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Andrea Dovizioso: «Enttäuscht und trotzdem happy»

Von Günther Wiesinger
Andrea Dovizioso

Andrea Dovizioso

Ducati-Werksfahrer Andrea Dovizioso sagt, Iannone habe in Österreich nur wegen des Medium-Hinterreifens gewonnen. Und er sieht noch weitere Siegchancen für Ducati.

Andrea Dovizioso (30) stand letztes Jahr bei Ducati schon im Schatten seines Teamkollegen Andrea Iannone, jetzt hat er beim Test in Spielberg am 19./20. Juli Platz 2 hinter Iannone belegt, dann Platz 2 im Qualifying – und im Rennen kam er wieder über Platz 2 nicht hinaus.

Aber Ducati holte nach 100 Rennen dank «The Maniac» den ersten Sieg und dazu den ersten Doppelsieg seit Australien 2007, damals mit Stoner Capirossi.

Andrea, Ducati hat in den letzten Wochen viele Schlagzeilen gemacht. Wie sieht die Situation bei euch aus?

Ja, wir kommen von einem besonderen Wochenende in Österreich. Und ich bin zuversichtlich, dass wir auch auf dieser sehr schwierigen Piste konkurrenzfähig sein können.
Es ist für niemanden einfach, auf dieser Strecke schnell zu sein. Für uns wird es sicher ein bisschen schwieriger als in Österreich. Aber ich glaube, wir können dicht an der Spitze dran sein und um ähnliche Positionen fighten wie in Spielberg.
Wir dürfen die letzten drei Rennen nicht vergessen. Ich habe in Assen, Sachsen und Spielberg um den Sieg gekämpft, bei sehr unterschiedlichen Situationen. Es wird wichtig sein, auch hier gut abzuschneiden.

Iannone hat als einziger Fahrer im Rennen auf dem Red Bull Ring hinten einen Medium-Reifen gewählt, alle anderen Fahrer den harten. Hat das ganz allein über Sieg und Niederlage entschieden?

Ich glaube, der Hinterreifen hat den Unterschied ausgemacht. Denn ich hatte ein gutes Gefühl für das Motorrad. Und ich habe das Rennen bis zu den letzten sechs Runden unter Kontrolle gehabt.
Leider hatte ich am Schluss hinten rechts nicht mehr denselben Grip wie Iannone. Ich habe in einigen Kurven Zeit verloren und war deshalb nie nahe genug dran, um noch einmal angreifen zu können.
Aber man muss klar sagen: Er ist ein großartiges Rennen gefahren, ein schlaues Rennen, er hat ein makelloses Wochenende hingelegt. Er hat den Verschleiß des Hinterreifens erstklassig gemanagt und eine wirklich gute Performance gezeigt.

Von den kommenden Pisten, wo kann Ducati wieder gewinnen?

Der Vorsprung, den wir in Österreich hatten, war riesig. Es wird nicht einfach sein, wieder in so eine Situation zu kommen. Aber wir haben sicher noch weitere Siegchancen. Wenn du nahe dran bist, kann alles passieren – an jedem Wochenende.
Doch wir wissen, dass wir nicht perfekt sind, wir sind nicht in allen Bereichen konkurrenzfähig. Die Yamaha ist immer noch besser ausbalanciert, sie ist überall sehr gut, deshalb können sie überall auf Siege lossteuern.
Aber wir sind nicht so weit weg.
Ich konzentriere mich darauf, unsere Schwachstellen auszumerzen und die Ducati dort besser zu machen, wo wir Aufholbedarf haben.
Wir denken auch an die Zukunft. Wir wollen irgendwann die Weltmeisterschaft gewinnen. Also müssen wir auf jedem Gebiet gut sein.
Wenn du die WM gewinnen willst, musst du bei 18 Rennen vorne dabei sein.

Welche Ducati-Pisten kommen also noch?

Mit Michelin ist das schwer einzuschätzen... Es könnte Motegi sein. Auch Brünn könnte gut zu uns passen. Bei den letzten zwei Rennen hatten wir auch im Trockenen eine gute Pace. In Assen und Sachsen hatten wir in der Vergangenheit immer viel Mühe. Ich sehe also, dass uns eine erfreuliche Zukunft winkt.

Honda hat 2016 nicht das beste Motorrad, Lorenzo und Rossi haben bereits viele Fehler gemacht. Wäre die Saison 2017 nicht das ideale WM-Jahr für Ducati gewesen?

Ein ideales Jahr, nein. Denn ich glaube, wir können es n Zukunft besser machen. Ich habe durch zwei unverschuldete Stürze im Frühjahr viele Punkte verloren, auch durch den Defekt in Jerez. Ohne dieses Pech könnte ich jetzt um den Titel mitmischen.
Die meisten Leute haben schon längst vergessen, wie viele Punkte ich im Frühjahr durch Pech verloren habe... Aber so ist der Rennsport. Das lässt sich nicht ändern.
Man darf nicht vergessen: Honda hat nicht das beste Bike in diesem Jahr, trotzdem hat Máqurez einen klaren Vorsprung. Das heißt: Marc macht den Unterschied aus.
Es ist schwierig, solche Gegner zu besiegen.

Welches Gefühl hat letzten Sonntag bei dir vorgeherrscht? Die Enttäuschung über den verpassten Sieg – oder die Freude über den Ducati-Triumph?

Zuerst nach dem Rennen war ich enttäuscht. Denn ich hatte mir erstklassige Siegchancen ausgerechnet. Aber nachdem ich alles analysiert hatte, wurde mir klar: Der Hinterreifen hat den Unterschied ausgemacht. Außerdem war das Ergebnis für Ducati sehr wichtig, für unser ganzes Projekt.
Ich habe eingesehen, dass es ein kostbarer Tag für Ducati war, auch wenn ich persönlich nicht restlos happy war.
Aber wenn ich daran denke, welche Fortschritte wir in den vier Jahren gemacht haben, dann will ich mich nicht beklagen.

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