Valentino Rossi: «Keine Rivalität wie Prost & Senna»
Gestern in Doha: Rossi wirkt gelangweilt, Lorenzo plaudert, Márquez ist mit den Gedanken woanders
MotoGP-Vizeweltmeister Valentino Rossi (37) schliesst aus, dass sich zwischen ihm und Marc Márquez eine ähnlich erbitterte Feindschaft entwickeln könnte wie einst in der Formel 1 zwischen den verbissenen Streithähnen Alain Prost und Ayrton Senna.
Bei diesem Zwist war es mehrmals zu gefährlichen Zwischenfällen auf der Rennstrecke gekommen.
Rossi und Márquez sind letztes Jahr beim Malaysia-GP ordentlich zusammen gekracht, der spanische Repsol-Honda-Star fand sich danach auf der Erdboden wieder, Rossi fuhr Platz 3 nach Hause, bekam aber danach drei Strafpunkte und wurde für den Valencia-GP in die letzte Startreihe verbannt.
Dadurch wurden seine Chancen auf den zehnten WM-Titelgewinn quasi auf Null reduziert.
Es kam nach dem Sepang-Zwischenfall zu heftigen Wortgefechten in der Öffentlichkeit, auch von HRC-Seite wurde Öl ins Feuer gegossen.
Erstmals seit dem Rennen in Malaysia sassen Rossi und Márquez gestern in Doha/Katar bei der Dorna-Pressekonferenz wieder nebeneinander im selben Raum; nur Weltmeister Lorenze wurde dazwischen gepfercht.
Rossi kündigte an, es werde in der Saison 2016 auf der Rennstrecke «nichts Besonderes» passieren, was als Folge der Meinungsverschiedenheiten vom Oktober gedeutet werden könnte.
Der 37-jährige Italiener betonte: «Zuerst einmal bin ich glücklich, dass mein Name in einem Atemzug mit Stars wie Agostini/Hailwood und Senna/Prost genannt wird. Das ist ja im Motorsport keine Selbstverständlichkeit. Aber ich denke, es wird in diesem Jahr nichts Besonderes passieren. Auf der Strecke wird alles so ablaufen wie in der Vergangenheit, da wird sich nichts ändern. Jeder wird sich bemühen, das Maximum zu geben. Jeder wird versuchen, an der Spitze zu fahren, ohne irgendetwas Spezielles oder Zusätzliches...»
Rossi ist sich bewusst, welch massives Interesse das Finale zur MotoGP-Weltmeisterschaft 2015 in Valencia weltweit ausgelöst hat. Er räumt ein, dass der letzte WM-Lauf auch einen anderen Ausgang hätte nehmen können. Aber er fügt hinzu, dass er nicht mehr zurückblicken und mit der Vergangenheit hadern will. Er sei jetzt darauf fokussiert, 2016 einen neuen Titelfight zu starten, ergänzte der Movistar-Yamaha-Werkspilot.
«Ich denke, die letzten Rennen der vergangenen Saison haben im Vergleich zu anderen Jahren eine zusätzliche Brise Pfeffer in die Situation gebracht. Und wenn ich von mir persönlich spreche, dann hätte ich mir gern ein anderes und besseres Saisonsende gewünscht», schilderte Rossi. «Mir ist es lieber, wenn ich gewinne statt verliere. Aber das lässt sich nicht mehr ändern. Das ist vergangen. Das gute an der Geschichte ist, dass wir jetzt hier in Doha sind und uns bemühen, in diesem Jahr wieder einen sehenswerten Titelfight sicherzustellen.»
Marc Márquez wollte sich zur Frage, ob sich die Rivalität des gegnerischen Duos jetzt deutlich verstärken werde, nicht äussern. Er liess nur durchblicken, er werde die 2015 gewonnene Erfahrung in diesem Jahr vom ersten bis zum letzten Rennen umsetzen.
«Wir kennen das aus der Vergangenheit in der MotoGP-WM, du versuchst immer, deinen Gegner zu bezwingen», stellte der Repsol-Honda-Star ausweichend fest. «Aber am Ende habe ich 20 Gegner und ich muss mich gegen jeden einzelnen durchsetzen, wenn ich die Weltmeisterschaft gewinnen will. Und das ist mein Ziel.»
Márquez sagt, er erwarte eine abwechslungsreiche Saison. «Denn es sieht so aus, als seien die Teams und Fahrer von der Performance her enger zusammengerückt. Wir werden alles tun, um in den Titelfight eingreifen zu können. Ich werde die Erfahrungen von 2015 nützen; ich möchte bis zum WM-Finale um diese Meisterschaft kämpfen.»
Dani Pedrosa landete beim Valencia-GP 2015 knapp hinter Lorenzo und Márquez auf Platz 3. Das Repsol-Honda-Duo musste sich dann Kritik anhören, man habe Landsmann Lorenzo beim Fight um den Sieg zu stark geschont.
«Ich denke, Valencia war ein denkwürdiger Augenblick für die MotoGP-WM», sagt Pedrosa. «Vielleicht hat es nicht allen gefallen, vielleicht stimmen mir da nicht alle Fans zu. Aber es waren unheimlich viele Menschen dort, die Tribünen rund um die Piste waren völlig überfüllt mit Fans. Es mussten sogar zusätzliche Tribünen errichtet werden, es wurden zusätzliche Eintrittskarten verkauft, das war ein positiver Aspekt. Das ist auf unsere gute Show zurückzuführen. Insgesamt können wir sagen, dass sich die MotoGP-Szene um Wachstum bemüht; das sind unsere Bestrebungen. Wir wollen für eine spektakuläre Show sorgen.»