Sieger Jonathan Rea: «Alle Regeln sind gegen uns»
Jonathan Rea feierte seinen 62. Superbike-Sieg
Seit 2017 muss der Sieger des ersten Rennens im zweiten Lauf von Startplatz 9 losfahren. Diese unsportliche aber unterhaltsame Regel sorgt dafür, dass uns Weltmeister Jonathan Rea regelmäßig in den ersten Runden reihenweise Überholmanöver zeigt.
In Laguna Seca kehrte er als Fünfter aus der ersten Runde zurück, eine Runde später war er Dritter, ab Runde 4 lag er hinter Aprilia-Pilot Eugene Laverty auf Platz 2. In Runde 8 war auch sein nordirischer Landsmann fällig: Rea übernahm die Führung und kreuzte nach 25 Runden 5,099 sec vor Ducati-Werksfahrer Chaz Davies und Laverty als Sieger den Zielstrich.
«Ein unglaubliches Wochenende», grinste Rea im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Ich wusste, dass ich stark sein werde, hatte aber keine Vorstellung wie stark. Wir waren in Brünn und Laguna die Referenz, solche Wochenenden hast du nicht immer. Diese Momente muss man genießen. Ein Doppelsieg in Laguna, bei Sonnenschein und vor so vielen Zuschauern, es geht kaum besser. Obwohl ich das Rennen am Samstag gewann, hat mein Crew-Chief Pere Riba das Motorrad für den zweiten Lauf komplett umgebaut. Dadurch hatte ich mehr Vertrauen in den Vorderreifen und dieser wurde nicht so strapaziert – es funktionierte traumhaft. Das war ein Rennen, bei dem ich wahrnahm, was los war: Das Wetter, die Zuschauer, mein Motorrad. Den Großteil des Rennens konnte ich 1:23er-Zeiten fahren, das war der Schlüssel zum Erfolg. Das war seltsam für mich: Ich ging vom Gas, fuhr trotzdem diese Zeiten und baute meinen Vorsprung aus.»
Rea bewies einmal mehr, dass er den Unterschied ausmacht und nicht Kawasaki. Teamkollege Tom Sykes wurde nach dem Reifen-Desaster am Samstag auch am Sonntag nur Achter und verlor 17,284 sec. In Laguna Seca war von allen Kawasaki-Fahrern zu hören, dass die ZX-10RR nicht eben sanft umgeht mit den Reifen, aber Johnny Rea zeigte wieder einmal eine Galavorstellung.
«Den Unterschied machen meine Crew und ich aus», hielt der dreifache Weltmeister fest. «Wir pflegen eine sehr gute Beziehung zu den Ingenieuren in Japan, alle arbeiten sehr hart. Als Motto für diese Saison wurde Ninja Spirit ausgegeben, alle Regeln richten sich dieses Jahr gegen uns. Wir haben die Mentalität niemals aufzugeben und immer weiter zu pushen. Wir machen nichts Revolutionäres, ändern nur die Balance des Motorrads und die Federelemente, wir kämpfen mit auf dem Rücken festgebundenen Händen – aber es funktioniert.»
Aus der Sicht von Rea hört es sich einfach an, was er am Sonntagnachmittag leistete: «Mein Start war schlecht, dann kam ich aber okay über die Kuppe. In der ersten Kurve folgte ich Davies, er hat den Weg freigemacht. Als ich durch war, lag ich eine gute Sekunde hinter Laverty. Er hatte einen guten Rhythmus und ich keine Not, ihn möglichst schnell zu erreichen. Als ich an ihm vorbei war, bekam ich gute Signale auf meiner Boxentafel, wusste was hinter mir los war und konnte mein Rennen danach ausrichten.»
Wir sahen den 62. Superbike-Sieg des WM-Leaders, sein Vorsprung im Gesamtstand beträgt nach 16 von 26 Läufen bereits 75 Punkte auf Davies.
«Entspannt bin ich deswegen nicht», unterstrich der 31-Jährige. «Wenn ich nach Misano den gleichen Vorsprung habe, kann ich anfangen über die Meisterschaft nachzudenken. Ich versuche immer, die Erwartungshaltung vor der Sommerpause gering zu halten – alles kann passieren. Aber es ist besser 75 Punkte Vorsprung zu haben, als nicht. Ich mache weiter wie bisher und versuche Fehler zu minimieren. Fehler haben mich dieses Jahr viel gekostet.»