Stefan Bradls Honda: Der Hinterreifen hing in Fetzen
Stefan Bradl an der Spitze seiner Fünfergruppe
Die Enttäuschung stand beiden Red-Bull-Honda-Piloten ins Gesicht geschrieben: Nicky Hayden übertrieb es mit der neuen CBR1000RR SP2, schmiss sie in den Kies und verletzte sich leicht am Knie.
Stefan Bradl war gegen Alex De Angelis, Joshua Brookes, Markus Reiterberger und Roman Ramos chancenlos und wurde als 15. mit dem letzten WM-Punkt abgespeist.
Statt sich wie üblich sofort mit seiner Crew zusammen zu setzen, verzog sich Bradl erst für 20 Minuten in seinen Container, um die Emotionen herunterzufahren. «Dann habe ich mir das Geräusch der Klimaanlage angehört – jetzt kann ich die Ereignisse emotionslos betrachten», erzählte er SPEEDWEEK.com unter vier Augen. «Die Realität ist, wie sie ist. Herumheulen oder emotional werden hilft keinem. Wir sind ein Team und müssen da alle miteinander durch. Im Rennen am Sonntag hat sich bestätigt, dass ich mit stumpfen Waffen kämpfe.»
Für Bradl ging es gegen die genannten Gegner um Platz 11, an Einsatz mangelte es dem ehemaligen Moto2-Weltmeister nicht. «Ich habe mir den Hintern abgefahren. Es ist klar, dass man sich als Rennfahrer in einem Weltmeisterschaftslauf den Hintern abfährt. Aber die Art, wie ich das Motorrad zu fahren habe, gibt mir Rätsel auf. Ich bin schon einige verschiedene Motorräder mit 1000 ccm gefahren, ich habe noch nie so wenige Rückmeldungen bekommen, wenn ich während des Rennens meinen Fahrstil angepasst habe, wenn ich mir bei anderen Leuten etwas abgeschaut habe und versuchte, das ähnlich zu machen. Sämtliche Ideen, die mir in den Sinn gekommen sind, das Ganze ein bisschen zu verändern, lösten sich in Rauch auf.»
Der 27jährige Zahlinger weiter: «Das ist krass. Selbst wenn wir Veränderungen machen, die laut dem Team grob sind, verrauchen sie im Hinterreifen. Der Gummi ist weg. Wenn du dir den Reifen anschaust, da fliegen die Fetzen davon und er wirft Blasen vom Allerfeinsten. Wir haben am Samstag mit Pirelli geredet, Nicky und ich waren die zwei, die am meisten Reifenverschleiß haben. So hast du kein Mittel gegen zu halten, wir sind für die Gegner leichte Beute zum Überholen. Speziell beim Rausbeschleunigen aus den Kurven, das ist unser Hauptproblem. Ich habe am Sonntag noch mehr investiert, noch mehr gepusht als am Samstag. Wenn ich auf die Zeitenliste schaue, haben wir aber den gleichen Rückstand wie am Samstag. Ich weiß nicht, was da schief läuft – aber es ist mächtig was faul. Ich habe bis zum Schluss versucht an der Gruppe dranzubleiben, aber es war hoffnungslos. Sonst liege ich im Dreck, das ist es nicht wert. Wir brauchen die Daten und dazu Zeit und viele Runden auf der Rennstrecke.»
Red Bull Honda hat als Hauptursachen der Probleme den aggressiven Motorcharakter sowie das Elektronik-Mapping ausfindig gemacht. Bis zu den Rennen in Thailand (11./12.3.) bringen das Team neue Mappings, andere Auspuffanlagen und neue Ansaugrichter, so soll das Triebwerk benutzerfreundlicher gemacht werden.
«Die jetzige Leistungsentfaltung kann nicht linear sein», analysierte Bradl. «Das kann ich mir im Leben nicht vorstellen. Aber alles schlecht zu reden, das hilft nichts. Ich habe am Samstag meinen Frust abgelassen, das hilft nichts. Ich muss mich mit dem Thema befassen. Ich bin mir sicher: Wir werden besser. Wir müssen uns die Zeit dafür nehmen. Es hilft niemandem, wenn ich das Motorrad am ersten Superbike-Wochenende zweimal in den Kies schmeiße. Vom Team fliegen alle heim, sie sagen, dass sie wissen, was sie für Thailand verändern müssen.»
So lange ihr mit stumpfen Waffen kämpft, bleibt euch kaum etwas anderes übrig, als die Rennen als Tests zu betrachten? Bradl: «Ich bin mir sicher, dass wir für Thailand Verbesserungen haben, wir müssen aus dem Tief herauskommen. Wie groß die Verbesserungen sein werden, lässt sich nicht prophezeien.»