Nahe Katastrophe: Superbike-WM 2019 ohne MV Agusta?
Jordi Torres auf der einzigen MV Agusta
Der Auftritt von MV Agusta in der Superbike-WM wird nicht vom Werk in Varese gestemmt, das Team gehört dem besonnenen Andrea Quadranti. Wie im Vorjahr mit dem zu Red Bull Honda abgewanderten Leon Camier setzt der Schweizer auch in der Saison 2018 mit Jordi Torres nur eine F4 RC ein.
Ob es dabei für 2019 bleibt, ist ungewiss. Es droht der Verlust von MV Agusta als Hersteller in der seriennahen Motorrad-Weltmeisterschaft!
Denn nach neun Meetings belegt Torres lediglich WM-Rang 13, in Imola holte der Spanier im zweiten Rennen sein einziges Top-5-Finish. Zuletzt beim zweiten Heimrennen in Misano gab es keine Beute: Sturz im ersten Rennen und Motorschaden im zweiten.
Als kleines Team kann MV Agusta auf kurzfristige Veränderungen weniger gut reagieren als die großen Werksteams von Kawasaki, Ducati oder Yamaha. «Pirelli bringt beinahe zu jedem Rennen mehrere neue Reifenentwicklungen mit, das bereitet uns Probleme», kritisierte Quadranti bei unseren Kollegen von GPOne.com. «Wir haben keine Chance, eine solide Basis-Abstimmung zu finden. Denn Jordi hat einen ganz anderen Fahrstil als Camier, wir fangen auf jeder Rennstrecke bei null an. Und weil man mehrere Reifen durchtesten muss, haben wir dabei einen schweren Stand.»
Das MV-Agusta-Team verfügt schon jetzt über wenige Sponsoren; die Motorradverkleidung bietet reichlich Platz für Geldgeber. Noch gravierender: Die Homologation für das Motorrad läuft nach der Saison 2018 ab. Ein neues Modell mit Euro4-Zulassung ist nicht in Sicht. «Die schlechteren Ergebnisse machen es noch schwieriger, neue Partner zu finden», erklärte Teameigentümer Quadranti. «Und weil es kein neues Motorrad gibt, bin ich beim momentanen Stand der Dinge zu 90 Prozent sicher, dass wir 2019 nicht weitermachen werden.»
Für Quadranti böte sich allenfalls ein Herstellerwechsel an. Aprilia könnte möglicherweise einen neuen Partner benötigen, falls sich das Milwaukee-Team zu Ducati oder BMW abseilt. Nach der Vorstellung von Aprilia-Rennchef Romano Albesiano soll das Team die finanzielle Hauptlast stemmen – daraus folgt nicht eben die beste Verhandlungsposition.