Nicky Hayden (Honda): «Performance braucht Zeit»
Nicky Hayden, 2016 WM-Fünfter, lieferte bei Red Bull Honda am Wochenende in Phillip Island sehr ähnliche Aussagen zur Technik der Honda CBR 1000RR SP2 Fireblade ab wie sein Teamkollege Stefan Bradl.
Bradl ist schon 1000-ccm-Bikes von Honda, Yamaha und in der MotoGP-WM gefahren, aber er hat noch nie wenig Gefühl für die Verbindung vom Gasgriff zum Hinterreifen gehabt wie bei diesem neuen Honda-Superbike.
Nicky Hayden, jetzt WM-Fünfzehnter, war 2002 schon US-Superbike-Champion auf Honda, er war 2016 mit der alten Fireblade WM-Fünfter – was sagt er?
«Ich versuche, positiv zu denken, ich vermeide alle negativen Gedanken, wenn ich mich auf die WM-Saison vorbereite. Abe auf diesem Level kannst du nicht einfach im Januar ein Motorrad zusammenschustern und dann im Februar zu den Rennen antreten. Realistisch gesehen, und ich weiß genug über das Racing, muss ich sagen. Performance braucht seine Zeit. Wir müssen dieses Projekt aufbauen und emsig arbeiten, unermüdlich. Bisher hatten wir einfach nicht die richtige Vorbereitung. Wenn du dich mit Leuten unterhältst, die etwas vom Renngeschäft verstehen – sie sind nicht überrascht, dass wir nicht fähig sind, vorne mitzufahren. Die Jungs, die jetzt gewinnen, die sind nicht wegen einer Glückssträhne vorne, sondern weil sie vorbildlich gearbeitet haben und sich genug Zeit dafür genommen haben.»
Das hört sich alles sinnvoll an: Aber ein Hersteller wie Honda kann nicht dauerhaft um Plätze zwischen 11 und 15 streiten. Niemand hat Geduld – weder das Werk, noch der Sponsor – und die ehrgeizigen Fahrer schon gar nicht.
Nicky kommt ins Grübeln. «Vielleicht hätten wir bei den ersten zwei Rennen die letztjährigen Bikes einsetzen sollen», sinniert er. «Das wäre vielleicht eine positive, logische Möglichkeit gewesen. Aber jetzt müssen wir das neue Motorrad voranbringen und die Lehren aus den ersten zwei Rennen ziehen. Hoffentlich haben wir aufschlussreiche Daten gewonnen und etwas gelernt, von dem wir lernen können, aus dem wir die richtigen Schlüsse ziehen können. Wir müssen etwas finden, mit dem wir arbeiten können. Aber im Moment tun wir uns schwer, die richtige Richtung zu finden. Wir Fahrer sind hier, um anständige Rennen abzuliefern. Es ist in so einer Situation leicht, demoralisiert zu werden. Wir müssen ein paar positive Aspekte suchen und alles tun, um die Probleme zu eliminieren. Aber im Augenblick gelingt uns das nicht. Deshalb leiden wir...»
Gibt es ein paar positive Aspekte vom ersten Rennwochenende? «Das Motorrad hat beim Bremsen gut funktioniert, leider hat uns das auf Phillip Island nicht wirklich viel geholfen. Es gibt hier zu wenige Bremszonen. In Thailand könnte sich das positiv auswirken. Du findest dort einige harte Bremszonen. Bisher stoße ich hier nicht auf viele positive Erkenntnisse. Wir Fahrer wollten Spaß haben beim Fahren, wir wollen fighten. Ich habe zwar letztes Jahr nicht viel gewonnen, aber bei den meisten Rennen war ich nahe an der Spitze. Nicht jedes Wochenende, aber sehr oft. Aber heute flitzen die Gegner im Training an dir vorbei, die Kurven später sind sie schon außer Reichweite. Das macht dir als Fahrer keine Freude. Das demoralisiert dich.»
«Wir müssen uns neu aufstellen, wir müssen dem Team viele Informationen geben, wir müssen diesen Rückschlag abschütteln und in die Zukunft blicken. Klar, das ist keine ideale Situation. Das muss ich niemandem erzählen. Jeder weiß, was von uns erwartet wurde. Die Saison dauert noch lange. Im Rennsport können sich die Dinge rasch ändern. Keep going.»