MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Jonathan Rea (Kawasaki) ist nun eine lebende Legende

Von Sascha Weingrill
Mit drei aufeinanderfolgenden Superbike-WM-Titel schuf Jonathan Rea einen Rekord. Keinem zuvor gelang dieses Kunststück, auch nicht «King Carl» Fogarty. Mit der Saison 2017 stieg Rea in eine elitäre Liga auf.

Mit 16 Laufsiegen riss sich Jonathan Rea in der Statistik «Die meisten Siege in einer Saison» den zweiten Rang unter den Nagel – nur Doug Polen hat 1991 einen Laufsieg mehr erzielt. Mit der Fabelsaison 2017 zweifelt nun absolut niemand mehr daran, dass der Nordire zum besten Superbike-Pilot aller Zeiten werden kann. Mit 556 Punkten sammelte Rea nochmal um acht Punkte mehr als in seiner bis davor besten Saison 2015. Auf den Vizeweltmeister Chaz Davies (Ducati) beträgt der Vorsprung unglaubliche 153 Punkte – das sind umgewandelt etwas mehr als 6 Laufsiege!

Doch nicht nur die Zahlen sprechen eine klare Sprache, auch die souveräne Art wie Rea den dritten Weltmeister-Titel ins Ziel brachte ringt einem Respekt ab. Jegliche Provokation eines Kontrahenten, jedes Schamützel auf oder abseits der Strecke, jede Kampfansage prasselte mit schierer Gelassenheit am 30-jährigen Nordiren ab. In Erinnerung blieb der Vorwurf von Davies in Assen, Rea hätte ihm in der Superpole absichtlich eine schnelle Runde zerstört. Kein Schimpfwort, keine Beleidigung in Richtung des Walisers oder Rennleitung waren nötig, um der Angelegenheit gekonnt zu entfliehen. Die Rückversetzung um drei Startplätze akzeptierte er, als wäre es nie ausgesprochen worden.

Auch innerhalb des Kawasaki-Werksteams blieb es nach außen hin in der abgelaufenen Saison ungewohnt ruhig. Duellierten sich Teamkollege Tom Sykes und Rea in den vorangegangenen Jahren oftmals wegen der Entwicklungsrichtung der ZX-10RR blieb dies 2017 nahezu total aus. Die Rangordnung im Team scheint nach den Erfolgen von Rea nun auch beschlossene Sache zu sein – Rea ist der klare Titelaspirant, Sykes der Herausforderer aus den eigenen Reihen.

Durch die vielen Top-Platzierungen musste Rea aufgrund des neuen Reglements meist von der dritten Startreihe aus ins zweite Rennen gehen. Auch dadurch ließ er sich kaum beirren, pflügte meisten bereits in den Anfangsrunden durch das Feld bis ganz nach vorne. Seine direkten Konkurrenten kamen mit dieser Situation nicht so gut zurecht. Diese Karte spielte Rea oft aus, um mögliche Positionskämpfe direkt im Keim zu ersticken.

Konnte der Nordire mal keinen Sieg feiern oder fiel er aus (Donington Lauf 1, Magny-Cours Lauf 2), fuhr er immer auf das Podium – davon kam er nur ein Mal als Dritter ins Ziel, ansonsten wurde er jeweils Zweiter: 24 Podestplätze aus 26 Rennen sind beeindruckend! Mit 54 Siegen in der Superbike-WM fehlen Rea nur mehr fünf davon, um mit der Bestmarke von Carl Fogarty gleichzuziehen. In Sachen Weltmeister-Titel konnte er 2017 mit Troy Bayliss gleichziehen, nur «King Carl» hat einen Titel mehr am Konto. Kann der Nordire auch 2018 ähnliche Dominanz zeigen, sind der vierte Weltmeister-Titel und die meisten Rennsiege nur mehr Formsache.

Die großartigen Erfolge bleiben auch abseits der Superbike-Familie nicht unbeachtet und so wurde Rea im November von Prinz William im Buckingham Palast zum Member of British Empire geschlagen. Er wurde sozusagen in den Ritterstand erhoben – damit zählt er zu einer elitären Liga von Motorsportlern, denen diese Ehre zuteil wurde. Ob der nordirische Rennritter 2018 die Leistungen aus 2017 übertreffen kann, darf in Frage gestellt werden – zu gut war er dieses Jahr. Er wird 2018 die vierte Saison für Kawasaki bestreiten.

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