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Erhöht Aprilia das Angebot? Milwaukee vor Absprung

Von Ivo Schützbach
Eugene Laverty sorgte mit Rang 3 in Laguna Seca für den ersten Podestplatz von Aprilia im Trockenen seit Oktober 2015. Milwaukee-Teameigentümer Shaun Muir spricht im Exklusiv-Interview über seine Möglichkeiten für 2019.

Die Linie von Aprilia-Rennchef Romano Albesiano ist seit Februar klar. «Unser Hauptaugenmerk gilt MotoGP», unterstrich der 54-jährige Italiener. «Milwaukee helfen wir nicht nur, wir entwickeln gemeinsam. Uns bot sich die Gelegenheit, einen sehr speziellen Kunden zu unterstützen und ihm bei der Entwicklung zu helfen, das Milwaukee-Team. Wir unterstützen sie werksseitig. Wenn wir solche Möglichkeiten haben, sind wir auch in Zukunft in der Superbike-WM vertreten. Wenn nicht, müssen wir damit aufhören.»

Teamchef Shaun Muir ist aber nicht mehr bereit, einen Haufen Geld zu bezahlen und dann bei der Entwicklung helfen zu müssen. Er möchte fertige Werksmaschinen einsetzen – wie sie Ducati seinen Kunden anbietet und wie es BMW zukünftig zu tun plant.

Der Engländer wurde mit seinem Team Shaun Muir Racing (SMR) 2015 mit Yamaha und Fahrer Joshua Brookes Britischer Superbike-Champion. 2016 erfolgte mit BMW der Einstieg in die Superbike-WM, 2017 der Wechsel zu Aprilia. Seither hetzte das Team einem Podestplatz hinterher, im zweiten Rennen in Laguna Seca gelang dieser endlich.

Eugene Laverty sorgte mit Rang 3 für das Ende einer langen Durststrecke. Im Trockenen fuhr Aprilia letztmals Mitte Oktober 2015 in Katar aufs Podest, damals gewannen Jordi Torres und Leon Haslam. Im Nassen sorgte Alex De Angelis im September 2016 mit Rang 2 auf dem Lausitzring für den letzten Podestplatz.

SPEEDWEEK.com sprach mit Shaun Muir, ob der Durchbruch in den USA etwas an der zukünftigen Ausrichtung seines Teams ändert.

Shaun, was bedeutet dir persönlich der erste Podestplatz in der Superbike-WM?

Wir sind begeistert und glücklich. Ich habe den Sponsoren viel versprochen, was wir erreichen können – es gelang später als erhofft.

Dieser Podestplatz spornt jeden im Team an, damit steigt die Erwartungshaltung. Jetzt sind wir nicht mehr ein Team mit unterdurchschnittlichen Leistungen, sondern stehen dort, wo wir es erwarten. Jetzt werden einige Kritiker verstummen.

Du bist mit SMR 2016 in die Superbike-WM gekommen und hast dein Team immer als ein starkes gesehen: Wieso blieben die guten Ergebnisse aus?

Wir hatten nicht die beste Kombination aus allem.

Meine beiden Piloten 2016 fanden die BMW sehr schwierig zu fahren, Torres und Reiterberger aus dem Althea-Team bestätigten das. Sie kamen damals zwar regelmäßig vor uns ins Ziel, aber nicht weit vor uns. Sie kämpften nicht um Podestplätze, das Motorrad war nie gut genug, um um Podestplätze zu kämpfen. Das ist noch heute so.

Als wir für 2017 zu Aprilia wechselten ging ich davon aus, dass wir es sehr bald aufs Podium schaffen würden. Dass das nicht klappte, führe ich darauf zurück, dass Aprilia zwei Jahre keine Entwicklung betrieb und sich alle anderen verbesserten.

Mein Team dieses Jahr unterscheidet sich nicht von dem letztes Jahr. Wir haben aber lange gebraucht, um die richtige Abstimmung für das Motorrad zu finden. Eugenes bevorzugtes Set-up heute ist meilenweit von dem entfernt, das er 2013 benützte. Das hängt damit zusammen, dass sich seither die technischen Bestimmungen und damit einige Sachen am Motorrad geändert haben.

Als Vierter im ersten Rennen durfte Laverty im zweiten Lauf in den USA von Pole-Position starten. Hätte er es auch ohne die geänderte Startaufstellung aufs Podium geschafft?

