Lernphase im russischen Labyrinth
Matthias Kahle und Dr. Thomas Schünemann
Ständige Abwechslung und immer neue Herausforderungen: Mit diesen Worten lässt sich die zweite Etappe der Silk Way Rallye für das HS RallyeTeam zusammenfassen. Auf der navigatorisch anspruchsvollen Speziale machten Matthias Kahle und Dr. Thomas M. Schünemann ihre ersten Dünen-Erfahrungen mit dem Allrad-Prototyp SAM 30D CC.
Die Veranstalter der Silk Way Rallye haben für die zweite Etappe eine kontrastreiche Strecke ausgesucht: Auf 309 Wertungsprüfungskilometern erwarteten die Teilnehmer Wälder, Flüsse, Steppen, Kornfelder und nicht zuletzt auch die ersten Dünen. Für Matthias Kahle und Dr. Thomas M. Schünemann, die sich nach ihrer Erkältung gesundheitlich auf dem Weg der Besserung befinden, war vor allem letztes Terrain Neuland im SAM. Die Deutschen haben zwar schon Tausende Wüstenkilometer im zweiradgetriebenen Buggy absolviert, der erstmals eingesetzte Allrad-Prototyp erfordert jedoch eine ganz andere Fahrweise. Durch die schmalere Spurbreite und den geringeren Federweg verhält sich der SAM 30D CC auf den Dünenkämmen ganz anders als ein Buggy.
Trotz der geringen Erfahrung erreichte das HS RallyeTeam das Etappenziel, ohne sich auch nur einmal festgefahren zu haben. Allerdings büssten Kahle/Schünemann wertvolle Minuten ein, als sie sich – genau wie viele Konkurrenten – im Labyrinth der russischen Steppe verfuhren. Das Tagesergebnis macht deutlich, dass eine späte Startposition heute eher einen Vorteil darstellte, weil diese Teams den Spuren ihrer Vorderleute folgen konnten. Etappensieger Christian Lavieille (Dessoude Proto) war als 14. Fahrzeug gestartet, der zweitplatzierte Vladimir Vasilyev (G-Force-Proto) gar als 95. ins Rennen gegangen.
In der Gesamtwertung liegt die Spitze weiter dicht beisammen: Kahle/Schünemann rutschen zwar auf die achte Position ab, ihr Rückstand auf die Spitze beträgt aber nur 24 Minuten. Der Abstand zum fünften Rang sogar nur 3.11 Minuten. Der weitere Verlauf der Rallye verspricht also Spannung.
Probleme gibt es derweil beim Racetruck des HS RallyeTeams. Gestern hatten Mathias Behringer, Hugo Kupper und Michael Karg Glück im Unglück, als ein Reifen bei 140 km/h platzte. Nur mit großem Geschick konnte Behringer den 10,5 Tonnen schweren Lkw auf der Piste halten. Heute wurde die Truck-Besatzung durch ein Getriebeproblem aufgehalten.
Matthias Kahle: «Die Navigation war heute wieder extrem schwierig. Ansonsten lief es für uns sehr gut. Wir befinden uns noch in der Eingewöhnungszeit mit dem SAM 30D CC. So ein Allrad-Prototyp erfordert eine ganz andere Fahrweise als die Buggies. Das Auto ist schmaler und hat weniger Federweg, da muss man an den Dünenkanten höllisch aufpassen, dass man sich nicht überschlägt. Dafür ist der Allradantrieb ein riesiger Vorteil. Man kann öfter den direkten Weg nehmen als mit einem Buggy.»
Dr. Thomas M. Schünemann: «Eine tolle Sonderprüfung: schön zu fahren, unglaublich abwechslungsreich und landschaftlich sehr eindrucksvoll – wenngleich man natürlich im Renntempo die Landschaft nicht wirklich im Detail genießen kann. Gesundheitlich geht es uns beiden heute etwas besser. Wir werden die kommende Nacht zur Erholung nutzen, damit wir für die morgige Speziale über 488 Kilometer gut gewappnet sind.»
Am morgigen Dienstag steht die zweitlängste Etappe der Silk Way Rallye auf dem Programm. Von Wolgograd nach Elista werden in der chasarischen Steppe 488 Kilometer in Wertung zurückgelegt, die Gesamtdistanz liegt bei 677 Kilometern. Mit einem Dünenanteil von 30 Prozent wird der Lernprozess für Kahle/Schünemann im SAM 30D CC in die nächste Runde gehen.