Sommerpause: Die wichtigsten News seit Misano
Bald ziehen die Superbike-Asse ihre Lederkombi wieder an
Am 7./8. Juli fanden in Misano die letzten Rennen der seriennahen Weltmeisterschaft statt, die Sommerpause endet in einer Woche mit dem Meeting in Portimão – neun Wochen, die nur von einem zweitätigen Test auf der portugiesischen Rennstrecke unterbrochen wurde.
Dennoch war die Superbike-WM seit Misano nicht arm an Neuigkeiten. Hier die wichtigsten News.
Superbike-WM 2019 ohne MV Agusta?
Der Auftritt von MV Agusta in der Superbike-WM wird nicht vom Werk in Varese gestemmt, das Team gehört dem besonnenen Andrea Quadranti. Der Schweizer sieht das Ende seiner Bemühungen kommen, denn die Homologation für das aktuelle Motorrad läuft nach der Saison 2018 ab. Ein neues Modell mit Euro4-Zulassung ist nicht in Sicht. «Die schlechteren Ergebnisse machen es noch schwieriger, neue Partner zu finden», erklärte Teameigentümer Quadranti. «Und weil es kein neues Motorrad gibt, bin ich beim momentanen Stand der Dinge zu 90 Prozent sicher, dass wir 2019 nicht weitermachen werden.»
Pata Yamaha macht mit Lowes und van der Mark weiter
Wochenlang sah es so aus, als würde Michael van der Mark für nächste Saison ins Kawasaki-Werksteam wechseln und dort an der Seite von Weltmeister Jonathan Rea fahren. Doch dann kam sein Doppelsieg in Donington Park und der Niederländer geriet ins Grübeln und entschied sich für einen Verbleib bei Yamaha. Alex Lowes hat sich erst gar nicht bei anderen Herstellern umgehört, sondern von Anfang an auf eine Vertragsverlängerung mit Yamaha gesetzt.
Kawasaki – Trennung von Sykes, Comeback von Haslam
Am 18. Juli gaben Kawasaki und Tom Sykes die Trennung nach Saisonende bekannt. Sykes unterschrieb bei Kawasaki, als niemand sonst eine Ninja fahren wollte. Dafür wurde die Entwicklung der ZX-10R lange auf den 32-Jährigen zugeschnitten, Sykes belohnte Kawasaki wiederum 2013 mit dem ersten WM-Titel seit Scott Russel 1993 und wurde 2012, 2014 und 2016 jeweils Vizeweltmeister.
Weil der 21-jährige Toprak Razgatlioglu (Puccetti Kawasaki) noch nicht bereit ist, muss Kawasaki eine Saison überbrücken. Neben Jonathan Rea, der bis 2020 bei Kawasaki verlängerte, kehrt nach drei Jahren in der Britischen Superbike-Meisterschaft daher Leon Haslam zurück auf die Weltbühne.
Nie wieder Superbike-WM in Brünn?
Weil der Zuschauerzupruch, und damit die Einnahmen, zu gering waren, verabschiedete sich Brünn nach dem Meeting 2012 von der Superbike-WM. Erst durch den Verkauf des Lausitzrings an die Prüfgesellschaft DEKRA gab es 2018 ein Comeback der bei Fans aus Deutschland und Österreich beliebten tschechischen Rennstrecke. Aber es kamen erneut zu wenige zahlende Fans an die Piste: Statt 65.000 im Jahr 2012 waren es 2018 sogar nur 50.000 Besucher! Die Direktorin des Automotodrom Brno, Ivana Ulmanova, bestätigte gegenüber SPEEDWEEK.com, dass es 2019 kein Meeting der Superbike-WM in Brünn geben wird.
Ducati 2019 mit Davies und Bautista
Der Wechsel von Alvaro Bautista in die Superbike-WM zeichnete sich seit Wochen ab, die Entscheidung fiel aber tatsächlich erst am 23. August. Kommt der Spanier gesund durch die Saison, wird der 125er-Weltmeister von 2006 im November nach 159 MotoGP-Rennen in die Superbike-WM wechseln. Bautista löst im Ducati-Werksteam Marco Melandri ab und wird 2019 an der Seite von Chaz Davies fahren.
