Fix: MotoGP-Finale nicht in Valencia

Cortese-Crew-Chief: Was Sam Lowes ändern muss

Von Sharleena Wirsing
Lucio Nicastro gewann 2013 mit Sam Lowes den Supersport-WM-Titel, auch in der Moto2-WM arbeiteten sie zusammen. Im Interview mit SPEEDWEEK.com sprach er über Lowes’ MotoGP-Aufstieg und seine Moto2-Titelchance.

2016 ist für Lucio Nicastro das dritte Jahr in der Moto2-WM. Der Italiener arbeitete zwei Jahre mit Sam Lowes zusammen, bevor er zum Team Dynavolt Intact GP stieß und Crew-Chief für Sandro Cortese wurde. 2011 hatte Nicastro zusammen mit Chaz Davies den Titel in der Supersport-WM gewonnen. Ein weiterer Supersport-Titel folgte 2013 mit Sam Lowes. Nicastro kennt den 25-jährigen Briten genau.

Was hältst du von Lowes’ Aufstieg in die MotoGP-Klasse mit Aprilia? «Ich denke, dass es eine gute Möglichkeit für ihn war, aber ein Fahrer wie er hätte auch eine andere Chance bekommen. Doch dabei war sicher auch die finanzielle Seite wichtig. Wenn er seine Qualitäten unter Beweis stellt, wird er bald ein gutes Motorrad erhalten oder Aprilia gelingt ein großer Fortschritt. Das ist auf jeden Fall gut, um einen ersten Kontakt mit der MotoGP-Szene herzustellen.»

Passt Lowes’ Fahrstil zu einer MotoGP-Maschine oder muss er sich stark anpassen? «Sein Fahrstil könnte gut auf einer MotoGP-Maschine funktionieren, wenn er ein paar Dinge anpasst. Das betrifft vor allem die Bremszonen, denn er hat eine seltsame Weise zu bremsen. Ich habe bis 2015 mit ihm zusammengearbeitet. Bis dahin war es so, dass eine zeitliche Lücke zwischen Gas schließen und Bremse ziehen bei ihm bestand. Er drehte das Gas zu, schaltete zurück und zog dann die Bremse. Dadurch entstand eine kleine Pause. Meiner Meinung nach kann er sogar hier in der Moto2-Klasse einen Fortschritt machen, wenn er diese Charakteristik seines Fahrstils anpasst. In der MotoGP-Klasse muss er das ganz sicher ändern, denn mit den Karbon-Bremsen muss er eine gewisse Temperatur aufrechterhalten. Er ist ein cleverer Junge und schnell. Sein Talent ist groß, er kann alle Bikes fahren. Ich bin zuversichtlich, dass er es schaffen wird. Ich glaube daran, dass er es auch in der MotoGP-Klasse schaffen wird.»

Lowes durfte die Werks-Aprilia bereits mehrmals in diesem Jahr testen. Nach dem letzten Test in dieser Woche in Misano hatte Lowes verkündet: «Am Ende des zweiten Tages war mein Rückstand auf die anderen Aprilia-Piloten nicht groß.»

Im Kampf um den Moto2-Titel konnte Sam Lowes in Brünn wieder Punkte auf Johann Zarco gutmachen. Doch als WM-Dritter liegt der Brite derzeit ganze 44 Zähler hinter dem Franzosen.

Wie schätzt du Lowes’ Titelchancen? «Ich weiß es nicht. Vielleicht, aber Zarco ist sehr, sehr stark. Er hat mich überrascht – auch schon im letzten Jahr. Sogar in den Rennen, in denen er mit einem Top-5-Platz Punkte in der Gesamtwertung gutgemacht hätte, wollte er unbedingt gewinnen. Das bedeutet, dass er sehr viel Selbstvertrauen hat, denn wenn man so hart für den Sieg kämpft, kann man auch sehr einfach stürzen und viele Punkte verlieren. Er ist auch in diesem Jahr sehr stark. Für Sam wird es 2016 daher schwierig, den Titel zu holen. Doch er wird sicher bis zum Ende alles versuchen. Er müsste sich aber gegen Rins und Zarco durchsetzen, das wird schwierig», ist Nicastro bewusst.

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