Kawasaki-Deadline: Villopoto muss sich entscheiden!
Kawasaki-Manager Steve Guttridge (li.) verhandelt mit Ryan Villopoto (Mitte)
Der MXGP-Titel sollte der beispielhaften Karriere von Ryan Villopoto die Krone aufsetzen. Danach wollte der in Murrieta wohnhafte Amerikaner seinen Helm an den Nagel hängen.
Wird Villopoto wirklich aufhören, wenn er dieses selbstgesteckte Ziel verfehlt?
Kann ein vierfacher Supercross-Weltmeister die Bühne so verlassen?
In fünf Rennen stand 'RV' nur einmal auf dem Podium, nachdem er in Thailand ein 1-3-Ergebnis ablieferte. Nach seinem Sturz in Arco di Trento fehlte er bei den Grands Prix in Valkenswaard und auch vergangenes Wochenende in Talavera.
SPEEDWEEK.com sprach mit Steve Guttridge, Racing Manager von Kawasaki Europe, über die sportliche Zukunft des Superstars.
Redest du mit Villopoto über einen neuen Vertrag für 2016? Mit einer so schlechten Saison will er doch nicht aufhören, oder?
Er hat sich mit seiner ursprünglichen Aussage, dass er Ende dieses Jahr aufhören möchte, in eine Sackgasse gebracht.
Ich habe ihn gefragt, ob diese Aussage nach wie vor Gültigkeit hat, ob er darüber nachdenkt, ob er seine Zeit in Europa genießt. Seine Aussagen waren sehr positiv, er machte viele positive Erfahrungen – abgesehen von der Verletzung.
Ryan sagte mir, dass er darüber nachdenkt. Er wird es uns wissen lassen.
Habt ihr ihm eine Deadline gesetzt?
Bis Ende Mai sollten wir wissen, ob er bei uns bleiben oder aufhören möchte.
Geht es auch ums Geld?
Nein, Geld steht nicht zur Diskussion.
Er gehört sicher zu den bestbezahlten Kawasaki-Fahrern der Welt?
Er wird gut bezahlt. Für ihn ist es keine Frage des Geldes. Er möchte ein normales Leben außerhalb des Rennsports führen, er wünscht sich ein normales Familienleben und will nicht mehr jede Minute mit Training verbringen.
Er weiß aber auch, dass er super-talentiert ist und er genießt den Rennsport. Er wiegt nun alle Vor- und Nachteile für sich selber ab.
Jeder ging davon aus, dass der Supercross-Weltmeister der beste Fahrer der Welt ist, nun hat er in MXGP aber jede Menge Probleme. Hast du damit gerechnet?
Ein Stück weit schon. Ryan fuhr mehrere Saisons keine Outdoor-Rennen. Er gewann zwar viermal in Folge die Supercross-WM, das ist aber eine andere Sportart. Endurance und Superbike sind auch unterschiedlich, obwohl mit mehr oder weniger den gleichen Bikes gefahren wird. Es werden verschiedene Fertigkeiten benötigt.
Uns war auch klar, dass Fahrer wie Nagl, Desalle und Cairoli auf ihrem Karrierehöhepunkt sind. Das alles zusammengenommen, plus die Tatsachen, dass er die Strecken nicht kennt und das Team für ihn neu ist, verdeutlichte uns, dass es schwierig für ihn wird. Wir haben aber eine steile Lernkurve erwartet.
Villopoto kritisierte, dass das Team im Winter auf den falschen Strecken getestet hat. Wie konnte das passieren?
Er bevorzugte es, viel Zeit in Amerika zu verbringen. Zwischen den Tests flog er zurück in die Staaten und fuhr auf Strecken wie Glen Helen. Mitte Februar kam er zurück nach Europa und testete auf den richtigen Strecken. Dann räumte Ryan aber ein, dass es möglicherweise etwas zu spät war.
Das Team glaubt zudem, dass es sinnvoll gewesen wäre, einige Vorbereitungsrennen zu bestreiten.
Wurde er vom hohen MXGP-Level überrascht?
Namen wie Nagl oder Desalle hatte er sicher schon mal gehört, einen so hohen Level hat er aber nicht erwartet. Cairoli ist achtfacher Weltmeister, er muss nichts mehr beweisen.
Mit der Kawasaki ist er zufrieden, Motor und Federelemente funktionieren wunschgemäß?
Wir verwenden alle Teile, die er bevorzugt, wie Showa-Suspension, eine japanische Elektronik und einen Motor, wie er ihn in den USA fahren würde.