Thailand: Ruiniert MotoGP den Superbike-WM-Event?
Als die Macher auf dem Chang Circuit bei der Superbike-Premiere 2015 fast ausverkauftes Haus hatten (47.563 Zuschauer am Sonntag) wurde offiziell, was alle längst wussten: Die Thais sind komplett Motorrad-verrückt.
Im Oktober 2018 wird es erstmals ein MotoGP-Rennen in Thailand geben, die negativen Auswirkungen auf die Superbike-WM sind nicht von der Hand zu weisen. War Buriram seit 2015 jeweils das bestbesuchte Rennen im Kalender, ist der Fanzuspruch dieses Jahr deutlich zurückgegangen. Buriram droht, den Nummer-1-Status an Imola zu verlieren.
Dass die Superbike-WM 2018 überhaupt in Thailand fuhr, ist nur dem Drängen der Dorna zu verdanken. Die spanische Agentur machte dem Buriram-Management klar, dass sie MotoGP nur bekommen, wenn es mit SBK weitergeht. Die Frage ist, wie lange das noch so ist, nach 2017 gibt es jährliche Ausstiegsklauseln im Vertrag.
Man muss kein Prophet sein um vorherzusagen, dass das MotoGP-Rennen ein Erfolg wird. Bei den Wintertests (!) Mitte Februar war die Haupttribüne ausverkauft, die MotoGP-Piloten werden in Südostasien gottgleich verehrt, auch in Thailand. Nach Malaysia kommen inzwischen über 100.000 Zuschauer am Renntag, Indonesien könnte ab 2020 der dritte Event in dieser Region werden.
Gefühlt waren dieses Jahr viel weniger Fans beim Superbike-Event in Buriram. Die offiziellen Zahlen der Dorna drücken es weniger drastisch aus. Bei der Premiere 2015 kamen über drei Tage 83.739 Fans, 47.563 am Sonntag. Dieses Jahr waren es kumuliert 73.172 Zuschauer und am Sonntag 36.460. Das ist immer noch ein gutes Ergebnis. Doch waren bislang beide Tribünen voll besetzt, war es dieses Jahr nur die große an der Start-Ziel-Geraden. Verglichen mit dem besten Jahr reden wir von einem Minus von 10.000 Fans.
Teilweise ist dieser Rückgang hausgemacht. In den ersten Jahren wurde der Superbike-Event groß beworben, auch im 400 Kilometer entfernten Bangkok. Dieses Jahr war lediglich in Buriram und am dortigen Flughafen Werbung zu sehen. Auf den kleinen Plakaten sahen wir die Yamaha-Werksfahrer Alex Lowes und Michael van der Mark sowie zwei thailändische Wildcard-Piloten. Auf den großen Plakaten prangte neben einem Tempel (!) ein Actionbild von Lowes und Red-Bull-Honda-Fahrer Alex Gagne.
Yamaha ist einer der größten Sponsoren des Rennens und auch Partner des Fußball-Clubs Buriram United, dem mehrfachen Landesmeister, der sein Stadion direkt neben der Rennstrecke hat. So fiel die Wahl auf deren Superbike-Toppiloten.
Riesige Vorfreude
Thailand freut sich auf MotoGP, der Twitter-Hashtag proudofthailand sagt alles. Es wird eine mächtige Werbekampagne gefahren, die Hauptsponsor PTT Schmiermittel und Tankstellen bezahlt. Landesweit hängt in jedem der zahlreichen 7-Eleven-Supermärkte Werbung, Valentino Rossi und Marc Márquez bekommen eigene Tribünenkontingente.
Das Rennen wird ausverkauft sein, dabei sind die Preise für Thais nicht eben günstig. Tribünenplätze für das Wochenende gibt es für 2000 Baht, das sind zirka 50 Euro. Will man auf die Haupttribüne, kostet es das Doppelte. Zum Vergleich: Eine Stunde Thai-Massage kostet 250 bis 300 Baht. Bei diversen Verkaufsaktionen können die Fans 15 bis 25 Prozent der Kosten sparen. Stehplätze gibt es in dem Stadion keine, bei fast 40 Grad im Schatten stellt sich niemand freiwillig stundenlang in die Sonne.
Um mehr Fans zum Superbike-Rennen zu locken, gab es Kombitickets. Wer die letzten Wochen ein MotoGP-Ticket kaufte, bekam das Superbike-Wochenende fast geschenkt dazu. Nur so wurden die immer noch ordentlichen Zuschauerzahlen erreicht.
«Ich hoffe, die Superbike-WM konnte sich in Thailand während der drei Jahre eine gute Fanbasis erarbeiten und die Zuschauer kommen auch, obwohl es jetzt ein MotoGP-Rennen gibt», sagte Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti vor dem Rennen.
«Asiaten sind sehr trendy und markenbewusst», erzählte mir einer der Rennstreckenmanager. «Sie brauchen das neueste Handy, die Frau die neueste Handtasche von Gucci. MotoGP kommt das erste Mal nach Thailand, da will jeder dabei sein. Deshalb waren auch so viele Fans beim Wintertest. Für viele war es das erste Mal, dass sie die MotoGP-Stars live sehen konnten. Die Superbike-Piloten waren jetzt zum vierten Mal hier, sie sind nichts Besonderes mehr.»