kleinen Stadt in Kentucky. Die MotoGP-WM brachte mich an großartige Orte. Ich durfte wunderschöne Dinge sehen und erleben. Doch ganz ehrlich gesagt, ziehe ich den Rennsport vor. Ich bin nicht der Typ, der viel Sightseeing macht oder sich in andere Kulturen hineinversetzt. Ich bevorzuge Rennstrecken und Bikes», lachte Hayden.
Du hast im Verlauf deiner Karriere mit Menschen aus zahlreichen Ländern zusammengearbeitet. Hast du Sprachkenntnisse gesammelt? «Nicht genug. Ich kenne ein paar Sätze und kann mich so durchschlagen. Doch ich habe nie gelernt, eine Sprache wie Italienisch oder Spanisch wirklich zu sprechen. Ich wünschte, ich hätte mich in der Schule etwas mehr angestrengt und eine Sprache gelernt, anstatt die ganzen einfachen Kurse zu wählen», räumte er ein.
In der MotoGP-Klasse war Hayden zusammen mit Valentino Rossi einer der ältesten Fahrer. Wie kann er sich noch immer für neue Herausforderungen wie die Superbike-WM motivieren? «Naja, die Motivation kommt von allein. Ich fahre Motorräder, dafür kann man sich sehr einfach begeistern. Es macht sehr viel Spaß. Gut, meine letzten beiden MotoGP-Jahre waren sehr frustrierend, aber so ist das Leben. Für mich ist das nicht nur ein Job, ich liebe Motorräder und lebe für diesen Sport. Die Superbike-WM ist nun eine neue Herausforderung. Es gibt viel zu lernen und ich muss mich auf viele neuen Dinge einstellen. Doch ich weiß nicht, warum ich nicht konkurrenzfähig werden sollte.» Hayden könnte der erste Fahrer sein, der den Titel in der MotoGP-Klasse und der Superbike-WM holt.