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Marco Melandri verzweifelt: «Dann höre ich eben auf»

Von Ivo Schützbach
Marco Melandri ist bekannter als jeder andere aktive Superbike-Pilot

Marco Melandri ist bekannter als jeder andere aktive Superbike-Pilot

Während sein Manager Alberto Vergani im Hintergrund alle Strippen zieht, um Marco Melandri in der Superbike-WM 2019 auf ein gutes Motorrad zu hieven, trägt der Italiener seine Verzweiflung in die Welt hinaus.

Marco Melandri sagt nichts ohne Bedacht. Viele Jahre MotoGP-Fahrerlager haben ihn geprägt und gelehrt, wann er verbale Spitzen setzen muss, um Aufmerksamkeit zu erregen.

«Momentan habe ich für 2019 keine Option, ich habe nichts in der Hand», sagte der Mann aus Ravenna in Argentinien bezüglich seiner Teamsuche. «Natürlich will ich weiter Rennen fahren, ich fühle mich gut. Wenn ich aber nur dabei sein kann, dann interessiert mich das nicht. Dann fahre ich lieber mit Freunden zum Spaß Motocross und schaue, was mir das Leben außerhalb des Motorsports zu bieten hat. Ich bin mit mir selbst im Reinen, das wäre kein Problem. Dann höre ich eben auf. Dieses Jahr habe ich so vielen Rennen vergeudet, weil ich seltsame Probleme mit dem Motorrad hatte. Für nächstes Jahr gibt es nicht mehr viele gute Motorräder – bislang hat mich niemand kontaktiert.»

Monatelang sprach Melandri mit der neuen Superbike-Truppe GRT Yamaha, doch Yamaha wird die beiden Plätze an Lucas Mahias, Supersport-Weltmeister 2017, Supersport-WM-Leader Sandro Cortese oder Youngster Federico Caricasulo vergeben. Melandri passt mit 36 Jahren nicht ins Konzept der Nachwuchsförderung.

Red Bull Honda sucht einen zweiten Weltklassefahrer für den Platz neben Leon Camier, Melandri steht aber weder bei Honda Motor Europe noch bei Partner Ten Kate Racing oben auf der Wunschliste. Allerdings hat der Italiener beste Verbindungen zur Honda Racing Corporation in Japan.

Auch im Team von Shaun Muir (SMR), dieses Jahr unter dem Namen Milwaukee Aprilia unterwegs, ist Melandri nicht der Favorit. Der Engländer verhandelt mit dem potenziellen zukünftigen Hauptsponsor Gulf Oil sowie Hersteller BMW über einen Drei-Jahres-Vertrag. Bei SMR haben reihenweise Topfahrer angeklopft, unter ihnen die wahrscheinlichste Fahrerpaarung Eugene Laverty und Markus Reiterberger.

Bleibt für Melandri nur noch das Althea-Team von Genesio Bevilacqua. Einigt sich Shaun Muir Racing mit BMW, wird Althea aller Voraussicht nach zu Ducati zurückkehren. 2011 war man bereits mit Fahrer Carlos Checa gemeinsam Weltmeister.

«Bislang haben wir nicht darüber gesprochen, aber ich kenne Genesio sehr gut», meinte Melandris Manager Alberto Vergani gegenüber SPEEDWEEK.com zum möglichen Wechsel zu Althea. «Er wird den letzten Moment abwarten, bis er den Deal mit Ducati eingefädelt hat. Sicher ist, dass Milwaukee nächstes Jahr keine Ducati einsetzt. Althea könnte für Marco eine gute Möglichkeit werden.»

«Am Wichtigsten für mich ist, dass ich mit der Dorna spreche», so Vergani. «Ich unterstelle, dass Marco eine der Schlüsselpersonen dieser Meisterschaft ist. Er ist eine Marke, ein sehr bekannter Name. Ohne Marco wird in Italien kaum noch jemand der Superbike-WM folgen, wenn dauernd Briten gewinnen. Die Logik gebietet, ihn in diesem Fahrerlager zu halten. Deshalb glaube ich, dass wir zusammen mit der Dorna einen Weg finden.»

Neben Melandri sind auch die Laufsieger Laverty, Tom Sykes, Loris Baz und Jordi Torres noch ohne Job. «Die Meisterschaft erlebt keine gute Zeit», hielt Melandri fest. «Es gibt noch eine gute Honda, da wird wohl Sykes hingehen. Wie es mit BMW weitergeht, steht nicht fest.»

Den Wechsel in die US-Serie MotoAmerica hat Vergani inzwischen ausgeschlossen und die Britische Meisterschaft lehnt Melandri ab: «Sie ist auf einem sehr hohen Level, aber zu gefährlich. Ich bin zu alt für solche Rennstrecken.»

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