Laguna Seca: Ein Mehr von Fans mit Hayden-Shirts
Seit 2013 ist Laguna Seca die Heimat der Superbike-WM in den USA. Davor reisten wir Jahr für Jahr in den Miller Motorsports Park in der Mondlandschaft Utahs. Für einmal herrscht Einigkeit im Fahrerlager: Laguna Seca ist ein ganz anderes Kaliber, jeder reist gerne zur idyllisch in die kalifornischen Berge eingebetteten Rennstrecke.
Jahrelang stand das Rennen auf der Kippe, weil nicht genügend Zuschauer kamen oder der Promoter zickte. Vergangenes Wochenende strömten über drei Tage gut 64.000 Fans an die Rennstrecke, am Sonntag waren es 27.955. Damit liegt Laguna Seca in der Gunst der Zuschauer vor Assen und nur knapp hinter Phillip Island, Misano und Imola. Spitzenreiter ist seit drei Jahren Buriram in Thailand.
Das diesjährige Rennen in Kalifornien stand natürlich unter dem Einfluss des Verlusts von Nicky Hayden im Mai. Doch während in Donington Park Fans, Fahrerkollegen und die Teams unter Schock standen, und die Stimmung in Misano, nur wenige hundert Meter vom Unfallort Nickys entfernt, kaum besser war, herrschte in Amerika eine andere Atmosphäre.
Die Fans gedachten Nicky so, wie er es sich gewünscht hätte: Lustig, mit coolen Geschichten über großartige Erfolge und jeder Menge Passion für Racing. «Was die Hayden-Familie in den USA für den Rennsport geleistet hat, kann gar nicht hoch genug geschätzt werden», sagte Jake Gagne, der im Team Red Bull Honda Nickys Fireblade pilotieren durfte.
Nie zuvor habe ich so viele Fans in T-Shirts mit der Nummer 69 gesehen. Nicky hatte ich dafür vor meinem geistigen Auge, als ich unterhalb des Siegerpodests stand und mich erinnerte, wie «Kentucky Kid» letztes Jahr im ersten Rennen Dritter wurde, mit Ami-Flagge bewaffnet aufs Podium stieg und seine Freude hinausschrie. Er war so stolz – und feierte wie einer, der noch nie etwas gewonnen hat
Benzin günstiger als Wasser
Laguna hat etwas von Camping. Nicht nur wegen der riesigen Wohnmobile, die um die ganze Strecke herum geparkt sind. Auch die Teams hausen und essen unter Zelten. Okay, nur die WM-Teams. Die US-Teams haben natürlich ihre riesigen Trucks mit überdimensionalen Zelten dabei. Die Auflieger sind so lang, dass man einen deutschen 18-Meter-Zug komplett und gemütlich darin parken kann.
Inzwischen verstehe ich auch, weshalb der amerikanische Fan (ebenso wie der deutsche) lieber zum Bier als zum Wasser greift. Drei Wasserflaschen, zusammen immerhin ein Liter, kosten läppische neun Dollar, fast acht Euro. Eine Gallone Benzin, das sind 3,78 Liter, bekommt man für 3 Dollar. Sprit saufen wäre billiger als Wasser – und Bier. Wobei schon sonderlich ist, was der gemeine Amerikaner als Bier bezeichnet.
Das Media-Center in Laguna ist vor ein paar Jahren von einem großen Zelt in eine Art Industriehalle umgezogen. Die Klappstühle aus Holz und die Biertische (äh Schreibtische) gleich mit. Anschauen genügt, um Rückenschmerzen zu bekommen. Am Kopf der Halle standen sechs große Flachbildfernseher, wer weiter hinten als in der dritten Reihe sitzt, braucht ein Fernglas. Wer zu spät kommt, wird bestraft.
Die Halle hat eine Klimaanlage, diese funktioniert aber nicht. Bei 60 Grad Asphalttemperatur, wenn einem die Sohlen schmelzen und die Füße kochen, ist das kein Spaß. Hitze in Kombination mit den Holzstühlen sorgte dafür, dass manch altgediente Medienrecken vorzeitig die Segel strichen und lieber im Hotel weiter arbeiteten – behaupteten sie zumindest.
«Früher ging es hier noch viel rauer zu», erinnerte sich SPEEDWEEK-Mitarbeiter Gordon Ritchie. «Das Medien-Zelt stand oben auf dem Berg. Wir haben uns die Rennen live angesehen, nicht auf Monitoren. Dazu haben wir Tische aufeinander gestellt, um besser zu sehen. Wer mit seinem Stuhl zu weit nach hinten rutschte, stürzte ab! Und wenn es regnete, stand uns das Wasser in den Schuhen.»