Red Bull Honda: Jetzt spricht auch Giugliano Klartext
Rundenzeiten lügen nicht. Davide Giugliano verlor in seiner schnellsten Runde in beiden Läufen in Jerez 2 sec auf die Bestzeit, Honda-Teamkollege Takumi Takahashi über 2,5 sec.
Einzig in Superpole 1 gelang Giugliano in 1:41,3 min eine achtbare Zeit – seine einzige am ganzen vergangenen Wochenende.
SPEEDWEEK.com setzte sich nach dem Jerez-Desaster mit dem Römer zusammen, Honda reiste mit einem mickrigen WM-Punkt aus Spanien ab.
Davide, kannst du nach dem Aufwärtstrend in Portimao und Magny-Cours erklären, weshalb Honda in Jerez so schlecht wie noch nie in dieser Saison war?
Für mich war der Motor das größte Problem. In langgezogenen Dritte-Gang-Kurven hatte ich große Schwierigkeiten, beim Anbremsen und in der Beschleunigung. Es war extrem schwierig für mich. In Jerez benütze ich in sechs Kurven den dritten Gang, in diesem passte die Leistungskurve des Motors nicht. Ich hoffe, das ist ein reines Jerez-Problem.
In Superpole 1 bist du auf Rennreifen 1:41,3 min gefahren, im Rennen aber nie schneller als 1:42,6 min. Wieso diese große Differenz?
Ganz ehrlich, mit diesem Motorrad ist es sehr, sehr, sehr wichtig, das Wichtigste überhaupt, dass dir eine perfekte Runde gelingt. Dass alle Gänge passen und jedes Bremsmanöver. Das ist in einem Rennen sehr schwer umsetzbar, also fallen deine Rundenzeiten.
Mit diesem Motorrad ist es sehr einfach, langsam zu fahren. Und es ist sehr schwierig, schnell zu sein.
Dir ist in Superpole 1 die perfekte Runde gelungen. Die Realität ist aber, was wir in den Rennen gesehen haben?
In der Superpole fuhr ich jenseits von allem, mit ausgesprochen viel Risiko. So kannst du aber kein Rennen fahren. Niemand kann ein ganzes Rennen auf so einem Level fahren. Die Reifen lassen nach, du bist nicht alleine auf der Strecke.
Takahashi war das ganze Wochenende über eine halbe Sekunde langsamer als du, wir reden also nicht von einem Davide-Giugliano-Problem. Was ist mit dem Bike faul, wenn beide Honda-Piloten um die letzten Plätze fahren?
Jerez ist meine Lieblingsstrecke. Ich weiß genau was es dort braucht, um schnell zu sein.
Fest steht: Das Wochenende war für mich und meine Crew schwierig, wir hatten sehr große Probleme. Das ist weder gut für mich, noch für das Team. Das Motorrad muss in allen Bereichen verbessert werden.
Alle Fahrer wurden gegenüber letztem Jahr schneller, die Honda ist auf demselben Level oder sogar schlechter. Nicky Haydens beste Zeit letztes Jahr auf Rennreifen war 1:41,6 min, mir gelang eine 1:41,3 min. Okay, das war aber nur über eine Runde.
Hast du in deinen Jahren in der Superbike-WM mit Aprilia und Ducati je ein Wochenende erlebt, an dem sich das Team so schwer tat Verbesserungen zu finden? Wenn wir Superpole 1 außen vor lassen, hattest du immer 2 bis 3 sec Rückstand.
Nach den Trainings am Freitag war dem Team und mir klar, wo die Probleme liegen. Diese Probleme lassen sich nicht während des Rennwochenendes lösen. Nach FP2 wusste ich, dass mir ein schwieriges Wochenende bevorsteht.
So etwas habe ich noch nie erlebt, aber so ist die Realität.
Das Motorrad braucht noch sehr viel Entwicklung. Ich stimme Takahashi zu, in dem Bike sind viele kleine Probleme vergraben. Es gibt nicht ein großes Problem. Bis auf die Motorleistung, die ist für mich ein großes Problem.
Wir reden von vielen kleinen Problemen, aber das ist normal für ein neues Motorrad. Es gab kaum Tests vor der Saison und nur wenige Entwicklungen.
Der Level der Superbike-WM ist sehr hoch, so hoch wie heute war er noch nie. Vor drei Jahren war es anders, da waren die technischen Regeln viel offener. Drum haben alle Werke gepusht und alles Mögliche entwickelt. Heute sind die Regeln restriktiver, die geleistete Vorabarbeit ist damit umso wichtiger. Als ich die Standard-Honda zum ersten Mal fuhr, fiel mir sofort das sehr gute Chassis auf. Wichtig ist, dass der Motor stärker und die Leistungsentfaltung sanfter wird, außerdem muss an der Elektronik gearbeitet werden.
Wir hangeln uns momentan von Tag zu Tag, weil es an Erfahrung fehlt.