Roberta Ponziani: Von der Backstube in die WorldWCR
Roberta Ponziani
Die Women's Circuit Racing World Championship – kurz WorldWCR – wird durch Maria Herrera, Ana Carrasco, Sara Sanchez und Beatriz Neila nicht nur ganz vorn von Spanien dominiert, sondern auch nominell mit insgesamt sechs Teilnehmerinnen. Andere Nationen stellen maximal zwei Teilnehmerinnen, die meisten Länder nur eine Frau.
Für Italien als große und erfolgreiche Nation im Motorradrennsport ist lediglich Roberta Ponziani dabei. In der WorldWCR 2024 hat sich Ponziani als erste Verfolgerin der Spanierinnen etabliert. Als Gesamtfünfte fuhr sie bei den bisher drei Meetings einen vierten, drei fünfte und einen sechsten Platz ein.
Ponziani stammt aus der Kleinstadt Teramo in der Region Abruzzen. Nur mit Überredungskunst und Glück gelang der 28-Jährigen der Einstieg in den Rennsport. «Ich war neun und mit meinem Vater unterwegs. In der Nähe unseres Hauses gab es eine Minibike-Strecke, und ich fragte meinen Vater, ob ich es ausprobieren dürfe. Seine erste Reaktion war 'nein, das ist nur für Jungs'. Aber da fuhr ein Mädchen, die Tochter des Besitzers. Also sagte ich, dass wenn sie fahren kann, dann kann ich das auch. So fing es an. Später kaufte mir mein Vater ein Minibike und ich begann, Rennen zu fahren. Ich hatte Glück, denn die Strecke wurde nur ein Jahr später geschlossen. Es war also ein guter Zeitpunkt, um anzufangen!»
Ponziani kämpfte sich durch die verschiedenen Junior-Kategorien. Als Elfjährige gewann sie als einzige Frau 2014 und 2015 die italienische Minibike-Meisterschaft. Während dieser Zeit waren heutige Größen wie Marco Bezzecchi ihre Gegner. «Sie ist eine ausgezeichnete Fahrerin», lobte der MotoGP-Pilot seine Landsfrau. «Wir hatten früher einige Kämpfe. Sie hat sich immer gut verteidigt, hart gekämpft und hat nie aufgegeben – dafür habe ich sie bewundert.»
Seit 2020 nimmt sie an der Frauen-Europameisterschaft teil und belegte viermal den dritten Platz. Sie kommt als amtierende italienische Frauenmeisterin zur WorldWCR. «Als ich jung war, habe ich mich nicht so anders gefühlt. Wenn ich gegen Jungs gefahren bin, habe ich mich immer wohlgefühlt. Ich hatte keine Probleme», erklärte Ponziani. «In Italien bin ich, glaube ich, die Einzige, der seit 20 Jahren fährt, und dort kennt mich wahrscheinlich jeder. Ich liebe das Gefühl auf dem Motorrad und das Adrenalin. Ich fühle mich gut, will schneller sein und möchte mich jeden Tag verbessern.»
Im Hauptberuf arbeitet die Italienerin in der Bäckerei der Familie.