MotoGP: Große Veränderungen bei KTM

Stefan Bradl (Honda): Hat der Bayer alles verlernt?

Von Günther Wiesinger
«Wir brauchen dringend Verbesserungen», sagt Red Bull-Honda-Superbike-WM-Pilot Stefan Bradl nach den zwei 15. Rängen in Australien. «Ich bin überzeugt, dass es bei Honda vorwärts geht.»

Zweimal Platz 15 bei den ersten zwei Superbike-WM-Läufen seiner Karriere, von Nachzüglern wie Román Ramos bedrängt und geschlagen, sogar hinter Wildcard-Pilot Josh Brookes auf einer privaten Yamaha ins Ziel gekommen – das Fazit von Red Bull Honda-Pilot Stefan Bradl (27) auf Phillip Island fiel alles andere als erfreulich aus.

Die Kinderkrankheiten der neuen Honda CBR1000 RR SP2 Fireblade konnten bis zum WM-Auftakt nicht ausgemerzt werden.

Ob sie auch beim nächsten Rennen auf dem Buriram Circuit in Thailand (11./12. März) andauern werden, lässt sich schwer beurteilen.

Stefan, Honda will in diesem Jahr unbedingt das prestigereiche «Suzuka Eight Hours Race» wieder gewinnen; nicht zuletzt für diesen Event wurde die neue Fireblade gebaut. Yamaha hat in Suzuka zuletzt zweimal in Serie gewonnen. Also müsste Honda Japan viel Interesse daran haben, dass das neue Superbike auch für die Endurance-WM konkurrenzfähiger wird.

Ja, wenn Honda in Suzuka Erfolg haben will, müssen sie etwas unternehmen. Aber das passiert sowieso. Ich bin überzeugt davon, dass etwas vorwärts geht, denn wir stehen wirklich noch am blutigen Anfang.

Nicky Hayden hat sich nach dem Phillip-Island-Debakel vielleicht eine Spur zurückhaltender ausgedrückt als du. Aber die Enttäuschung über den Zustand der Honda ihm klar anzumerken. Er hat an der Fireblade wenig Positives gefunden; er hat sie als unfahrbar bezeichnet.

Ja, vielleicht hat sich Nicky ein bisschen diplomatischer ausgedrückt als ich. Aber wenn er mit einem deutschen Journalisten auf Englisch spricht, kommt es vielleicht nicht immer so direkt rüber, wie wenn ein deutscher Fahrer mit einem deutschen Journalisten redet.
Und warum soll ich mich in irgendwelche Floskeln flüchten? Lieber spreche ich unsere Probleme direkt an, jeder weiß, was Sache ist. Das wissen die Verantwortlichen bei Honda Motor Europe, das weiß unser oberster Chef Robert Watherston.
Warum soll ich alles durch die Blume sagen? Wir brauchen nicht um den heißen Brei rumreden. Es ist einfach Fakt, dass wir in Australien viel zu schlecht unterwegs waren und wir schleunigst Verbesserungen brauchen.

Du hast gegen Alex De Angelis um die letzten WM-Punkte gekämpft. 2011 habt ihr in der Moto2 auf Phillip Island um Platz 1 gefightet, er gewann vor dir. Hast du in den fünf Jahren alles verlernt?

Na, mit Sicherheit nicht.
Ich bin zwar fahrerisch in der Superbike-WM sicher nicht momentan nicht auf dem Niveau für einen Podestplatz. Aber mit dem Werkzeug, das ich momentan zur Hand habe, kann man auch nicht den Fahrstil verändern oder ihn anpassen, weil vorher bei der Technik noch zu viele grundlegende Sachen in Ordnung gebracht werden müssen.
Ich kann mich fahrerisch noch nicht an die Reifen anpassen über die Renndistanz, weil unsere Abstimmung noch so weit daneben ist. Set-up, Fahrstil, richtige Reifenwahl, das löst sich alles auf, weil mir vorläufig keine vernünftige Konstanz reinbringen, weil von der Technik her jede Runde anders ist. Die Befehle vom Gasgriff kommen am Hinterrad sehr unberechenbar an. «Die «throttle control» lässt arg zu wünschen übrig.

Was geht dir durch den Kopf, wenn du im Rennen plötzlich von Fahrern wie Ramos, Russo und Brookes umzingelt bist und gegen diese Nachzügler fighten musst statt gegen Laverty, Lowes und Co.?

Ha, was soll da vorgehen in meinem Kopf?
Sicher ist das eine unerwartete Saison, um es vorsichtig auszudrücken. Damit habe ich nicht gerechnet. Das hat jetzt auch nicht unbedingt viel Spaß gemacht.
Aber ich muss positiv denken, und das tue ich auch.
Wenn ich jetzt zurückdenke, dann war Honda in der Superbike-WM nie so schlecht wie jetzt. Ich bin sicher, dass wir uns aus dieser Situation auch wieder herausretten und solche Ergebnisse nimmer so oft vorkommen.

Honda hat ein neues Motorrad, eine neue Auspuffanlage, dazu teilweise Teile von 2016, das harmoniert noch nicht, Alle Konkurrenten haben ihre Bikes über Jahre hinweg in kleinen Schritten optimiert. Das macht sich jetzt bezahlt. Aber Honda brauchte nach sechs Jahren einen großen Schritt?

Richtig. Bei den Mitbewerbern ist die Konkurrenzfähigkeit auch nicht von heute auf morgen gekommen. Deshalb darf man das auch bei uns nicht erwarten. Wir können die Updates nicht aus dem Ärmel schütteln.

Die neue Yamaha R1
wurde 2015 bereits in der britischen Meisterschaft (BSB) eingesetzt, in der WM wirkt die R1 im zweiten Jahr deutlich schlagkräftiger. Honda braucht Geduld?

Ja, genau, dieses Beispiel mit der R1 kann man als Anhaltspunkt hernehmen.
Wir haben bei Honda jetzt ein sehr tolles Auftreten, mit Red Bull als neuem Hauptsponsor. Dadurch hat das ganze Team noch einen höheren Stellenwert bekommen. Jetzt liegt der Fokus vieler deutscher Fans noch mehr auf uns. Dazu kommen neu die TV-Live-Übertragungen bei ServusTV, alle Fans loben die Super-Übertragungen. Sie sehen bei Servus die Superbike-WM in HD im Free-TV, da fällt jedes Detail auf.
Die SBK wird in Deutschland, Österreich und in der Schweiz jetzt aufmerksamer verfolgt als in der Vergangenheit, was grundsätzlich bei uns für alle Beteiligten sehr positiv ist.
Aber es wäre halt schön, wenn wir ein bisschen konkurrenzfähiger wären.

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