MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Abraham: «MotoGP – wie mit dem Baseballschläger!»

Von Ivo Schützbach
Karel Abraham ist aktuell der schlechteste der vier BMW-Fahrer in der Superbike-WM

Karel Abraham ist aktuell der schlechteste der vier BMW-Fahrer in der Superbike-WM

Nach fünf MotoGP-Jahren ist für Karel Abraham in der Superbike-WM alles neu. SPEEDWEEK.com erklärte der Tscheche aus dem Team Milwaukee BMW exklusiv, weshalb er sich so schwer tut.

In seinen ersten sechs Superbike-WM-Läufen kam Rookie Karel Abraham über einen elften Platz in Australien nicht hinaus, zwölf Punkte und WM-Rang 17 sind seine magere Ausbeute. Einziges Highlight: Platz 2 im dritten Training in Buriram/Thailand – da ging es allerdings um nichts. Während die ersten zwei Trainings als Qualifying für die Superpole zählen, ist das dritte ein freies Training.

SPEEDWEEK.com traf sich mit dem 26-Jährigen aus Brünn im MotorLand Aragón in der Hospitality seines Teams Milwaukee BMW.

Würde es dir helfen, wenn du in einem erfahreneren Team wärst? Bei Milwaukee BMW sind beide Fahrer und das Team neu in der Superbike-WM.

Ich halte das Team für sehr erfahren, sie haben in der Britischen Meisterschaft großartige Ergebnisse geholt. In der wahrscheinlich stärksten Superbike-Meisterschaft nach der WM.

Okay, einige Strecken und die Reifen kennen wir nicht. Und die Elektronik. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir uns verbessern können.

Du bist in MotoGP mit sehr ausgeklügelter Elektronik gefahren: Wie fühlt sich dagegen die im BMW-Superbike an?

Der Unterschied ist sehr groß. Nicht so groß zur letztjährige Einheitselektronik von Magneti Marelli, aber doch ordentlich. Verglichen zu einer vollen MotoGP-Elektronik ist der Unterschied riesig.

Die Elektronik von BMW ist nicht schlecht. Für ein normales Straßenmotorrad ist sie perfekt. Wenn du aber am Limit fährst, fehlt ihr manchmal etwas. Sie passt sich in bestimmten Situationen nicht schnell genug der Motorbremse oder bei der Beschleunigung an, wenn das Motorrad slidet oder sich aufschaukelt. Oder die Leistung wird zu stark gekappt. Mit dieser Elektronik genau am Limit zu fahren ist schwierig.

Ist die Elektronik euer größtes Problem?

Ich würde sagen es ist schwierig, sich an das Gesamtpaket zu gewöhnen. Es ist nicht so, dass die Elektronik Mist ist und alles andere ist gut. Nein. Etwas fehlt der Elektronik, ich muss aber auch meinen Fahrstil an diese Elektronik anpassen. Dann kommen Bremsen und Reifen hinzu und die Leistungsentfaltung des Motors. Es ist nicht so, dass dem Paket etwas fehlt. Aber es ist anders, als das was ich gewohnt war.

In MotoGP, Moto2 und 250 ccm waren die Motorräder sehr steif. Über Wellen waren sie extrem hart. Das Superbike ist viel weicher, das ändert das Gefühl komplett.

Wenn du bei den 250ern ein bisschen zu viel Gas gegeben hast, dann hattest du einen schlimmen Highsider. MotoGP-Bikes sind sehr kraftvoll. Superbikes haben auch viel Leistung, die Entfaltung ist aber anders.

Was hast du an deinem Fahrstil von MotoGP auf Superbike umgestellt?

Ein Beispiel. Wenn du in MotoGP in eine Kurve einbiegst, betätigst du den Bremshebel. Du bremst hart und lässt ihn dann langsam los, weil die Bremskraft der Karbonbremsen stärker wird, wenn sie heißer werden, also musst du sie loslassen, um bei der gleichen Bremskraft zu bleiben.

Auf dem Superbike bremst du und musst mit der Zeit stärker bremsen, weil die Stahlbremsen mit zunehmender Temperatur an Bremskraft verlieren. Es ist genau das Gegenteil.

Oder die Reifen. Ein MotoGP-Reifen ist so konstruiert, dass das Motorrad genau auf Linie bleibt. Superbike-Reifen sind weicher, sie walgen mehr. Wenn ich in eine Kurve einlenke, schwimmt der Vorderreifen und ich meine, dass ich stürze. In MotoGP bist du kurz vor Crash, wenn sich der Reifen bewegt, bei den Superbikes ist das normal.

Wenn ich auf dem Superbike Gas gebe dann ist das, als würde mich jemand anschieben. In MotoGP ist es so, als würde dir einer mit dem Baseballschläger eine mitgeben.

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