Österreich-GP begeistert: Folklore, Fans und Vollgas
«Ich hatte ganz vergessen, wie schön Österreich ist», stellte Randy Mamola nach dem Eintreffen auf dem Red Bull Ring fest. «Das ist mir erst bei der Fahrt vom Flughafen Wien in die Steiermark wieder in Erinnerung gerufen worden», ergänzte der vierfache 500-ccm-Vizeweltmeister und 13-fache Halbliter-GP-Sieger. «Ich bin schon 1987 als Gast beim Formel-1-GP hier in Spielberg gewesen, damals hieß die Piste noch Österreichring. Ich hatte mich damals beim Schweden-GP in Anderstorp verletzt und war dann in Österreich zur Behandlung bei Willy Dungl, dem Guru von Niki Lauda. In dessen Klinik habe ich auch den Sänger Falco kennengelernt, der sogar in den USA enen Nummer 1-Hit hatte. Wir haben uns angefreundet. 1987 war noch die Turbo-Ära, hier wurde noch auf der 5,9 km langen Strecke gefahren.»
Ja, damals wurde in der Formel 1 hier ein Schnitt von 256 km/h erzielt....
Mamola weiter: «Österreich ist wunderschön, die Gegend hier ist etwas Besonderes. Auch die Leute sind sehr speziell, extrem gastfreundlich.»
«Es würde mich nicht wundern, wenn dieser Event in diesem Jahr von den Team zum besten Grand Prix des Jahres gewählt werden würde», stellte Carmelo Ezpeleta fest, der CEO von Dorna Sports. «Dieser neue Grand Prix ist sehr wichtig für uns, mitten im Herzen von Europa, mit einer vorbildlichen Event-Organisation, mit einem exzellenten Rahmenprogramm, Hut ab vor Red Bull, das wurde etwas Einmaliges geleistet.»
Durch die Formel-1-WM-Rennen 2014, 2015 und 2016 gab es für die Polizei und Behörden auch in punkto Verkehrsführung viel Erfahrung, es existierten genug Campingplätze, die Anfahrt mit Fahrrad nach dem Park & Ride-System fand viel Anklang, es gab einen Riesenparkplatz für die Fahrräder ganz nahe am Eingang zur Rennstrecke.
Die Journalisten zeigten sich vom Media Centre mit 550 Arbeitsplätzen und ausgezeichneter Verpflegung begeistert. «Meinetwegen könnten wir gleich hier bleiben und alle restlichen acht Grand Prix in Spielberg austragen», frohlockte Friedemann Kirn von der Zeitschrift MOTORRAD angesichts der tadellosen Arbeitsbedingungen im Pressezentrum.
«Wenn wir diese Infrastruktur hier in Österreich zum Bespiel mit jener von Le Mans vergleichen, dann befinden wir uns hier auf einem anderen Planeten», lobte Manuel Pecino, SPEEDWEEK.com-Mitarbeiter und langjähriger GP-Berichterstatter von «Motociclismo» in Spanien.
Viel Lob für den Red Bull Ring
Zuletzt hatten hier in der Steiermark 1996 und 1997 zwei Motorrad-GP stattgefunden, damals befand sich die Rennstrecke noch im Besitz der steirischen Landesregierung. Die Anlage warf Millionenverluste ab, es musste an allen Ecken und Enden gespart werden.
Heute ist das «Projekt Spielberg» ein Erfolgsmodell, obwohl es bei der Eröffnung 2011 gar nicht für Grand Prix-Rennen vorgesehen war, sondern höchstens für vergleichsweise bescheidene Meisterschaften wie DTM, ADAC GT Masters, IDM oder Superbike-WM.
Aber Bernie Ecclestone fand Gefallen an der Arena, er überredete Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz zu einem Formel-1-Vertrag, also wurde nachgerüstet, es wurden Tribünen für mehr als 52.000 Besucher gebaut, das riesige Media Centre und so weiter.
Mit 186,9 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit ist der Red Bull Ring jetzt mit Abstand die schnellste GP-Strecke im Kalender. Für 2017 werden noch einige Kurven entschärft, die Fahrer fordern mehr Sturzraum. «Es ist alles machbar», erkläre Rennleiter und Ex-Weltklassefahrer Andreas Meklau, «wenn es um die Sicherheit geht.»
Der GP von Österreich zog viel Prominenz in seinen Bann, von den Skistars Marcel Hirscher, Matthias Mayer, Andy Goldberger und Thomas Morgenstern bis zu Ex-Tennis-Star Thomas Muster, Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz und den Schauspielerbrüdern Tobias Moretti und Gregor Bloeb. Dazu sahen wir Johnny Cecotto, Gerhard Berger, Mark Webber, Wayne Gardner, Mick Doohan, Heinz Kinigadner, Rallye-Dakar-Held Matthias Walkner und MXGP-WM-Leader Tim Gajser und ADAC-Sportpräsident Hermann Tomcyzk.
Natürlich wurde in der Steiermark viel Folklore betrieben. Aber die Teammitglieder schwärmten über die Gastfreundlichkeit der Österreicher, die teilweise preiswerten Quartiere und die bekömmliche Verpflegung.
Red Bull empfing die Promis, Gäste und das KTM-Team am Eingang zum Paddock mit einem Gastgarten samt Almhütten, alle MotoGP-Fahrer bekamen vom Promoter eine kurze Hirschlederhose als Geschenk.
Die Fans schwärmten von der pausenlosen Action im «MotoGP Fan Village», viele Camper waren bereits am Donnerstag angereist.
Mit 215.000 Besuchern an drei Tagen wurde der Sachsenring um rund 3000 Besucher übertroffen. In der Formel 1 kamen 2014 rund 225.000 Zuschauer, aber dann liess das Interesse deutlich nach.
Das wird beim MotoGP-Event nicht passieren, sind die Veranstalter überzeugt, denn KTM kommt 2017 in die MotoGP-Klasse, Rossi hat nichts von seiner Strahlkraft verloren, Ducati wird viele Italiener aus dem nahen Venetien anlocken. Das Produkt «MotoGP» ist seit 1997 um vieles attraktiver geworden. Damals haben am Sonntag nur 17.000 Zuschauer Eintritt bezahlt, diesmal 95.000.
«Die MotoGP hat heute ein ähnliches Flair wie Formel 1 in den 1980er-Jahren», befand der ehemalige Formel-1-Rennfahrer Gerhard Berger. «Es geht viel gemütlicher, man sieht den Fans die Freude und Begeisterung an. im Paddock sieht man viele attraktive Frauen, es haben mehr Leute Zutritt, die Fahrer sind zugänglicher.»
Und die Eintrittspreise bezahlbarer: 95 Euro kostet ein Stehplatz für drei Tage, das ist für viele Fans verkraftbar – wenn das Angebot stimmt. Im Rossi-Sektor kostet ein Tribünenplatz für drei Tage 125 Euro, die teuersten Tickets gibt es für 135 und 165 Euro.
Hier die genaue Preisliste für 2017:
www.projekt-spielberg.com/de/motogp/tickets
Die meisten Fans waren jedenfalls begeistert. Auch das Wetter spielte mit. Erst am Sonntag kurz vor 20 Uhr ging ein gewaltiges Hagelgewitter über der Rennstrecke nieder.
«Ich bin bei der Heimfahrt am Sonntag bei der Baustelle in Klaus nach dem Phyrnpass eine Stunde vor einem Tunnel gestanden, wegen Blockabfertigung. Aber das war nicht schlimm, denn die österreichischen Fans haben mich erkannt und sofort einn Almdudler spendiert», schilderte Stefan Bradl.