Ja – wir wären zumindest sehr nahe dran gewesen.

Wir wissen jetzt, wo die Schwäche der Aprilia liegt. Genügend Hinterradgrip am Kurveneingang zu haben, ist bei diesem Motorrad kritisch. Wenn wir ihn haben und sich das Motorrad gut einlenken und anschließend beschleunigen lässt, dann ist es gut genug fürs Podium. Wenn der Grip fehlt, landen wir auf Platz 4 bis 10. Das ist eine teuflische Situation, aber damit müssen wir klarkommen und um das Problem herum arbeiten. Die Aprilia funktioniert in einem sehr kleinen Fenster. Fallen wir aus diesem heraus, stecken wir in Schwierigkeiten.

Bislang hast du gesagt, dass es 2019 mit Aprilia nur dann weitergeht, wenn sich das Werk deutlich mehr einbringt. Ändert der Laguna-Erfolg daran etwas?

Für mich ändert das nichts. Vielleicht ändert es etwas bei Aprilia – da bin ich mir aber nicht sicher. Ich erwarte nicht, dass mir Aprilia ein anderes Angebot als bislang unterbreitet.

Falls du zu Ducati wechselst, musst du ungefähr gleich viel Geld für die Motorräder und die technische Unterstützung wie jetzt bei Aprilia bezahlen. Was du von BMW bekommen kannst, erfährst du im Juli. Während du bei Aprilia genau weißt, was das Motorrad leisten kann, ist die Leistungsfähigkeit der neuen Ducati V4 und BMW S1000RR offen. Ist das Risiko für dich geringer, wenn du bei Aprilia bleibst?

Ich habe folgende Optionen.

Den Vertrag mit Aprilia um ein Jahr verlängern.

Wenn ich zu Ducati gehe, unterschreibe ich für zwei oder drei Jahre. Die Entwicklungsgeschwindigkeit bei Ducati wird deutlich höher sein, als unsere mit der jetzigen Aprilia.

Ich gehe davon aus, dass die neue Ducati und die Aprilia in den ersten Events nächstes Jahr auf Augenhöhe sind, aber schon sehr bald wird die Ducati besser sein.

Was BMW betrifft, kann ich mir momentan kein Urteil erlauben. Wenn ich bei ihnen unterschreibe, dann für zwei oder drei Jahre.

Vieles hängt davon ab, welche Fahrer ich verpflichten kann. Für viele Fahrer klingt eine werksunterstützte BMW im ersten Jahr nicht sehr attraktiv. Wenn aber ein gutes Entwicklungsprogramm installiert wird, dann wird das Motorrad sehr schnell konkurrenzfähig. Nicht nach zwei oder drei Jahren, sondern im ersten Jahr.

Die Basis der Aprilia RSV4 reicht ins Jahr 2008 zurück, sämtliche Experten halten die Maschine für ausgereizt.

Da stimme ich zu.

Das Ziel von allen ist, ein konstant schnelles Motorrad zu haben, wie die Kawasaki oder die Ducati Panigale. Von der neuen V4 wird das Gleiche erwartet.

Die Aprilia kann auf speziellen Strecken sehr schnell sein, aber nicht über die ganze Meisterschaft – das ist das Problem.

Hast du schon Fahrer für 2019 im Kopf?

Bis Misano wird sich einiges tun. Meine Hoffnung ist, dass ich die zwei besten Fahrer verpflichten kann, die bis dahin nicht unterschrieben haben.

Zuerst schaue ich im Superbike-Paddock, bevor ich mich im MotoGP-Fahrerlager umschaue.

Es wird nicht Jonathan Rea sei, er hat bereits unterschrieben. Chaz Davies ist unwahrscheinlich, er wird bei Ducati bleiben. Van der Mark und Lowes bleiben wohl bei Yamaha, Melandri redet mit dem zweiten Yamaha-Team, ebenso Beaubier und Fahrer wie Lucas Mahias und Sandro Cortese. Damit bleiben Sykes und Laverty übrig, die sich um den zweiten Platz im Ducati-Werksteam bemühen – falls Melandri wirklich geht. Dann ist noch ein Platz bei Kawasaki frei.

Ich bediene mich aus denen, die übrig bleiben. Das können Sykes oder Laverty sein, aber auch Markus Reiterberger oder Jordi Torres. Oder Leon Camier, falls sein Vertrag mit Honda nicht verlängert wird.

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