Die Superbike-WM 2019 droht daher ohne italienischen Spitzenpiloten über die Bühne zu gehen, da Melandri gerüchteweise einem Wechsel in die MotoAmerica nicht abgeneigt ist.
Portimão-Test – Fabelzeiten von Jonathan Rea
Auch die Sommerpause und sein Ausflug zum 8h Suzuka haben an der Dominanz von Jonathan Rea nichts geändert, das zeigte der Kawasaki-Star beim Portimão-Test am 23./24. August eindrucksvoll. Der große Abstand von fast einer Sekunde zu Alex Lowes (Yamaha) als Zweiter der Zeitenliste erklärt sich jedoch damit, dass der Yamaha-Pilot keinen Qualifyer einsetzte. Mit einem Qualifyer-Reifen verbesserte Rea den Pole-Rekord aus dem Jahr 2013 um fast 2/10 sec auf 1:41,192 min. Auf Rennreifen war Rea in 1:42,022 min gut 0,4 sec schneller als der Rundenrekord.
Chaz Davies: Zwei Verletzungen in neun Wochen
Unmittelbar nach dem Meeting in Misano brach sich der Ducati-Werkspilot das rechte Schlüsselbein (Unfall mit dem Mountainbike) und verpasste deswegen das Race of Champions. Unmittelbar nach dem Portimão-Test Ende August brach es sich der Waliser nach einem Supermoto-Sturz erneut. Sein Einsatz am Rennwochenende in Portimão ist gefährdet.
Neue Kawasaki ZX-10RR für 2019
Um in der Superbike-WM maßgeblich zu bleiben, bringt Kawasaki jährlich eine Modellverbesserung. Die ZX-10R Jahrgang 2019 leistet im Serientrimm stattliche 203 PS – dafür wurde tief in die Trickkiste gegriffen. Bei der Überarbeitung des Reihenvierzylinders ging es darum, den Motor und vor allem den Ventiltrieb für sehr hohe Dauerdrehzahlen standfester zu machen. Deshalb betätigen die zwei obenliegenden Nockenwellen die Ventile nicht mehr über Tassenstößel, sondern über Schlepphebel.
Die ZX10-RR ist auf 500 Stück limitiert. Dank Titanpleueln hat der Motor noch mehr Drehzahlreserve, in Serie greift der Drehzahlbegrenzer 600/min später ein und bringt gemäß Datenblatt noch ein PS mehr Leistung. Das Fahrwerk ist auf den Rennstreckeneinsatz abgestimmt und rollt auf leichteren Schmiederädern von Marchesini.
Héctor Barberá als Kenan Sofuoglu-Nachfolger
Rekordweltmeister Kenan Sofuoglu beendete Mitte Mai in Imola seine lange Karriere, als Ersatz für den Türken verpflichtete Puccetti zunächst Sheridan Morais. Weil der Südafrikaner in seinen fünf Einsätzen nie über Rang 7 hinauskam, suchte das Team einen schnelleren Nachfolger.
Nach wochenlangen Verhandlungen haben sich Teamchef Manuel Puccetti und Hector Barbera darauf geeinigt, das letzte Saisondrittel gemeinsam zu bestreiten. Der langjährige MotoGP-Pilot war seit dem 8. Juni 2018 auf Jobsuche. Damals erhielt er von seinem Moto2-Team Pons HP40 die Kündigung, weil ihn die spanische Polizei mit 0,67 Promille Alkohol im Blut am Steuer seines Audi erwischt hatte.
Turbulenzen um NRT Yamaha
Wie von SPEEDWEEK.com aufgedeckt, steht das Team Nerds Racing vor dem Aus. Teameigner Vafi Khan ist mit der Bezahlung von Gehältern und Rechnungen im Rückstand. Trudeln die Ausstände nicht in Kürze ein, werden die letzten vier Saisonrennen nicht mehr bestritten und Jules Cluzel und Thomas Gradinger müssen sich nach neuen Jobs umsehen. Während der Franzose ein Angebot von GMT94 hat, ist die Zukunft des Österreichers unsicher.