MV Agusta-Rennchef: «Besser als eine Bestrafung»
Jordi Torres auf der MV Agusta F4
Im November 2015 gewann Jordi Torres auf Aprilia in Katar sein einziges Superbike-Rennen. Anschließend unterschrieb der Spanier bei Althea BMW, schaffte in zwei Jahren auf der S1000RR aber keinen Podestplatz. Als Ursache, dass BMW mit den Besten nicht mithalten kann, machte Torres die hauseigene Elektronik aus.
Nach dem Wechsel von Leon Camier zu Red Bull Honda, suchte MV Agusta einen starken Nachfolger. Rennchef Andrea Quadranti entschied sich gegen Loris Baz und für Jordi Torres.
SPEEDWEEK.com setzte sich mit dem Schweizer zum Interview zusammen.
Andrea, du hast im Winter 2015 auf 2016 das Rennteam übernommen: Wie schaut die Organisation mit MV Agusta heute aus?
Ich bin der Chef der Rennabteilung, die Werkstatt ist nach wie vor in der Fabrik in Varese.
Weshalb habt ihr eure Software für das Magneti-Marelli-Steuergerät von 2017 auf 2018 umprogrammiert?
Seit die gesplitteten Drosselklappen letztes Jahr wegfielen, war es schwierig für uns. Deshalb wollten wir etwas Neues probieren. Mit unserem neuen System haben wir nicht mehr so viel Leistung, das Motorrad lässt sich deswegen in den Kurven besser kontrollieren.
Hinzu kommt, dass Camier und Torres grundverschiedene Fahrstile haben.
Ihr habt in den bisherigen Wintertests nur an der Basisabstimmung gearbeitet?
Ja. In Jerez hatten wir zwei neue Elektroniker dabei, sie mussten erst mal verstehen, was ihre Vorgänger gemacht haben und warum. Das ist nicht einfach.
Was musstet ihr wegen der neuen Regeln am Motorrad ändern?
Nichts. Wir haben mit den neuen Regeln sogar höhere erlaubte Drehzahlen als zuvor. Wir sind aber nicht auf dem Niveau, dass wir diese nützen können.
Ist es ein Vorteil für euch, dass ihr wie bislang weiterfahren könnt? Nur Kawasaki, Aprilia und Ducati mussten massive Drehzahleinbußen hinnehmen.
Das ist sicher besser, als eine Strafe zu bekommen. Aber für BMW, Honda und Yamaha hat sich auch so gut wie nichts geändert. Sie werden weitere Schritte nach vorne machen.
Ich glaube, dass die Weltmeisterschaft für uns noch schwieriger als letztes Jahr wird. Ich erwarte nicht, dass wir plötzlich aufs Podium fahren. In Australien wirst du sehen, dass Kawasaki dominiert.
Klar, vielleicht muss Kawasaki nach genügend Siegen die Drehzahl noch einmal um 250/min reduzieren und dann vielleicht noch einmal. Aber bis das soweit ist, ist die Weltmeisterschaft entschieden.
Erwartest du, dass sich an den festgelegten Maximaldrehzahlen während der Saison etwas ändern wird, weil ein Hersteller zu erfolgreich oder zu schlecht ist?
Ich glaube ja. Dass jemand mehr bekommt – ich weiß nicht. Aber dass einem Hersteller Drehzahl weggenommen wird, halte ich für möglich.
Kannst du nach den bisherigen Wintertests beschreiben, was Torres anders macht als Camier?
Noch nicht genau. An manchen Stellen fährt er gleich schnell oder sogar schneller, an anderen Stellen nicht. Jordi muss sich an das Motorrad anpassen, es ist anders als sein bisheriges.
Camier fuhr drei Jahre für uns. Man kann jemanden, der die ersten Tage darauf sitzt, nicht mit ihm vergleichen. Jordi braucht sicher noch eine Weile, um sich daran zu gewöhnen. Vor allem die Elektronik ist ganz anders als jene, die er bisher gefahren ist. Er hat jetzt viel mehr Möglichkeiten.
Du schätzt das Potenzial von Torres hoch ein?
Ja, ich bin überzeugt von ihm.